Wenn Digital Assets zum Gamechanger werden
21.03.2024
Philip Filhol, Head of Projects und Products, Gubbi AG / Foto: © Gubbi AG
Die Finanzwelt erlebt gegenwärtig einen signifikanten Wandel durch die rasante Entwicklung und Integration Digitaler Assets. Philip Filhol, Head of Projects und Products bei der Gubbi AG, gewährt Einblicke in entscheidende Faktoren. Diese werden maßgeblich im Jahr 2024 den Durchbruch von Digitalen Assets markieren. Der Finanz-, Blockchain- und Tokenisierungsexperte erläutert die Unterschiede zwischen Kryptowährungen und Digitalen Assets und beleuchtet auch die Auswirkungen aktueller regulatorischer Entwicklungen wie MiCA auf den Markt. In diesem Interview teilt Philip Filhol auch Einsichten zu Partnerschaften, wie der kürzlichen bekanntgegebenen Kooperation zwischen dem Sachwerthaus der BVT Unternehmensgruppe und dem FinTech Gubbi AG und beleuchtet, welche Vorteile sowohl Vermittler als auch Anleger aus der zunehmenden Digitalisierung im Finanzsektor ziehen können.
finanzwelt: Warum sehen Sie 2024 als das Jahr für Digital Assets an?
Philip Filhol» 2024 markiert einen entscheidenden Meilenstein für Digital Assets, da die Technologie und die regulatorischen Rahmenbedingungen nun ausgereift sind. Viele Finanzdienstleister haben in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, indem sie die technischen Voraussetzungen für Digital Assets geschaffen haben. Durch den Aufbau eigener Verwahrlösungen und die Integration von Blockchain-Technologien wurde die erste solide Infrastruktur geschaffen, die eine breitere Akzeptanz und Nutzung von Digital Assets ermöglicht. Dies, in Kombination mit einem reiferen regulatorischen Umfeld und einem wachsenden Interesse von Anlegern, legt nun den Grundstein für einen bedeutenden Durchbruch im Bereich der digitalen Finanzinstrumente im Jahr 2024.
finanzwelt: Viele verwechseln Kryptowährung mit Digital Assets. Wo besteht genau der Unterschied?
Filhol» Krypto, wie beispielsweise Bitcoin, ist eine Form von Digital Assets, jedoch nicht alle Digital Assets sind Krypto. Digital Assets können verschiedene Formen annehmen, einschließlich tokenisierter Finanzinstrumente oder sogar tokenisierter physischer Vermögenswerte. Während Kryptowährungen eine spezifische Anwendung von Digital Assets sind, repräsentieren Digital Assets generell digitale Darstellungen von Vermögenswerten. Dabei sind Schwankungen und Spekulationen in den jeweiligen Ausprägungen der Digital Assets auch zu berücksichtigen.
finanzwelt: Was werden wir im Markt 2024 rund um Blockchain am deutschen Finanzmarkt erleben?
Filhol» 2024 wird die Blockchain-Technologie eine breitere Anwendung im deutschen Finanzmarkt finden. Wir werden nicht nur eine verstärkte Nutzung von Blockchain-Lösungen für Effizienzsteigerungen in Transaktionen und verbesserte Sicherheit sehen, sondern auch eine vermehrte Einführung von Anwendungen, bei denen echte Anleger, sowohl Retail als auch institutionell, aktiv teilnehmen. Diese breitere Akzeptanz wird dazu beitragen, dass Blockchain-Technologien nicht mehr nur für Testtransaktionen verwendet werden, sondern sich zu einer festen Säule im Finanzmarkt entwickeln. ‚Massenadoption‘ ist das das Zauberwort.
finanzwelt: Der Markt hat sich die letzten Jahre verändert, insbesondere im Anlagebereich der Sachwerte. Viele Sachwerthäuser setzen auf das neue Finanzvehikel ELTIF statt AIF. Wie bewerten Sie das mit der Digitalisierungs-Brille?
Filhol» Die Einführung des European Long-Term Investment Fund (ELTIF) als neuer kollektiver Anlageansatz für langfristige Investitionen bietet Sachwerthäusern die Möglichkeit, ihren Vertrieb europaweit zu internationalisieren. Im Vergleich zum klassischen Alternative Investment Funds (AIF) ermöglicht der ELTIF eine breitere Ansprache von Kleinanlegern in der gesamten EU, während AIFs diese Möglichkeit nur in Deutschland bieten. Diese Entwicklung eröffnet zweifellos neue Horizonte, bringt jedoch auch eine gesteigerte Komplexität mit sich. Die Digitalisierung wird dabei zu einem entscheidenden Instrument, um die Herausforderungen dieser Komplexität zu bewältigen. Durch den gezielten Einsatz digitaler Plattformen und Technologien können Sachwerthäuser effizienter operieren, Prozesse optimieren und gleichzeitig die Anforderungen internationaler Regularien erfüllen. Somit ermöglicht die Digitalisierung nicht nur eine erfolgreiche Implementierung des ELTIF, sondern fungiert als Katalysator für die internationale Expansion von Sachwerthäusern im Anlagebereich der Sachwerte. Die Tokenisierung ist zweifellos integraler Bestandteil der voranschreitenden Digitalisierung. Seit dem Inkrafttreten der Verordnung über Kryptofondsanteile (KryptoFAV) am 18. Juni 2022 haben Investmentfonds nun die Möglichkeit, sogenannte Kryptofondsanteile ohne Zentralverwahrer zu emittieren. Insbesondere bei geschlossenen AIFs und ELTIFs entfaltet die Tokenisierung ihr Potenzial, indem sie eine gesteigerte Handelbarkeit ermöglicht.
finanzwelt: Hinsichtlich der Regulatorik folgt in 2024 nun die MiCA für die Kryptowerte. Gilt das auch für Digital Assets? Hier gibt es doch schon das Gesetz über elektronische Wertpapiere. Wie ist das zu bewerten und was bedeutet die MiCA auf den Punkt gebracht?
Filhol» Die ‚Markets in Crypto-Assets‘ (MiCA) erinnert stark an MiFID, ‚Markets in Financial Instruments‘, was die Regulierung traditioneller Anlageklassen wie Aktien und Anleihen betrifft. MiCA stellt im Grunde das analoge Gegenstück zu den digitalen Assets der Kryptowelt dar. Sie hat das Ziel, einheitliche Regelungen im Umgang mit Kryptowährungen wie Bitcoin, Utility Token, Asset-referenced Token und E-Money Token zu schaffen. Die MiCA schafft einen EU-weit harmonisierten Rechtsrahmen, der sowohl für Anleger als auch Dienstleister im Krypto-Bereich mehr Sicherheit bietet.
finanzwelt: Was bedeutet das konkret für Vermittler und Kunden?
Filhol» Tokenisierte Wertpapiere werden von der MiCA nicht reguliert. In Deutschland ist diese Art der Digitalen Assets weiterhin im Sinne der MiFID-Regulierung zu behandeln. Flankierend dazu ermöglicht die Anwendung des deutschen Wertpapierrechts auf elektronische Wertpapiere, das heißt, auf Wertpapiere ohne physische Urkunde. Neben tokenisierten Inhaberschuldverschreibungen und Fondsanteilen ermöglicht das im Dezember des letzten Jahres verkündete Zukunftsfinanzierungsgesetz auch die Ausgabe tokenisierter Aktien.
finanzwelt: Durch die Sicherheit und Transparenz der Regulatorik, was ist der erste Schritt für Sachwerthäuser, in die Finanzwelt mit Digital Assets zu kommen?
Filhol» Für Sachwerthäuser eröffnen Digital Assets die Chance, eine neue Zielgruppe anzusprechen und gleichzeitig Kosteneinsparungen zu erzielen. Der erste Schritt besteht darin, die eigene Positionierung zu überdenken unddie Möglichkeiten digitaler Assets zu evaluieren. Dies erfordert eine gründliche Analyse, ob das interne Know-how für die Entwicklung und Umsetzung einer Digital-Asset-Strategie vorhanden ist. Alternativ steht die Option offen, sich gezielt einen geeigneten Partner zu suchen, um die Vorteile digitaler Assets zu nutzen. Diese Partnerschaften können entscheidend sein, um das notwendige Fachwissen und die technologischen Ressourcen zu nutzen und die Transformationsreise in die digitale Finanzwelt erfolgreich zu gestalten. Konkret könnte dies bedeuten, den ersten Austausch mit Dienstleistern zu suchen, die bereits erfolgreich Projekte umgesetzt haben – wie beispielsweise die Gubbi AG.