Wenn das Wörtchen Trump nicht wär...

07.11.2016

Dr. Lars Edler

Dr. Lars Edler, Co-CIO des Bankhauses Sal. Oppenheim, analysiert, was in Falle eines Trump-Sieges an den Märkten passieren könnte:

  • Kurzfristig bedeutet ein Wahlsieg von Donald Trump eine Phase hoher Unsicherheit: Die Volatilität dürfte spürbar zunehmen, Verluste bei risikobehafteten Anlageklassen wären die direkte Folge.
  • Mittelfristig rechnen wir bei einem Trump-Sieg mit einem etwas geringeren Kurspotenzial für die Aktienmärkte. Schließlich gibt es einen langfristigen Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Unternehmensgewinnen – und wir erwarten unter Trump ein niedrigeres Wirtschaftswachstum als bei einem Clinton-Sieg.

Was erwarten wir mit Blick auf die einzelnen Assetklassen?

Aktien

  • Im Zuge einer „risk off“-Reaktion dürften die Aktienkurse weltweit fallen.
  • Vergleichsweise hohe Verluste erwarten wir in den traditionell schwankungsanfälligen Aktienmärkten der Eurozone und der Emerging Markets, vor allem in Mexiko und China.
  • Nach einer Phase hoher Volatilität dürfte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass der Einfluss der Politik auf die Preisbildung an den Kapitalmärkten eher begrenzt ist.
  • Als Katalysator für wieder steigende Kurse könnte eine Verschiebung der für Dezember eingepreisten Zinserhöhung der US-Notenbank dienen.

Anleihen

  • Da Staatsanleihen bester Bonität für viele Investoren das bevorzugte Investment in Zeiten erhöhter Unsicherheit sind, rechnen wir mit verstärkten Mittelflüssen in US-Treasuries und Bundesanleihen.
  • Eine beginnende Diskussion über eine Verschiebung der für Dezember erwarteten Zinserhöhung sollte US-Treasuries zudem stützen.
  • Kreditanleihen sehen wir als relative Verlierer im Vergleich zu Staatsanleihen bester Bonität.
  • Emerging Markets-Bonds sollten relativ schwach performen. Dies gilt vor allem für Anleihen Mexikos.

Währungen

  • In einer ersten Phase dürften die „Safe Haven“-Währungen Schweizer Franken, Yen und US-Dollar aufwerten, wobei der Dollar im weiteren Verlauf aufgrund eingetrübter Wachstumsperspektiven wieder unter Druck geraten dürfte.
  • Eine erhöhte Risikoaversion wäre ein schlechtes Signal für die meisten Emerging Markets-Währungen.
  • Eine Blaupause für dieses Szenario lieferte in den letzten Monaten der mexikanische Peso. Dessen Außenwert stieg und fiel mit den Umfrageergebnissen für Trump.

Rohstoffe

  • Während bei Energie- und Industrierohstoffen Kursverluste drohen, könnten die Preise für Gold und Silber aufgrund ihrer „Safe Haven“-Funktion steigen.
  • Auf mittlere Sicht spielt hier der Dollar eine entscheidende Rolle. Die meisten Rohstoffe profitieren von einem schwächeren Dollar, da ihre Preise in Dollar notieren und bei einem schwächeren Greenback die Rohstoff-Nachfrage tendenziell steigt.

Marktkommentar von Dr. Lars Edler, Co-CIO Sal. Oppenheim