Euro, Gold und Öl im Börsenjahr 2016

08.02.2016

Andreas Kern

– Der anhaltende Verfall der Rohölpreise hat in den ersten Wochen des neuen Börsenjahres für heftige Turbulenzen an den Kapitalmärkten gesorgt. Trotz der jüngsten Stabilisierung bleiben viele Marktteilnehmer vorsichtig.

Davon profitiert der als „sichere Hafen“ geltende Goldpreis. Nachhaltig steigende Notierungen sind bei dem Edelmetall laut einer Umfrage von wikifolio.com in diesem Jahr aber nicht zu erwarten. Der Ölpreis hingegen hat Comeback-Potenzial.

Über 80 Prozent der befragten wikifolio-Trader gehen davon aus, dass Rohöl zum Ende des Jahres mehr als 30 US-Dollar kosten und damit seine Talfahrt nicht weiter fortsetzen wird. Über die Hälfte erwartet sogar einen Anstieg auf über 40 Dollar.

Zu den Optimisten zählt Frank Haser, Geschäftsführer der Haser Vermögensverwaltung GmbH, der zunächst aber noch unruhige Zeiten prognostiziert: „Der Ölpreis wird seit geraumer Zeit politisch manipuliert. Gewisse Länder haben gegenwärtig kein Interesse daran, ihre Fördermengen zu reduzieren, um dadurch den Ölpreis wieder zu erhöhen. Momentan merkt man schon, dass es bei einigen Firmen und Ländern finanziell enger wird. Ich würde es gegenwärtig nicht ausschließen, dass es bei gewissen Firmen zu Engpässen und Zahlungsausfällen kommen kann. Eine gewisse Marktbereinigung könnte sich ergeben, genauso wie vor einigen Jahren im Bankensektor oder noch länger zurückliegend in der Biotechbranche. Langfristig kann es allerdings mit dem Preis nur wieder nach oben gehen. Auch wenn es heute noch zu früh für einen Einstieg erscheint: Ich glaube nicht, dass Öl ständig billiger sein wird als Trinkwasser. Das kann ich mir nicht vorstellen.“

Ähnlich zuversichtlich sind die Kollegen der Hinkel & Cie. Vermögensverwaltung AG, die sich Ende 2016 sogar einen Ölpreis von über 50 Dollar vorstellen können.

Trader empfehlen Gold als langfristige Beimischung

Bei dem im Zuge der Börsenturbulenzen zuletzt freundlicher notierenden Goldpreis bleibt die Erwartungshaltung hingegen gedämpft. Nach dem Sinkflug der vergangenen Jahre sieht fast ein Drittel der wikifolio-Trader ein Abrutschen unter die 1.000-Dollar-Marke als wahrscheinlichstes Szenario für die kommenden Monate an. Während gut 20 Prozent (u.a. die Anlageprofis bei Hinkel & Cie.) mit einem nachhaltigen Höhenflug und einem Jahresendstand von über 1.200 Dollar rechnen, glaubt die Mehrzahl der Trader an eine unspektakuläre Seitwärtsbewegung. Die favorisiert aufgrund der momentan recht geringen Inflation auch Frank Haser, der Goldinvestments wegen der nach wie vor ungelösten Verschuldungsproblematik langfristig aber für unverzichtbar hält: „Ich halte bei all unseren Mandanten einen gewissen ‚kleineren‘ Bestand an Gold und gebe kein Gramm her. Für mich ist es immer noch die ‚letzte sichere Instanz‘, wenn es in unserem Geldsystem irgendwann mal analog zu 2008 zu größeren Problemen kommen sollte.“

Kein Vertrauen in den Euro

Obwohl es an den Rohstoffmärkten zum Jahresstart recht starke Bewegungen gab, zeigt sich der Euro-Dollar-Kurs davon bislang relativ unbeeindruckt. Daran wird sich nach Meinung der wikifolio-Trader in den kommenden Monaten auch wenig ändern. Zum Jahresende rechnen 80 Prozent mit einem Euro-Kurs zwischen 1,00 und 1,20 Dollar. Höhere Prognosen werden mit Blick auf die unterschiedliche Geldpolitik der Notenbanken so gut wie gar nicht genannt.

Seit Herbst 2013 stellen institutionelle Finanzmarktexperten ihre Handelsstrategien auf wikifolio.com einem breiten Anlegerpublikum zur Verfügung. Bereits knapp zehn Prozent der deutschen Vermögensverwalter nutzen die Transparenz der Plattform, um neue Kundengruppen zu erreichen. Sie haben bislang 81 wikifolios veröffentlicht. 78 Prozent der von Vermögensverwaltern in investierbaren wikifolios geführten Strategien haben 2014 einen höheren Ertrag erzielt als die Benchmark (DAX).

_Autor: Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG

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