Das Coronavirus ist unschuldig
09.03.2020
Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln / Foto: © Portfolio Concept
Die letzte Börsenwoche stand ganz im Zeichen des Coronavirus. Die Börsen brachen weltweit ein. Selbst sogenannte sichere Häfen wie Gold bescherten Anlegern deutliche Verluste. Mit einem Minus von rund 13,5 Prozent erlebten Anleger die schwärzeste Woche seit Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008. Ein solcher Ausverkauf an den Aktienmärkten kommt glücklicherweise selten vor. Genauso wie ein schwarzer Schwan in der Natur. An den Finanzmärkten steht deshalb der Begriff des „Schwarzen Schwans“ für ein unerwartetes, plötzlich auftretendes Szenario. Der „Schwarze Schwan“ Coronavirus sorgte für Panik an den Märkten.
Auch erfahrene Börsianer waren überrascht von der Geschwindigkeit des Kurssturzes. Es dominierte teilweise die Angst, dass das Coronavirus die Welt in eine schwere Wirtschaftskrise stürzt. Weltweite Lieferketten könnten unterbrochen werden. Es herrschte eine extreme Nervosität an den globalen Finanzmärkten. Langfristig orientierte Privatanleger sollten sich jedoch keineswegs von der Nervosität am Finanzmarkt anstecken lassen. Niemand kann derzeit vorhersagen, wann die aktuelle Korrektur vorbei ist. Aber wie so oft neigt die Börse zu Übertreibungen und ein wesentlicher Treiber der starken Volatilität (Schwankung) der letzten Woche ging von institutionellen Investoren aus. Diese sind häufig kurzfristig orientiert und nutzen Strategien, die in solchen Marktphasen die Kursbewegungen verstärken.
Risk-Parity-Strategien
Viele Marktbeobachter sehen vor allem in der verbreiteten Anwendung der sogenannten Risk-Parity-Strategien eine Ursache für die heftigen Marktbewegungen. Der Einsatz dieser Strategie bei institutionellen Investoren hat in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. Diese Strategien basieren darauf, dass die Aufteilung des Kapitals auf unterschiedliche Anlageklassen anhand des Risikos bzw. der Volatilität bestimmt wird. In guten Börsenphasen, wenn die Volatilität niedrig ist und die Kurse steigen, investieren die Risk-Parity-Anleger einen größeren Teil ihres Kapitals in Aktien, sie kaufen also dann Aktien, wenn die Kurse ohnehin steigen. In schwachen Börsenphasen, wenn die Volatilität steigt und die Kurse sinken, wird dann wieder in weniger riskante Anlageklassen wie Anleihen umgeschichtet. Das führt dazu, dass die Anwender dieser Strategie durch ihre Transaktionen Kursveränderungen noch verstärken. Steigen die Kurse, wird gekauft, fallen die Kurse, wird verkauft.
Warum gerade moderne Technik für rasante Preisentwicklungen verantwortlich ist und warum nach dem Coronatief ein Hoch folgen könnte, lesen Sie auf Seite 2