Banken im Corporate Banking unter Handlungsdruck
06.07.2015
Erträge im Corporate-Banking in Deutschland sanken im zweiten Halbjahr 2014 um vier Prozent. Ursächlich waren die Niedrigzinsphase und rückläufige Margen – vor allem im Kreditgeschäft.
2015-07-08 (fw/db) Nach der leichten Erholung im ersten Halbjahr 2014 geht der Abwärtstrend im Firmenkundengeschäft der Banken in Deutschland weiter. Dies zeigt der Index von Bain & Company für das Geschäft der deutschen Banken in der zweiten Jahreshälfte 2014. So fielen die Erträge im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2014 um vier Prozent, die Profitabilität um zehn Prozent. Damit liegt der Ertrag mittlerweile 16, die Profitabilität sogar 33 Punkte unter den Werten, die Ende 2012 ermittelt worden waren. Der Ertragsrückgang ist im Wesentlichen auf das anhaltend niedrige Zinsniveau sowie den harten Wettbewerb zurückzuführen.
„Der Kampf um den Mittelstand ist in vollem Gange. Viele Banken versuchen, mit besonders attraktiven Konditionen Firmenkunden zu binden und neue zu gewinnen. Das belastet sowohl die Erträge als auch die Profitabilität“, sagt Walter Sinn, Deutschlandchef von Bain & Company.
Höhere Kreditvolumen zu niedrigen Margen
Das wichtigste Ankerprodukt im Corporate-Banking sei unverändert das Kreditgeschäft. 73 Prozent der operativen Erträge kommen aus dem Zinsüberschuss, 27 Prozent aus dem Provisionsüberschuss.
Wie schon im ersten Halbjahr 2014 steigt das Kreditvolumen um 5 Milliarden Euro auf jetzt 992 Milliarden. Dessen ungeachtet sorgt der harte Wettbewerb dafür, dass die Erträge schrumpfen. Die Kreditmarge fiel auf rund 1,5 Prozent und befindet sich damit nur noch 0,2 Prozentpunkte über dem historischen Tiefststand von 2008.
„Solvente Firmenkunden können sich derzeit ihren Kreditgeber aussuchen. Diesen Vorteil spielen sie in den Verhandlungen aus“, so der Bain Corporate-Banking-Experte Dr. Jan-Alexander Huber.
Ein wesentlicher Treiber für die Profitabilität im Corporate-Banking bleibt unterdessen die Kreditrisikovorsorge. Diese legte Ende 2014 um fünf Prozent zu, bewegt sich aber weiterhin im Rahmen der langjährigen Durchschnittswerte. Der Verwaltungsaufwand ist stabil. Nicht zuletzt wegen rückläufiger Erträge kletterte die Cost-Income-Ratio deshalb auf 41 Prozent.
Ertragsrückgang und Margendruck belasten auch die Eigenkapitalrendite im traditionell renditestarken Firmengeschäft der Banken. Hinzu kommen die Auswirkungen der verschärften Regulierung und des daraus resultierenden höheren Eigenkapitalbedarfs. Die Eigenkapitalrendite fiel im zweiten Halbjahr 2014 auf 16 Prozent vor Steuern. Damit liegt sie deutlich unter den Werten, die vor Ausbruch der Finanzkrise 2008 sowie in der Erholungsphase 2010/2011 verzeichnet worden waren.
Handlungsdruck auf der Kosten- und Ertragsseite
Vor diesem Hintergrund gibt es für die Banken im Firmengeschäft erheblichen Handlungsdruck.
„Auch im Corporate-Banking führt kein Weg an weiteren Kostensenkungen vorbei. Nur mit schlanken Strukturen können die Banken bei anhaltend niedrigen Zinsen im Wettbewerb bestehen. Einschnitte bei den Kosten allein reichen aber nicht aus. Zugleich müssen die Kreditinstitute ihre Ertragspotenziale insbesondere im nicht zinsbezogenen Geschäft besser ausschöpfen. Dies allerdings erfordert eine deutlich stärkere Kundenorientierung bei Kundenbetreuern und Produktverantwortlichen. Je umfassender und integrierter eine Bank auf die Bedürfnisse des Mittelstands eingeht, desto eher kann sie sich von der Konkurrenz abheben und Erträge sowie Margen steigern“, betont Bain-Partner Huber.
Dietmar Braun