Der Nebel wird dichter

21.03.2018

Michael Beck, Leiter Asset Management Ellwanger & Geiger / Foto: © Ellwanger & Geiger

Eine Entscheidung nach der anderen wird getroffen und es zeigt sich – alles bleibt beim Alten! Der russische Präsident Putin wurde mit einer deutlichen Mehrheit von 76 % wiedergewählt. In Europa mit seiner zunehmend zersplitterten Parteienlandschaft schaut man zwar ob der Wahlunregelmäßigkeiten skeptisch, aber dennoch etwas neidisch nach Russland. Denn monatelange Koalitionsverhandlungen sind dort nicht nötig. Getoppt wird dies nur durch die 100 %-Zustimmung für den chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Wir kennen solche Quoten nur von Parteitagen, aber der ehemalige Kanzlerkandidat Schulz kann bezeugen, dass dies nicht immer die optimale Lösung ist.

Donald Trump sieht derzeit dagegen seine Wahlfelle davonschwimmen. Eine Nachwahl in einer Republikaner-Hochburg ging verloren und die Gefahr ist groß, dass die Herbstwahlen zum Repräsentantenhaus und Senat dazu führen werden, dass sich die knappen Mehrheiten in Luft auflösen. Dies dürfte der Grund dafür sein, dass er nun darauf erpicht ist, seinen Wählern zu beweisen, dass er seine Wahlversprechen einhält. Dass er damit einen veritablen Handelskrieg mit der Welt auszulösen droht, der nicht zuletzt auch den USA massiv schaden wird, scheint ihn dabei nicht zu stören. Nebenbei wird das Personal von moderaten Kräften gesäubert und mit Trump-Anhängern besetzt.

Den Finanzmärkten scheint dieses weltweite politische Umfeld nicht mehr ganz geheuer zu sein, denn die Aktienmärkte zeigen nicht mehr die Stärke der letzten Monate. Auch der US-Dollar, der aufgrund der Zinsdifferenz und -erwartung wesentlich stärker sein müsste, neigt immer wieder zur Schwäche. Trump verprellt vor allem diejenigen Länder, die sein Land mit Treasury-Käufen finanzieren. Japan etwa hat Anfang des Jahres 2018 insbesondere in französische und deutsche Staatsanleihen investiert und gleichzeitig US-Treasuries abgestoßen. Der Euro dürfte sich bis auf Weiteres im Spannungsfeld einer prächtig laufenden Euro-Konjunktur und einer langsamen Stimmungseintrübung aufgrund der vielen innereuropäischen und geopolitischen Probleme bewegen. Der ZEW-Index reagierte schon sehr verschnupft auf einen möglichen Handelskrieg und bildete sich weit stärker als erwartet zurück. Der eher negativ aufgefasste Wahlausgang in Italien wird zwar durch die jüngste Brexit-Annäherung kompensiert. Aber die nächsten Wochen bleiben mit Sicherheit spannend.

Marktkommentar von Michael Beck , Leiter Asset Management Bankhaus ELLWANGER & GEIGER