Das Comeback von Gold bleibt keine Eintagsfliege

10.07.2019

Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG / Foto: © Martina Draper

Der Goldpreis ist in den vergangenen Wochen auf den höchsten Stand seit über sechs Jahren gestiegen. Nach den massiven Kursverlusten zuvor ist das Balsam auf den Wunden der Gold-Anhänger. Viele haben die Feinunze als „sicheren Hafen“ in ihr Portfolio aufgenommen und sind lange Zeit bitter enttäuscht worden.

Nun also das Comeback, das sich durchaus fortsetzen könnte. Nach Ansicht der Charttechniker von HSBC jedenfalls stellen Edelmetalle auch für den weiteren Jahresverlauf und darüber hinaus eine interessante Assetklasse dar.

Anstieg auf 1700 Dollar ist möglich

Viele Trader bei wikifolio.com sehen das genauso. Christian Jagd rechnet nach dem fulminanten Anstieg zunächst zwar mit einer Konsolidierung, mittelfristig aber mit einem Anstieg auf 1500 US-Dollar. Und das muss noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein. „Langfristig, sprich auf Sicht von zwei Jahren, halte ich durchaus Notierungen von bis zu 1700 Dollar für möglich“, sagt der Trader, der für die jüngste Kurs-Rallye vor allem die Charttechnik verantwortlich macht: „Dass beim letzten Anstieg auch der wichtige und hartnäckige Widerstand im Bereich von 1360 Dollar geknackt wurde, brachte die Anleger mit Short-Positionen auf Gold massiv in Bedrängnis und führte zu einem regelrechten kurzfristigen Run auf das Gold“.

Notenbanken geben die Richtung vor

Auch die Trader-Kollegen Michael Flender und Kai Knobloch sehen die Zukunft des Goldpreises tendenziell optimistisch. Entscheidend ist für beide jedoch die Notenbankpolitik und die daraus resultierende Entwicklung der Kapitalmarktzinsen. „Wenn die Zinsen niedrig bleiben bzw. in den USA sogar wieder deutlich gesenkt werden, dann hat der Goldpreis weiteres Aufwärtspotential“, fasst Flender zusammen. Dabei weist er auf einen entscheidenden Unterschied zur Vergangenheit hin: „Früher hieß es ja immer Gold ist eine Absicherung, bietet aber keine Zinsen. Mittlerweile ist es aber so, dass Anleihen von vielen Ländern negative Zinsen liefern. Von daher ist ein ‚stabiles‘ Investment wie Gold gefragt, da es Kurspotential bietet und zumindest keine Strafzinsen verursacht. “ Knobloch mahnt derweil an, dass ein Ausbleiben der am Markt zunehmend eingepreisten Zinssenkungen in den USA bei einer sich stabiler als vermutet entwickelnden Konjunktur im Umkehrschluss auch eine Belastung für den Goldpreis bedeuten würde.

Welche Hindernisse einem Goldpreisanstieg im Weg stehen könnten, lesen Sie auf Seite 2