Umfrage für GDV: Mittlere Generation wegen Inflation und Energie stärker verunsichert als durch Corona

29.11.2022

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Deutschland erlebt einen beispiellosen Stimmungseinbruch: Vor einem Jahr, inmitten des zweiten Corona-Herbstes, hat die mittlere Generation noch mit verhaltener Zuversicht nach vorn geschaut. Nur ein Jahr später ist der Optimismus vollends verflogen. Der Krieg in der Ukraine, die anhaltend hohe Inflation und die Energieknappheit lassen die 30- bis 59-Jährigen mit großer Sorge vor dem wirtschaftlichen Abstieg auf die kommenden Monate blicken.

„Die ‚Generation Mitte‘ ist durch die aktuellen Krisen und deren wirtschaftliche Folgen stärker verunsichert als durch die Corona-Pandemie“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Im Auftrag der Versicherer befragt das Institut für Demoskopie Allensbach jedes Jahr die 30- bis 59-jährigen Menschen in Deutschland.

„Beispielloser Stimmungseinbruch“

In ihrer Untersuchung für den GDV kommen die Meinungsforscher zu einem alarmierenden Befund: Insgesamt 51 % der Befragten schaut mit großen Befürchtungen auf die kommenden Monate, weitere 27 % mit Skepsis.

„Das ist ein beispielloser Stimmungseinbruch“, resümiert Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach. „Auch im vergangenen Jahr und insbesondere im ersten Pandemiejahr 2020 waren die Menschen besorgt, aber sie waren nicht annährend so pessimistisch wie jetzt.“

Nachdenklich stimmt Asmussen insbesondere der fatalistische Blick der mittleren Generation auf die aktuelle ökonomische Lage: „Drei Viertel der Befragten rechnen für das kommende halbe Jahr mit einem wirtschaftlichen Abwärtstrend. Und auch mittelfristig erwartet die Mehrheit keine Besserung, sondern eine längerfristige Schwächephase.“

Im Langfristvergleich erstmals mehr Pessimisten als Optimisten

Noch augenfälliger wird der Pessimismus im Langfristvergleich der persönlichen wirtschaftlichen Situation. Hier ziehen 38 % die Bilanz, dass es ihnen heute schlechter geht als vor fünf Jahren; lediglich 33 % sind der Ansicht, es geht ihnen besser.

„Damit überwiegen zum ersten Mal seit Beginn der ‘Generation Mitte’-Befragung 2013 Wohlstandseinbußen gegenüber Wohlstandsgewinnen“, erläutert Asmussen. „Selbst in den beiden Pandemiejahren war in diesem Vergleich der Anteil der Optimisten doppelt so groß wie der Anteil der Pessimisten.“

Ganz konkret drückt sich diese Angst vor dem wirtschaftlichen Abstieg in der Sorge vor steigenden Preisen aus. „Für 85 % der Befragten ist das der größte Sorgenpunkt“, erklärt Asmussen. 56 % befürchten, dass sie wegen der Inflation in finanzielle Schwierigkeiten geraten könnten und 45 %, dass dadurch ihre Ersparnisse entwertet werden.

Erhebliche Einschränkungen im Konsumverhalten

Heruntergebrochen auf ihren Alltag bedeutet die anhaltend hohe Teuerung für die große Mehrheit der „Generation Mitte“, dass sie sich in ihrem Konsumverhalten einschränken muss. Knapp die Hälfte spricht sogar von erheblichen Einschränkungen. Besonders hart getroffen fühlen sich 82 % Befragten von den Preissteigerungen bei Lebensmitteln, 74 % der Befragten gaben Heizkosten als Grund an. „Als Reaktion auf die Inflation kaufen die Befragten jetzt preisbewusster ein“, so Asmussen.

Neben der Inflation beunruhigt die mittlere Generation vor allem die Sicherheit der Energieversorgung. Kurzfristig wird die Versorgungslage zwar entspannter gesehen als noch vor wenigen Wochen. Die Sorge vor Versorgungsengpässen im bevorstehenden Winter ist zurückgegangen. „Der Mehrheit ist jedoch bewusst, dass die Sicherung der Energieversorgung auch im kommenden Jahr eine große Herausforderung bleibt“, so Asmussen weiter.

Aufforderungen zum Energiesparen treffen jedoch vielfach auf Skepsis. Die große Mehrheit der mittleren Generation sieht bei sich persönlich kaum Spielraum für Einsparungen. Nur 7 % sehen erhebliche, 69 % nur geringe und 22 % überhaupt keine Einsparpotentiale.

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