Das Weltall wird zur Müllhalde

07.02.2013

Immer mehr Schrottteile gefährden Satelliten. Eine Studie des Allianz Industrieversicherers AGCS untersucht, wie Satelliten geschützt und Trümmerstücke gezielt entsorgt werden können. Kommerzielle Satellitenbetreiber setzen auf Versicherungsschutz

(fw/db) Seit April 2012 hat die European Space Authority (ESA) den Kontakt zum Satelliten Envisat verloren, dieser dient der Beobachtung der Erde. Envisat wird wohl noch 150 Jahre unkontrolliert seine Bahnen ziehen, ehe er schließlich beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen wird. Kollidiert der 8-Tonnen-Koloss mit einem anderen Objekt, würde die Trümmerwolke die Vermüllung des Weltalls weiter verschlimmern und aktive Satelliten gefährden.

Welche Gefahr im All kursierende Schrottteile für Satelliten darstellen, untersucht die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) in der Studie "Space Risks: A new generation of challenges". Die Experten des Industrieversicherers betonen darin, wie dringlich es ist, den Weltraumschrott zu reduzieren - neue Technologien machen dies möglich. Die Studie zeigt ferner auf, welchen Beitrag die Versicherungsbranche zur Raumfahrt leistet.

"Das Weltall wird zur Müllhalde", sagt Thierry Colliot, der beim Industrieversicherer AGCS für die Versicherung von Satelliten verantwortlich ist. Seit dem Beginn der Raumfahrt 1957 ließen Menschen Objekte im All zurück - angefangen von ausgebrannten Raketenstufen über ausgediente Satelliten bis hin zu Teilen explodierter oder einfach verlorengegangener Ausrüstungsstücke. "Heute ist der Erdorbit voller Trümmerstücke - und dies ist nicht mehr rückgängig zu machen", so Colliot. "Die Zahl der Schrottteile ist so hoch, dass sie sich nicht mehr durch die natürliche Zerstörung beim Eintritt in die Erdatmosphäre verringert. Es gibt immer mehr Bruchstücke, weil Objekte zusammenstoßen und neue Teile produzieren, die wieder mit anderen kollidieren. Es ist eine endlose Kettenreaktion."

Kommerzielle Satelliten sind versichert

Um ihre Mission in wirtschaftlicher Hinsicht zu erfüllen, sind rund ein Viertel der Satelliten im Erdorbit gegen Sachschäden und Betriebsstörungen versichert. Zumeist sind es Telekommunikationssatelliten, die von Unternehmen betrieben werden. Sie kreisen im Schnitt 15 Jahre lang in der geostationären Umlaufbahn in 36.000 km Höhe über dem Äquator und kosten beim Start bis zu 200 Millionen US-Dollar. Bei den unversicherten Satelliten handelt es sich meist um Erdbeobachtungssatelliten, die von Staaten ins All geschickt werden; diese kommen dann auch für Schäden auf. Solche Satelliten kosten rund 40 Mio. US-Dollar und operieren mindestens fünf Jahre in erdnahen Umlaufbahnen in einer Höhe von 300 bis 2.000 km.

Die komplette AGCS-Studie zu den Risiken des Weltraumschrotts finden Sie hier.

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