Die sieben weitverbreitetsten Blockchain-Mythen

06.05.2019

Alfred Taudes, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsinstituts Kryptoökonomie der WU / Foto: © WU

Mythos 3: Blockchain ist nur ein vorrübergehender Hype

Global gesehen gibt es bereits unzählige Bereiche, in denen erste Anwendungen auf Blockchaintechnologie in Erprobung sind: Etwa beim Carsharing in Deutschland, wo die bis dato komplexen Abläufe – von der Fahrzeugauswahl bis hin zum endgültigen Abschluss eines personalisierten Mietvertrages – dank Blockchain derart vereinfacht werden konnten, dass das System beinahe völlig ohne Infrastruktur oder Verträge mit Bezahldienstleistern auskommt. Oder im Rahmen eines dezentralen Stromnetz-Projekts in New York, bei dem mittels Smart Meter und Smart Contracts Solar-Häuser ihren tatsächlichen Stromverbrauch automatisch berechnen und die überschüssige Energie selbstständig an „traditionelle“ Haushalte weiterverrechnet wird. Auch in Österreich existieren erste vielversprechende Anwendungen, etwa bei der Stadt Wien, im Finanzdienstleistungsbereich und bei Energieversorgern. „Ich kann Ihnen nicht beantworten, wo der Bitcoinkurs in drei Jahren sein wird, oder welche der vielen alternativen Kryptowährungen dann noch existieren werden. Wovon ich aber überzeugt bin, ist, dass sich Blockchain als Technologie durchsetzen und die Welt, wie wir sie kennen, revolutionieren wird“, ist Taudes überzeugt.

Mythos 4: Blockchains sind als Basis für Zahlungsmittel ungeeignet, da sie nur eine beschränkte Anzahl an Transaktionen verarbeiten können.

Die Beschränkung auf eine Maximalzahl von Bitcoins, die nicht überschritten werden kann, ist eine Konsequenz des in Mythos 2 beschriebenen Proof-of-Work Mechanismus. Die erwähnten Blockchain-Systeme für den Einsatz im Unternehmensverbund sind davon nicht betroffen, und bei öffentlichen Blockchains sind bereits neue Techniken, wie etwa das Bitcoin Lightning Network, in Entwicklung. Bei diesem Ansatz wird ein Zahlungskanal zwischen zwei Knoten eröffnet, über den diese Zahlungen ohne aufwändige Verifikation senden können. Lediglich beim Eröffnen und Schließen des Kanals erfolgen die Verifikation und der Proof-of-Work.

Mythos 5: Blockchains sind das Ende des Datenschutzes.

„Die Einträge in der Bitcoin-Blockchain müssen für alle Knoten lesbar sein, nur dann kann man dezentral Überweisungen verifizieren und Bitcoins minen. Zur Kontenidentifikation werden allerdings keine persönlichen Daten verwendet, sondern pseudonyme Adressen, die sich jedermann über ein sogenanntes Wallet erzeugen kann“, so Alfred Taudes.

Solange man sich also innerhalb der Bitcoin-Blockchain bewegt, sind die Überweisungen privat. Wenn jemand allerdings einen Bezug zwischen der Bitcoin-Adresse und einer Person herstellen kann, können alle Überweisungen dieser Person nachverfolgt werden. Es gibt aber auch Kryptowährungen wie Dash, die völlig anonym sind und daher kompletten Datenschutz garantieren.

Mythos 6: Blockchains sind die Zukunft, bald werden alle IT-Anwendungen auf dieser Basis laufen

„Das ist ein Unsinn“, betont Taudes. Blockchains sind im Vergleich zu Datenbanken für klassische Anwendungen in Unternehmen – etwa für die Buchhaltung – zu teuer und nicht effizient. „Für diese Anwendungsbereiche macht das keinen Sinn, sondern nur dort, wo der Datenaustausch derzeit unsicher und ineffizient ist, etwa bei Transaktionen zwischen den Akteuren in einer globalen Lieferkette.“

Mythos 7: Blockchains sind unsicher, immer wieder hört man von gestohlenen oder verlorenen Geldbeträgen.

Alle Transaktionen, die in einer Blockchain gespeichert sind, können in der Datenbank von niemandem im Nachhinein verändert, also gefälscht oder gelöscht werden. Somit gelten alle über die Blockchain durchgeführten Geschäfte als sicher. „Wenn etwas gestohlen wurde, dann nur deshalb, weil der private Schlüssel des Nutzers Unbefugten bekannt war“, sagt Taudes. Das ist vergleichbar mit dem Diebstahl des PIN-Codes für die Bankomatkarte.

Gastbeitrag von Prof. Alfred Taudes, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsinstituts Kryptoökonomie der WU