Wie lässt sich die Governance-Leistung messen?

18.11.2024

Dyrk Vieten. Foto: ficon

Die Bewertung von ESG-Investments (Environmental, Social, Governance) hat sich in den letzten Jahren zu einem wesentlichen Bestandteil der Anlagestrategien entwickelt.

Innerhalb des ESG-Dreiklangs nimmt die Governance eine besondere Rolle ein, da sie sowohl für die langfristige Stabilität eines Unternehmens als auch für die Vermeidung von Risiken maßgeblich ist. Governance-orientierte Investoren richten ihren Fokus darauf, wie gut ein Unternehmen geführt wird, welche Mechanismen zur Kontrolle und Steuerung existieren und wie Entscheidungen transparent und verantwortungsvoll getroffen werden. Doch wie lässt sich die Governance-Leistung eines Unternehmens messen und auf welche Kriterien kommt es dabei an?

Governance bezeichnet die Unternehmensführung und -kontrolle, einschließlich der Strukturen, Prozesse und Regeln, die sicherstellen, dass ein Unternehmen verantwortungsbewusst geführt wird. Im Kontext von ESG-Investments umfasst Governance zahlreiche Aspekte, die das Verhalten des Unternehmens beeinflussen und die Beziehungen zu Stakeholdern, Aktionären und der Öffentlichkeit regeln. Gute Governance kann dazu beitragen, Korruption zu verhindern, die Interessen der Aktionäre zu schützen und das Vertrauen der Investoren in das Unternehmen zu stärken. Die Messung der Governance-Leistung zielt darauf ab, die Qualität der Unternehmensführung zu bewerten und sicherzustellen, dass diese den ethischen und rechtlichen Standards entspricht.

Die Messung der Governance-Leistung erfolgt anhand verschiedener Kriterien, die sowohl qualitative als auch quantitative Faktoren beinhalten. Diese Kriterien können von Ratingagenturen oder Analysten individuell gewichtet werden, doch im Allgemeinen lassen sich fünf zentrale Kategorien herausstellen: Struktur des Vorstands und der Führungsebene, Vergütungssysteme und Anreizstrukturen, Rechte der Aktionäre und Stakeholder-Interessen, Transparenz und Berichtswesen sowie Ethik und Integrität.

Die Zusammensetzung des Vorstands und der obersten Führungsebene eines Unternehmens ist ein wesentlicher Indikator für gute Governance. Dabei stehen die Unabhängigkeit des Vorstands, Diversität und Qualifikationen und Erfahrung im Vordergrund. Das Vergütungssystem der Unternehmensführung ist ein weiterer zentraler Aspekt. Hierbei wird geprüft, ob die Entlohnung des Vorstands und des Managements mit den langfristigen Interessen der Aktionäre und anderer Stakeholder übereinstimmt. Eine verantwortungsvolle Unternehmensführung achtet die Rechte der Aktionäre und bezieht die Interessen aller Stakeholder ein. Zu den Kriterien gehören transparente Kommunikation, Aktionärsrechte und der Umgang mit Stakeholdern. Ein weiteres zentrales Element der Governance-Messung ist die Transparenz des Unternehmens. Hierbei sind Offenlegungspflichten, Korruptionsbekämpfung und Risikomanagement besonders wichtig. Neben strukturellen und prozessualen Faktoren spielt auch die ethische Ausrichtung des Unternehmens eine zentrale Rolle. Governance wird immer mehr mit den ethischen Standards verknüpft, die ein Unternehmen verfolgt. Zu den relevanten Messgrößen gehören ethische Richtlinien, Whistleblowing-Systeme und verantwortungsvolle Unternehmensführung.

Rating-Agenturen wie ISS ESG bieten detaillierte Governance-Ratings, die Investoren bei der Auswahl von Governance-orientierten Anlagen unterstützen. Diese Ratings basieren auf den oben beschriebenen Kriterien und geben Investoren einen Überblick über die Governance-Qualität eines Unternehmens. Diese professionelle Messung ist ein zentraler Aspekt, der Investoren dabei unterstützt, in gut geführte Unternehmen zu investieren und so langfristige Erträge zu sichern. Die Governance-Leistung wird anhand einer Vielzahl von Kriterien gemessen, darunter die Zusammensetzung des Vorstands, das Vergütungssystem, die Rechte der Aktionäre und die Transparenz des Unternehmens. Trotz der Herausforderungen in der Messung und Bewertung bleibt die Governance ein unverzichtbarer Indikator für verantwortungsvolle und nachhaltige Unternehmensführung. Für Investoren bedeutet dies, dass sie durch die Berücksichtigung dieser Faktoren Risiken minimieren und eine langfristige Wertschöpfung fördern können.

Marktkommentar von Dyrk Vieten, Sprecher der Geschäftsführung der unabhängigen Vermögensverwaltung ficon Vermögensmanagement GmbH (Düsseldorf).