Bitcoin – Nächstes Ziel ca. 30.000 USD
23.02.2023
Florian Grummes, Managing Director Midas Touch Consulting / Foto: © Midas Touch Consulting
Saisonalität Bitcoin – Weiterhin positiv bis Anfang Juni 2023
Laut dem saisonalen Muster steht der Bitcoin vermutlich vor vier bis sechs positiven Monaten, so dass der Trend bis zum Sommer nach oben zeigen sollte.
Bitcoin gegen Gold
Bei Kursen von derzeit knapp 24.000 USD für einen Bitcoin und rund 1.834 USD für eine Feinunze Gold, muss man für einen Bitcoin derzeit rund 13 Unzen Gold bezahlen. Andersherum gesagt kostet eine Feinunze Gold aktuell ca. 0,076 Bitcoin.
Seit seinem Tiefpunkt am 21.November hat sich der Bitcoin gegen den Goldpreis mittlerweile um rund 53% erholt. Dabei ist das Bitcoin/Gold-Ratio seit Jahresanfang klar über die dreizehnmonatige Abwärtstrendlinie ausgebrochen und handelt derzeit in der Mitte der ersten Widerstandszone zwischen 12,75 und 14.
Angesichts der doch recht deutlichen Trendwende sollte das Bitcoin/Gold-Ratio in den kommenden Wochen zumindest das 23,6%-Retracement der Korrekturwelle im Bereich um 15,65 anpeilen. Darüber hinaus wartet das normale Mindesterholungsziel in Form des 38,2%-Retracements erst bei 19,81. In beiden Fällen würde der Goldpries also nochmals deutlich gegen den Bitcoin verlieren.
Einzig die leicht überkaufte Wochenstochastik sendet ein kleines Warnsignal.
Zusammengefasst befindet sich das Bitcoin/Gold-Ratio seit Jahresanfang klar einer Erholung, welche noch viel Luft nach oben hätte. Das erste Minimalziel zwischen 13 und 14 wurde abgearbeitet. Gelingt dem Ratio der Sprung über 14, dürften weitere Kursanstiege zugunsten des Bitcoins folgen.
Makro-Update – Äußerst ungünstige Ausgangslage
Die Makrolage bleibt weiterhin sehr angespannt und hochkomplex. Zwar hat die insgesamt doch breite Erholung in den letzten drei bis vier Monaten zunächst schlimmeres verhindert, trotzdem war es schwierig hier die richtigen Trends rechtzeitig zu erkennen. Während die Volatilität sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihenmärkten deutlich zurückgekommen war, zieht sie in den letzten Tagen wieder an.
Angesichts der weiterhin hohen Inflationsraten preisen die Märkte aktuell sowohl eine quantitative als auch zeitliche Ausdehnung der Zinserhöhungspolitik ein und erwarten die US-Leitzinsen bis Mitte Juni in einem Korridor von 5,25 – 5,50 %. Dann wäre der aggressivste Zinserhöhungszyklus aller Zeiten bereits gut ein Jahr alt. In der Vergangenheit dauerte es meist ca. 12 bis 15 Monate, bis die Finanzmärkte in Schwierigkeiten gerieten und die Realwirtschaft kollabierte. Demnach könnte es also ab dem Hochsommer wieder ungemütlich werden. Der Bitcoin wird sich einem derartigen Stress an den Märkten nicht entziehen können.
Neben der Frage wie stark die weltweite Realwirtschaft durch die aggressivsten Zinserhöhungen aller Zeiten sowie die anstehenden Bilanzverkürzungen noch beschädigt werden wird, bleibt der Krieg in der Ukraine die große Unwägbarkeit. Zwar bemüht sich China um bilaterale Friedensgespräche, aber allein die Frage, wer für den Krieg verantwortlich ist, bremst hier bereits jegliche Annäherung. Gemeinsam haben Russland und China in den vergangenen Monaten bei einigen Staaten erfolgreich für ihre Version des Krieges und wer dafür die Verantwortung trägt, geworben. Zudem wird China sicherlich nicht von seiner engen Beziehung zu Russland abrücken.
Die USA und der von ihr maßgeblich beeinflusste Nordatlantikpakt (NATO) auf der anderen Seite üben sich in Durchhalteparolen und weiteren Waffenlieferungen. Obwohl die Fronten also mehr als verhärtet sind und Diplomatie praktisch nicht mehr stattfindet, kann man nur hoffen, dass die Lage hier nicht weiter eskaliert.
Für den Bitcoin ist die Entwicklung in der Ukraine auf den ersten Blick nicht entscheidend. Vielmehr spielt die Liquidität im weltweiten Finanzsystem die weitaus wichtigere Rolle. Sollten die Aktienmärkte jedoch aufgrund weiterer Kriegseskalation unter Druck geraten, dürfte das auch der Bitcoin zu spüren bekommen. Andererseits kann man durchaus argumentieren, dass die Spekulation fast vollständig aus dem Bitcoin entwichen ist und hier in den letzten zwei Monaten vor allem hartgesottene bzw. starke Hände aktiv gewesen sind.
Im ganz großen Bild sind Bitcoin-Kurse um 24.000 USD jedenfalls günstig, auch wenn fünfstellige Notierungen weiterhin auf viele Marktteilnehmer abschreckend wirken. Ein langfristiges Bewertungsinstrument für den Bitcoin ist z.B. der zwölfjährige Bitcoin Rainbow Chart. Dieser stuft Kurse unterhalb von 25.000 USD derzeit immer noch als „Fire Sale“ ein. Natürlich gibt keine Garantie dafür, dass sich die vergangene Performance innerhalb des Regenbogenkanals auch in Zukunft fortsetzen wird, aber aktuell handelt der Bitcoin rund 65% unterhalb seines Allzeithochs.
Fazit: Bitcoin – Erholungsszenario intakt
Dreimal ist der Bitcoin in den letzten Tagen an der Marke von 25.000 USD abgeprallt. Solange die Rücksetzer sich dabei oberhalb von 23.500 USD fangen können, bleibt ein Ausbruch in Richtung von ca. 30.000 USD charttechnisch das wahrscheinlichste Szenario.
Gleichzeitig hängt die restriktive Notenbankpolitik wie ein Damoklesschwert über den Märkten. Als sehr spekulatives Asset dürfte sich der Bitcoin dem im Laufe des Jahres absehbar wieder aufkommenden Stress an den Finanzmärkten nicht entziehen können.
Wir sind daher zunächst nur kurzfristig bzw. auf Sicht der kommenden Wochen vorsichtig optimistisch. Je nachdem wie stark der Short-Squeeze in Folge des erwarteten Ausbruchs über 25.000 USD ausfällt, sind Kursziele von 30.000 USD, 35.000 USD und sogar 50.000 USD im Frühling bzw. bis zum Frühsommer möglich.
Sehr viel länger würden wir uns momentan jedoch nicht aus der Deckung trauen, sondern verfolgen vielmehr weiter einen defensiven Ansatz. Erst wenn die Turbulenzen an den Märkten die Notenbanken zu einer radikalen Umkehr in ihrer Geldpolitik zwingen werden, dürften Bitcoin und die Edelmetalle ihre Sternstunde erleben. Bis dahin ist man gut beraten vorsichtig und auf Sicht zu fahren.
Kolumne von Florian Grummes, Edelmetall- und Krypto-Experte, Managing Director Midas Touch Consulting