Die ersten 1.000 Euro an der Börse richtig investieren

25.06.2019

Lothar Koch, Leiter Portfoliomanagement, GSAM + Spee Asset Management AG / Foto: © GSAM + Spee Asset Management AG

Wer genau nachrechnet, finden schnell heraus: Wer im Dezember 2000 1.000 Euro in einen DAX ETF und danach monatlich 100 Euro in einen DAX ETF investiert hätte, hätte heute ein Vermögen von 43.173 Euro (Plus 20.073 Euro) und damit seinen Einsatz fast verdoppelt. Der gleiche ETF gerechnet mit 5 % Ausgabeaufschlag und einer jährlichen Depotgebühr von 40 Euro würde das Plus um 3.498 Euro auf 16.584 Euro abschmelzen lassen. Vermeidbare Kosten. Die höhere Verwaltungsgebühr eines aktiven Fonds von mindestens einem Prozent ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Wer 20 oder 30 Jahre lang und mit etwas höheren Beträgen anspart, könnte sich so schnell den Preis eines VW Golfs mit guter Ausstattung einsparen. Wer gerade zu Beginn seiner Börsenkarriere darauf achtet, Kosten zu sparen, hat die ersten Gewinne quasi schon eingefahren, egal in was er anlegt.

Gemeinsam schauten wir uns anschließend die unterschiedlichen Anlageklassen an: Aktien, Gold und Rohstoffe. Geographisch gab es ETFs, die in Deutschland, Europa, USA sowie international investierten. Da es sich um seine erste Investition an der Börse handelte, entschied er sich für internationale Aktien. Dort gibt es die größte Streuung. Die Abhängigkeit von einzelnen Ländern oder Branchen ist nicht so groß. Das senkt das Risiko. Die Wahl fiel auf einen ETF, der den MSCI All Country World Index abbildet. Dieser Index umfasst mehr als 2.700 Aktiengesellschaften aus über 45 Ländern der Welt. Dabei enthält einen Anteil von etwas über zehn Prozent an Schwellenländern. Viele von diesen Unternehmen schütten regelmäßig Dividenden aus. Bei einer sogenannten thesaurierenden Variante eines ETF werden diese automatisch im Fondsvermögen wieder angelegt. Das ist bei langfristigen Investmentsparplänen zur Altersvorsorge oder zum Vermögensaufbau besonders sinnvoll, da aktuell keine Ausschüttungen benötigt werden.

Der wichtigste Faktor an der Börse, um nachhaltig erfolgreich zu sein, ist nicht, zum richtigen Zeitpunkt zu investieren oder die einmalige Kursrakete zu erwischen. Das gelingt selbst den Profis auf Dauer selten. Es ist die richtige Zusammensetzung des Depots. Das belegt die 2013 veröffentlichte Studie von Prof. Dr. Manfred Weber von der Universität Mannheim. In Zahlen kann man es so ausdrücken: Wer einmalig 10.000 Euro in einen Indexfonds auf den Weltaktienmarkt investiert und danach 15 Jahre lang monatlich 100 Euro einzahlt, hat bei einer jährlichen Rendite von nominal 6 % am Ende ein Vermögen von 52.800 Euro vor Steuern beisammen und damit einen Gewinn von 24.800 Euro erzielt - eine hübsche Summe! Ein Anleger, der bei sonst gleichen Bedingungen 15 Jahre vorher begonnen hat und so 30 Jahre lang anspart, kommt auf 155.400 Euro – das ist ein Gewinn von fast 109.400 Euro. Das heißt: Eine um 65 % höhere Einzahlung (46.000 statt 28.000 Euro) führt zu einem Gewinn, der um 341 % höher ist (109.400 statt 24.800 Euro) – das entspricht einem Verhältnis von 5,2 zwischen Gewinnzuwachs und Zuwachs bei den Einzahlungen! Kein Wunder, dass Albert Einstein auf die Frage nach der stärksten Kraft im Universum geantwortet hat: „Das ist der Zinseszins.“

Als letzten Tipp schlug ich vor, eher am Monatsende zu investieren, bevor am Monatsanfang alle anderen Investoren ihr Geld anlegen. Rein statistisch betrachtet, kann das die durchschnittliche Rendite noch etwas steigern.

Das Gespräch mit dem Berufsanfänger fand vor fast fünf Jahre statt. Ich weiß nicht, welchen Weg er an der Börse genommen hat. Ist er seiner Linie treu geblieben, dann wäre heute sein Depot inklusive der Sparrate rund 8.000 Euro schwer. Eingezahlt hätte er bis jetzt nur 6.500 Euro. Das entspräche einer Rendite von etwas mehr als acht Prozent pro Jahr. Zu den „Glorreichen Vier“ der Geldanlage gehören eine gute Strategie, gesunde Ausdauer, der Zinseszins-Effekt und niedrige Kosten. Wenn Sie diese vier Faktoren beachten, werden Sie erfolgreich bei der Geldanlage sein. Und das ganz unabhängig davon, wie viel Sie an der Börse investieren.

Kolumne von Lothar Koch, Leiter Portfoliomanagement, GSAM + Spee Asset Management AG in Düsseldorf