Blaues Auge

08.11.2018

Michael Beck, Leiter Asset Management Ellwanger & Geiger / Foto: © Ellwanger & Geiger

Nun haben wir sie endlich hinter uns – die Zwischenwahlen in den USA. Und tatsächlich ist es so ausgegangen wie erwartet. Der US-Präsident kann seine Mehrheit im Senat verteidigen, seine Partei verliert aber die Mehrheit in der zweiten Kammer, dem Repräsentantenhaus. Somit kann man davon sprechen, dass Donald Trump mit einem blauen Auge davongekommen zu sein scheint. Die angekündigte „blaue Welle“ der Demokraten lief etwas zu schnell vor dem Ziel aus. Kurzfristig bedeutet dies Entspannung für die Finanzmärkte, zumal eine Annäherung Trumps an China im Handelsstreit im Raum steht. Zumindest sind weitere Gespräche anberaumt, die eventuell Lösungen bringen könnten. Da nun die Wahlen vorbei sind, dürfte die Trump-Administration sich wieder auf dieselbe Problematik mit der Europäischen Union besinnen und das Thema Strafzölle für Produkte aus der EU, insbesondere Autos, auf den Tisch bringen. Die Hoffnung, dass sich der US-Präsident im Nachgang der Midterm-Wahlen etwas konzilianter zeigt, könnte aufgehen. Das dürfte aber nicht von langer Dauer sein. Denn Trump wird seinen Wahlkampf für die in zwei Jahren anstehende Präsidentschaftswahl in Kürze starten. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass in den USA die nächsten beiden Jahre von einer Blockade-Politik zwischen den beiden Kongresskammern geprägt sein dürfte.

Mittelfristig ist zu erwarten, dass der Konjunkturzyklus nicht noch einmal über Steuersenkungen verlängert werden wird und aufgrund der noch anstehenden zwei bis drei Leitzinsanhebungen der US-Fed das restriktive geldpolitische Umfeld eine leichte Rezession in 2020 induzieren wird. Es könnte also noch Korrekturbedarf an den US-Aktienmärkten bestehen und die Frage wird sein, wie sich die europäischen Aktienmärkte abkoppeln können. Denn diese haben weit mehr korrigiert als die US-Indizes. Die Konjunkturdaten geben in Europa zwar etwas nach, verharren aber weiter auf Wachstumsniveau. Für die Jahresendrally, auf die viele hoffen und die einige der bisherigen Jahresverluste egalisieren könnte, bleiben weiterhin Entspannungssignale im Handelsstreitthema, bei der Italien-Problematik und in den Brexit-Verhandlungen Voraussetzung.

Marktkommentar von Michael Beck, Leiter Asset Management Bankhaus ELLWANGER & GEIGER