Dann gebt ihnen halt einfach kein Geld mehr...

21.04.2016

André Kunze / Foto: © Prometheus

Ein bisschen Mitleid habe ich schon mit Anlegern. Zinssätze nahe und unter der Nullmarke zehren schließlich an den Nerven und sorgen für Frust. Doch letztlich hilft es nichts.

Die Zinsen sind tief und werden es auch bleiben. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Weder die Länder im Euroraum, noch die USA oder Japan können bei den derzeitigen Wachstumsraten deutlich höhere Zinsen verkraften. Zumindest die Zinsperspektive ist in diesem Umfeld also eindeutig: Die Null klebt am Horizont. Hierüber nun zu lamentieren, macht wenig Sinn. Denn wer sich über etwas ärgert, was sich nicht ändern lässt, vergeudet an der falschen Stelle Energie. Als Kind habe ich irgendwann gemerkt, dass es wenig zielführend ist, in furztrockenen Sand Löcher zu buddeln. Also habe ich es aufgehört und mich anderen Herausforderungen gewidmet. Anleger sollten dies nun ebenfalls tun. Meine Empfehlung daher: Gebt den Banken und dem Staat einfach kein Geld mehr! Oder in anderen Worten: Kein Geld mehr aufs Bank- oder Festgeldkonto! Und kein Geld mehr in Bundesanleihen! Jemandem Geld zu leihen, der einem dafür keine Zinsen zahlt, ist schließlich ähnlich sinnlos, wie Löcher in furztrockenen Sand zu buddeln. Dies gilt heute umso mehr, da unsere Banken und unser Staat schlechtere Schuldner sind, als jemals zuvor. Bekommen unsere Banken und unser Staat von uns kein Geld mehr, müssen sich beide andere Dumme suchen. Oder einfach mehr Zinsen zahlen. Zugegebenermaßen funktioniert Letzteres leider nur in der Theorie. Denn in der Praxis finden sich immer ausreichend Dumme, die bereit sind, selbst ein irres System für längere Zeit aufrecht zu erhalten. Es steht aber nirgendwo geschrieben, dass man als Anleger zu dieser Gruppe dazu gehören muss. Das wäre in diesem Umfeld auch besonders dumm, da es nur eine Frage der Zeit ist, wann Anleger die Gesamtabrechnung für zinsloses (billiges) Geld und den Schuldenwahn aufgetischt bekommen. Diese Rechnung wird alles übersteigen, was sich Anleger heute vorstellen können und wollen. Im Vergleich zu dem, was auf Anleger in Festgeldern und Staatsanleihen noch zukommt, wird man sich an die Zeit mit Nullzinsen später wehmütig zurückerinnern. Damit die Wehmut am Ende nicht gar so groß wird, ist es für Anleger wichtig, sich mit ihren Anlagen richtig zu positionieren. Das ist allerdings in diesem Umfeld leichter gesagt als getan. Zunächst gilt es, sich nicht einseitig aufzustellen. Soweit also nichts Neues. Kontoguthaben, Festgeld und Staatsanleihen also allenfalls in kleinen Dosen, da die Risiken in diesen Schuldwerten deutlich größer sind, als weithin angenommen. In einer Zeit, in der an den Kapitalmärkten nichts mehr ist, wie es früher einmal war, sind Erfahrungen aus früheren Jahrzehnten zudem leider kein guter Ratgeber mehr. Das rund um den Globus historisch niedrige Wirtschaftswachstum hat über kurz- oder lang auch negative Auswirkungen auf alle anderen Anlageformen – ob Aktien, Renten oder Rohstoffe. Wo wenig Wachstum drinsteckt, ist für steigende Kurse weniger und für böse Überraschungen mehr Platz. Eine traditionelle Streuung auf Aktien, Renten, Rohstoffe, Währungen und Cash reicht daher schon lange nicht mehr aus. Heute gilt es vielmehr, auf hochflexible Anlagestrategien zu setzen und diese zu kombinieren. Diese sollten idealerweise bei Bedarf auch auf fallende Kurse setzen können, um die regelmäßigen Über- und Unterbewertungen an den Märkten aktiv ausnutzen zu können. Zugegeben – die Anzahl der Fonds, die derartige Strategien beherrschen, sind rar gesät. Aber es gibt sie. Und damit das hier alles nicht zu theoretisch bleibt, nenne ich an dieser Stelle exemplarisch einfach mal ein paar, die wir für unsere Anleger selbst einsetzen und die sich – in gleicher Gewichtung – sehr gut kombinieren lassen: Nordea 1 - Stable Return, JPM Global Macro Opportunities, InRIS UCITS PLC-R CFM Diversified, ACATIS ELM Konzept, Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, Helium Performance, MLIS Marshall Wace TOPS UCITS (Mkt Ntrl), db platinum IV Systematic Alpha In den vergangenen, alles andere als leichten, zwölf Monaten hätte man den Märkten als Anleger mit dieser Kombination sogar ein kleines Plus von gut drei Prozent abgetrotzt. Obige Zusammenstellung ist – wie bereits ausgeführt – exemplarisch und bedarf natürlich einer regelmäßigen Überwachung. Im Zusammenhang mit dem zuvor gesagten, dient sie ausschließlich einem Zweck: Als Anleger sollte man erkennen, dass es Besseres und Sinnvolleres gibt, als Kredite an Banken und Staaten zu vergeben, die nicht verzinst werden und obendrein – und ohne jeden Zweifel – risikobehaftet sind. Gebt Ihnen also einfach kein Geld mehr – den Banken und Staaten.

Kolumne von André Kunze, Geschäftsführender Gesellschafter der P.A.M. Prometheus Asset Management GmbH