Beats, Blubber, Betongold: Investieren wie Jay-Z
18.01.2022
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Vom Ticker zum Tycoon, vom Künstler zum Kapitalgeber – wie hat Jay-Z das geschafft? Der Wortakrobat aus New York ist zum ersten Rap-Milliardär der Geschichte aufgestiegen. Seine Investitionen sind mindestens genauso clever wie seine Reime. Sein vielleicht größter Investment-Coup gelingt ihm in einem seiner Musikvideos, aber auch Menschen ohne Musiktalent und Promi-Glamour können von Jay-Z lernen.
Sein Weg beginnt in äußerst einfachen Verhältnissen im New Yorker Armenviertel Marcy Projects. Einer seiner ersten Jobs: Dealer. Doch den ganz großen finanziellen Durchbruch schafft Jay-Z nicht mit Drogen sondern mit Drums, weil er den Mut hat, das zu tun, was er schon immer geliebt hat: Musik machen und texten. Diese Leidenschaft bringt ihm als Rap-Star schließlich das nötige Kapital und gleich am Anfang seiner Business-Karriere stellt er die richtigen Weichen: Shawn Corey Carter investiert zunächst in sich selbst.
Der Casino-Coup
Statt bequem vorhandene Strukturen zu nutzen und bei einer etablierten Plattenfirma zu unterschreiben, gründet er mit zwei Freunden seine eigene: Roc-A-Fella Records. Ein großes Risiko, denn diesen Schritt wagt er noch vor seinen ersten Chart-Erfolgen. Das Wagnis zahlt sich voll aus, da so von Anfang an die üppigen Einnahmen aus seinen Hits zu einem großen Teil in seine Tasche fließen. Beim Verkauf des Musiklabels an Def Jam bleibt Jay-Z konsequent und sichert sich 2004 die Rechte an all seinen Songs. Seine Musikbibliothek wird Asset und Cash Cow zugleich. Marktwert 2019: ca. 70 Mio. Dollar. Rund eine Milliarde Streams pro Jahr generieren dazu laufende Einnahmen.
Sein wohl lukrativster Move wirkt auf den ersten Blick wie das normalste von der Welt im Hip Hop: 2006 posiert der Rapper in einem protzigen Musikvideo zu seinem Hit „Show Me What You Got". Jay-Z sitzt an einem Spieltisch im Casino von Monte Carlo und lässt sich von einem Kellner in einem schwarzen Koffer eine Flasche Champagner bringen. Es handelt sich jedoch nicht um eine berühmte Status-Marke, sondern um eine neue und völlig unbekannte, die es in den USA zu der Zeit nicht einmal zu kaufen gibt.
Das Synergie-System
Spätestens jetzt ahnen Sie es: kurz nach Video-Veröffentlichung bringt ein Vertrieb aus Jay-Zs Umfeld den Edel-Champagner Armand de Brignac auf den amerikanischen Markt. 2014 übernimmt der Musiker die Firma komplett, 2019 erreicht sie laut US-Magazin Forbes einen Marktwert von 330 Mio. Dollar. Schließlich treibt Corona die Champagner-Nachfrage mit Lockdown-Langeweile durch die Decke. Anfang 2021 verkauft Jay-Z 50% der Firma an den Luxuskonzern LVMH. Geschätzte Unternehmensbewertung: rund 640 Mio. Dollar.
Hier wird deutlich: Jay-Z investiert in High Potential Assets zu Niedrigpreisen und verkauft mit großem Gewinn zu Höchstständen. Der Clou dabei: Er selbst beeinflusst massiv die Kurse seiner Anlagen! Bei seinem ersten Investment – seiner Musik – tut er dies, indem er die Qualität sichert und Hits produziert. Im Alkohol-Geschäft sorgt er dafür durch geschickte Promotion über seine Shows und Musik. Jay-Zs gesamtes Portfolio steckt voller Synergien: es umfasst neben den bereits erwähnten Investments auch die Künstleragentur Roc Nation, das Modelabel Rocawear, den Musik-Streamingdienst Tidal (in unterschiedlichen Business-Konstrukten) und im Alkohol-Segment neben Armand de Brignac auch den Cognac D’Ussé.
Investieren wie Jay-Z – auch ohne Ahnung von Musik
Was können wir also als Investoren von Jay-Z lernen, wenn uns dummerweise keine Promo-Plattform von der Größe eines Weltstars zur Verfügung steht? Investiere in Dinge, die du sehr gut kennst und verstehst. Wissen und Verständnis minimieren das Risiko und erhöhen gleichzeitig die Rendite-Chancen. Diversifiziere dein Portfolio – sowohl nach Assets als auch nach Strategien. Außerhalb des beschriebenen Synergie-Systems besitzt Jay-Z übrigens noch eine Kunstsammlung, diverse Unternehmensanteile und – ganz klassisch – Immobilien. Dabei setzt er teils auf Buy-and-Hold wie bei den Musikrechten, teils auf mittelfristiges Buy-and-Sell. Zu guter Letzt: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Diese Mischung macht Jay-Z zum ersten Rap-Milliardär der Welt. Eins ist damit sicher: Von den 99 Problemen, die er bekanntermaßen hat, ist Investment sicher keins. (sh)