Zinsen im Sinkflug, Immobilienpreise am Limit?

28.02.2025

Ricardo Tunnissen Geschäftsführer Baufi Deutschland GmbH / Foto: © Baufi Deutschland GmbH

Exklusiv

Im Jahr 2025 könnten Immobilienkäufer und Bauherren endlich ein wenig durchatmen. Der Immobilienmarkt, der in den letzten Jahren durch hohe Zinsen, explodierende Baukosten und nahezu unerschwingliche Kaufpreise geprägt war, steht nun an einer Schwelle.

Der Zinsrückgang könnte den Traum vom Eigenheim endlich wieder greifbarer machen. Gleichzeitig bleiben jedoch die Immobilienpreise auf hohem Niveau, was eine zentrale Frage aufwirft: Ist jetzt der richtige Moment für den Immobilienkauf? Hier zeigt sich, warum das Jahr 2025 für viele eine entscheidende Chance sein könnte und welche Faktoren trotzdem bremsend wirken.

Zinsmarkt: EZB-Kurswechsel und seine Bedeutung für Immobilienkäufer

Die Europäische Zentralbank (EZB) nahm 2024 eine überraschende Kehrtwende vor. Nach jahrelanger Straffung der Zinspolitik, die zur Bekämpfung der Rekordinflation eingeführt wurde, deutete sich erstmals eine moderate Lockerung an. Der Leitzins, der Ende 2023 noch bei stolzen 4 % lag, wurde mittlerweile auf 3,0 % gesenkt. Bei Baufi Deutschland gehen wir davon aus, dass bis Ende 2025 ein weiterer Rückgang auf etwa 2,5 % möglich ist. Dies öffnet ein Fenster für Baufinanzierungen: Die Bauzinsen, die sich 2023 in Spitzenzeiten auf über 4 % bewegten, könnten in 2025 bis auf 2,5 % bis 3,0 % zurückgehen. Zwar bleibt der Erwerb von Immobilien in vielen Regionen teuer, aber die Entlastung bei den Zinskosten könnte für viele Haushalte das entscheidende Signal sein, den Schritt in den Immobilienmarkt zu wagen. Faktisch bedeutet dies, dass eine Finanzierungsrate bei einem Zins von 3 % auf ein Darlehen von 300.000 Euro monatlich rund 250 Euro weniger kostet als bei einem Zinssatz von 4 %. Über eine Laufzeit von 20 Jahren gesehen, summiert sich das zu einer Ersparnis von etwa 60.000 Euro – ein erheblicher Unterschied, der das Eigenheim realistischer erscheinen lässt.

Hohe Baukosten bleiben Stolperstein für Bauherren

Trotz der sinkenden Zinsen bleibt der Hausbau eine finanzielle Herausforderung. Materialkosten für Holz, Stahl und Dämmstoffe befinden sich nach wie vor auf hohem Niveau. Laut einer Untersuchung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie ist der Erzeugerpreisindex für Energie seit 2020 um durchschnittlich 25 % gestiegen. Bei Baumaterialien wie Dämmstoffe lag der Preisanstieg allein im Jahr 2023 sogar bei bis zu 39 %. Zwar gibt es leichte Entlastungen bei bestimmten Rohstoffen, doch bleibt die Gesamtkostenstruktur im Baugewerbe angespannt. Zudem verschärft der Fachkräftemangel die Situation. Der demografische Wandel sorgt dafür, dass Handwerksberufe immer weniger Nachwuchs finden. Ein alarmierender Fakt: Laut einer ifo- Umfrage gaben im Durchschnitt der ersten zehn Monate 2024 etwa 24 % der Bauunternehmen an, dass ihre Bautätigkeit durch Fachkräftemangel eingeschränkt werde, was sich in längeren Wartezeiten und steigenden Arbeitskosten niederschlägt. Bauherren sollten daher nicht nur ausreichend Budget einplanen, sondern auch zeitliche Flexibilität – die Fertigstellungstermine könnten sich aufgrund des Personal- Engpasses weiter verschieben.

Neue Umweltauflagen: Herausforderung oder Wertsteigerung?

Eine weitere zentrale Frage: Wie wirken sich die verschärften Umweltauflagen auf die Baubranche aus? Der Druck, nachhaltige und energieeffiziente Gebäude zu errichten, ist 2025 höher denn je. Das novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG), das seit Januar 2024 in Kraft ist, legt fest, dass Neubauten ihren jährlichen Energiebedarf für Heizung, Warmwasser, Lüftung und Kühlung auf maximal 55 % des Energiebedarfs eines vergleichbaren Referenzgebäudes beschränken müssen. Dies soll den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen von Gebäuden deutlich verringern. Auch bei Bestandsgebäuden steigen die Anforderungen, was Sanierungen verteuern kann. Langfristig könnten diese Anforderungen jedoch vorteilhaft sein: Energieeffiziente Gebäude sind gefragt, bieten niedrigere Betriebskosten und könnten im Wert steigen. Eine Studie des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (Buveg) prognostiziert, dass solche Immobilien im Durchschnitt 20 % höhere Preise erzielen könnten. Für Käufer und Bauherren könnte dies der richtige Zeitpunkt sein, um auf nachhaltige Baukonzepte zu setzen, auch wenn dies zunächst Mehrkosten verursacht. Langfristig könnten solche Immobilien nicht nur energetische, sondern auch finanzielle Vorteile bieten, indem sie den zukünftigen Wert sichern und gegen Energiekostenanstiege absichern.

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