Crash oder Chance?

09.11.2018

Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG / Foto: © Martina Draper

…und Skepsis auf der anderen Seite

Ganz anders bewertet Dennis Raute die Situation. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Märkte erst am Anfang einer längeren Abwärtsbewegung stehen, hält er sogar für hoch. „Immerhin läuft die Hausse an den Aktienmärkten nach Ende der Finanzkrise nun bereits im neunten Jahr und es gibt eine Menge Faktoren, die für ein mögliches Ende dieser starken Aufwärtsbewegung sprechen“, argumentiert der Trader. Als Problemfelder sieht er vor allem die „historisch hohe Bewertung“ am amerikanischen Aktienmarkt, den Anstieg der langfristigen US-Zinsen, den Liquiditätsentzug durch die US-Notenbank und die vom Handelskrieg ausgehenden Gefahren für die Weltkonjunktur.

Absichern. Aber wie?

Interessant sind vor diesem Hintergrund auch die Empfehlungen der Börsianer bezüglich etwaiger Depot-Absicherungen. Christian Thiel rät Investoren zu mehr Gelassenheit. Anstatt panikartig zu verkaufen, sollten sie in solchen Phasen lieber investiert bleiben und die günstigeren Kurse zum Einstieg/Nachkauf nutzen: „Korrekturen passieren an der Börse ungefähr alle zehn Monate. Wer jedes Mal alles verkauft und danach wieder kauft, der hat zum einen hohe Kosten. Zum anderen kommt der durchschnittliche Anleger mit dieser Strategie nach Untersuchungen von DALBAR auf einen Gewinn, der ungefähr der Hälfte des Index entspricht.“

Dennis Raute hingegen hält eine „buy and hold“-Strategie vor dem Hintergrund des möglichen Endes der Hausse derzeit nicht für angebracht: „Aufgrund der steigenden Unsicherheiten und damit verbundenen höheren Volatilität sollten sich Anleger im kommenden Jahr flexibler aufstellen und bereit sein, kleinere Kursgewinne immer mal wieder mitzunehmen. Auch in Baissephasen kommt es immer wieder zu Aufwärtskorrekturen, in denen sich auf der Long-Seite Kursgewinne realisieren lassen.“ Bei langfristigen Positionen rät er darüber hinaus zu Absicherungen per Stopp Loss oder mittels Hedgegeschäften über Futures, Optionen oder verschiedene Derivate.

Kolumne vonAndreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG