Gute Aktien bleiben auch nach EZB-Dämpfer interessant

06.12.2015

Dr. Jens Ehrhardt

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  • Investoren enttäuscht von EZB-Entscheidung: DAX reagiert deutlich
  • Trendindikatoren geben dennoch weiterhin grünes Licht für deutsche Börse
  • kolWachsende Gewinne europäischer Unternehmen für 2016 wirken unterstützend

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Die Europäische Zentralbank (EZB) kündigte am vergangenen Donnerstag zwar ein weiteres Anleihenkaufprogramm an, jedoch hatten viele mit noch deutlicheren Schritten gerechnet. Doch auch wenn Mario Draghi mit seiner Entscheidung für Enttäuschung bei den Investoren und somit für deutliche Abwärtsbewegungen an den Börsen gesorgt hat, europäische Werte bleiben trotzdem als Anlage unverzichtbar.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass es dem EZB-Präsident gelingt, die Zinsen auch in Italien und Spanien auf unter ein Prozent zu senken. Während Irland aktuell mit einem Rekordwachstum von 6,7 Prozent glänzt, braucht Frankreich weiteren monetären Anschub und trotz leichter Besserung braucht auch Italien weitere finanzielle Stimulierung. Der bei einigen italienischen Banken zu beobachtende Anstieg der faulen Kredite wird inzwischen sogar als Zeichen der Besserung gewertet, weil diese Banken sich jetzt stark genug fühlen, die „wahren“ Zahlen für ihre faulen Kredite auf den Tisch zu legen. Die Zinsen dürften demnach weiter sinken und somit die positive Entwicklung deutscher beziehungsweise europäischer Aktien trotz des teils zu beobachtenden markttechnischen Überoptimismus begünstigen.

Generelle Bevorzugung von Europa gegenüber den USA bleibt bestehen

Fundamental dürften sich die Unternehmensgewinne 2016 stärker verbessern, als bei dem bisher etwas enttäuschenden Anstieg für 2015, der auf 7 Prozent geschätzt wird, zu beobachten ist. Grund dafür ist, dass viele Unternehmen ihre Dollarumsätze zu früh gehedged haben und so der Währungs-Gewinnschub erst 2016 voll einsetzen wird. US-Werte leiden dagegen zunehmend unter der starken Währung – und das nicht nur im Export. Auch die wachsende, billigere Konkurrenz aus dem Ausland trägt durch Importe dazu bei. Abgesehen von Japan steigen nirgendwo die Unternehmensgewinne vergleichbar stark wie in Europa. Die durchschnittlichen europäischen Gewinnbewertungen sind im internationalen Vergleich nicht zu hoch und die Gewinnaussichten verbessern sich genauso wie die europäischen Konjunktur-Frühindikatoren. Es spricht also vorläufig vieles für europäische Aktien.

Autor: Dr. Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender DJE Kapital AG