Zölle – Die USA und die anderen

11.03.2025

Oliver Blackbourn und Adam Hetts, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors / Foto: © Janus Henderson Investors

Zunächst einmal sollte man sich darüber im Klaren sein, dass sich die US-Politik in vielen Bereichen derzeit rasant entwickelt. Daher kann es schnell zu erheblichen Richtungsänderungen oder sogar Eskalationen kommen. So hat US-Handelsminister Howard Lutnick bereits angedeutet, dass Kanada und Mexiko bei den Zöllen etwas entlastet werden könnten.

Der Schritt der Trump-Regierung, tatsächlich Zölle zu verhängen, hat jedoch wahrscheinlich die Hypothesen erschüttert, die den Erwartungen vieler Anleger hinsichtlich der politischen Absichten der USA zugrunde liegen. Die Androhung von Zöllen als Verhandlungsstrategie zur Wiederherstellung des handelspolitischen Gleichgewichts oder zur Erreichung anderer Ziele, wie z. B. die Eindämmung der Einwanderung oder die Unterbindung des Drogenhandels, war Gegenstand zahlreicher Artikel. Mit der Einführung von Zöllen müssen diejenigen, die der US-Handelsstrategie eher wohlwollend gegenüberstehen, umdenken. Für Bereiche, die für Handelskonflikte anfällig sind, muss nun eine höhere Risikoprämie angesetzt werden, selbst wenn noch erhebliche Unsicherheit über den Ausgang herrscht.

Klar ist, dass sich die Märkte einig zu sein scheinen, dass Zölle für die meisten Risikoanlagen nicht gut sind. Angesichts ihres höheren Exposures gegenüber Welthandel und Industrieproduktion ist es nicht überraschend, dass die Aktienmärkte außerhalb der USA eher betroffen sind, wenn Zollankündigungen für Schlagzeilen sorgen. Allerdings haben die US-Aktienmärkte gezeigt, dass auch sie gegen Handelskonflikte nicht immun sind. Zwar gibt es Bedenken hinsichtlich der potenziellen inflationären Auswirkungen von Zöllen, doch scheint die Sorge um eine Verlangsamung des US-Wachstums bei US-Treasuries bislang größer zu sein.

Im Gegensatz dazu ergibt sich für die anderen großen Staatsanleihemärkte aufgrund der sich abzeichnenden Aufwärtskatalysatoren, wie z. B. Deutschlands Haushaltsmaßnahmen, ein kompliziertes Bild. Diese unterschiedlichen Wachstumsaussichten haben möglicherweise dazu geführt, dass sich der US-Dollar in den letzten sechs Wochen unerwartet abgeschwächt hat – obwohl viele erwartet hätten, dass die Zölle zu einem stärkeren Dollar führen würden. Devisen gleichen die Folgen von Zöllen häufig aus: Die Währung des Exportlandes schwächt sich in einer Weise ab, die die Folgen auf dessen Wettbewerbsfähigkeit verringert.

Wie inzwischen oft kommentiert, wirkt die neue US-Regierung weniger wie eine Fortsetzung des politischen Kurses von 2017-2020 als vielmehr wie ein neuer Ansatz. In der gesamten Regierung gibt es nur wenige bekannte Gesichter, was – zusammen mit der schieren Geschwindigkeit und dem Umfang der Ankündigungen – vielleicht dazu führt, dass man die zugrundeliegenden Absichten nicht mehr erkennen kann.

Die Verhandlungen über jegliche bilateralen Angelegenheiten scheinen immer in Reichweite. In jeder Beziehung gibt es offenbar mehrere Faktoren, die angesprochen werden müssen, ebenso wie die regelmäßigen Verweise auf Zolleinnahmen als Mittel zur Finanzierung von US-Regierungsausgaben oder Steuersenkungen. So bleibt beispielsweise ungewiss, ob Mexiko durch nachweisbare Auswirkungen auf die grenzüberschreitenden Drogenströme und die Einwanderung tatsächlich Zölle verhindern kann, oder ob der Nachweis der einnahmensteigernden Wirkung von Handelszöllen das eigentliche übergeordnete Ziel ist.

Bei so vielen Faktoren, die sowohl in den USA als auch in anderen Ländern in Bewegung sind, haben die Anleger derzeit eine Menge zu bewältigen. Die richtige Gewichtung der einzelnen Faktoren ist der Schlüssel zum richtigen Portfolio-Mix.

Marktkommentar von Oliver Blackbourn und Adam Hetts, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors