Vorsorge-Aktie als Alternative zu Volkswagen?
11.11.2015
Mit Bausparen, Baufinanzierung und Versicherungen lassen sich sehr sicher Erträge erwirtschaften. Wird nun der Vorsorgespezialist W&W die Alternative zur Volkswagen- Aktie für private Investoren?
2015-11-12 (fw/db) Die Wüstenrot & Württembergische AG (W&W AG) meldet für das dritte Quartal 2015 ein Ergebnis innerhalb der anspruchsvollen Prognose. Der Konzernüberschuss stieg auf 202 Millionen Euro (Vorjahr: knapp 195 Millionen Euro). Die Vorsorgespezialisten aus Stuttgart wollen vor allem ihre Aktie bei privaten Anlegern populärer machen.
„Wir haben hart gearbeitet an unserer Kundenorientierung, an unseren Kostenstrukturen und an unserem Produktportfolio. Diese Arbeit zahlt sich aus. Weiteres Potenzial und neue Chancen liegen noch vor uns“, prognostiziert Dr. Alexander Erdland, Vorstandsvorsitzender der W&W AG.
Aufgrund der weiteren Optimierung des Geschäftsmodells, des günstigen Schadenverlaufs in der Sachversicherung und der zuletzt positiven Entwicklung an den Aktienmärkten hat der Konzern seine Jahresprognose bereits am 5. November 2015 angehoben. Die Spannbreite für das IFRS-Konzernergebnis beträgt demnach 240 bis 280 Millionen Euro, sofern außergewöhnliche Belastungen infolge extremer Schäden oder besonderer Kapitalmarktveränderungen ausbleiben. Zuvor ging die W&W von einem Konzernüberschuss in Höhe von 200 bis 240 Millionen Euro aus.
Bausparen fürs Eigenheim läuft und läuft
Nach drei Quartalen sind die Vertriebsleistungen in den einzelnen Geschäftsfeldern auf positivem Kurs. Die Wüstenrot Bausparkasse konnte im Brutto-Neugeschäft erneut leicht zulegen und erzielte eine Brutto-Bausparsumme von 10,3 Milliarden Euro (Vorjahr 10,2 Milliarden Euro). Das Netto-Neugeschäft liegt mit knapp 8,2 Milliarden Euro Bausparsumme (Vorjahr: 8,3 Milliarden Euro) nahezu auf Vorjahresniveau.
Trotz der mehrjährigen Niedrigzinsphase zeigt die Entwicklung der zweitgrößten Privat-Bausparkasse die ungebrochene Anziehungskraft des Bausparens als unverzichtbarer Vorsorgebaustein für breite Bevölkerungskreise.
Einen deutlichen Anstieg wies in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2015 das konzernweite Baufinanzierungsgeschäft aus. Das Baufinanzierungsgeschäft stieg von 3,5 auf 4,2 Milliarden Euro im Vergleich zur Vorjahresperiode an. Hierin sind die Vermittlungen über das neue Wüstenrot-Baufinanzierungs-Portal im Internet enthalten.
Sachversicherung belebt das Versicherungsgeschäft
Bei den Versicherungen der W&W erzielte die Schaden-Unfallversicherung bei den gebuchten Bruttobeiträgen einen Zuwachs. Beflügelt von einem starken Kraftfahrtgeschäft erhöhten sie sich um knapp 50 Millionen Euro auf 1,38 Milliarden Euro. Der Absatz im Geschäftsfeld Lebensversicherung und private Krankenversicherungen lag mit 1,63 Milliarden Euro gebuchte Bruttobeiträge knapp unter dem Niveau der Vorjahresperiode. Hier wirkt sich die vorsichtige Zeichnungspolitik der Württembergischen Lebensversicherung bei Einmalbeiträgen aus.
Wohnungsbau und Eigenheim haben wieder Zukunft
Die Bedarfsorientierung der W&W im Bereich der Baufinanzierung wird sich positiv auswirken. Hier erwartet der Vorsorge-Spezialist, resultierend aus der unzureichenden Wohnraumversorgung in wirtschaftlich starken Ballungszentren und aktuellen Migrationsbewegungen, einen weiteren Wachstumsschub.
„Deutschland steht im Wohnimmobilienbereich vor einer neuen Gründerzeit“, sagt Bernd Hertweck, Wüstenrot-Vorstandsvorsitzender.
Der Bau neuer Wohnungen und die Ertüchtigung bestehenden Wohnraums durch Modernisierungen und Renovierungen genießen in der Politik jetzt höchste Priorität. Ohne private Investoren kann die latente Knappheit an Wohnraum nicht behoben werden.
„Gerade das Bausparen mit seiner Ausrichtung auf Bezieher kleinerer und mittlerer Einkommen kann hier einen wertvollen Beitrag leisten“, betont Hertweck.
Digitalisierung als Herausforderung und Chance
Unterdessen nimmt die W&W die Chancen der Digitalisierung weiter konsequent in Angriff. Insbesondere in den kundennahen Bereichen sind derzeit zahlreiche digitale Neuerungen am Start. So setzt die Wüstenrot Bank im Investmentbereich mit Erfolg auf die Video-Beratung, bei der sich ein Wertpapierexperte aus Ludwigsburg in einen Kundentermin eines Außendienstpartners überall in Deutschland zuschalten kann und durch die Beratungs- und Antragsprozesse führt. Die Abschlussquoten liegen bei der Video-Beratung bei über 40 Prozent und signalisieren damit eine hohe Akzeptanz und Qualität der Video-Beratung.
In der KFZ-Versicherung testet die Württembergische Versicherung eine Schadensbearbeitung per Smartphone-App, mit der kleinere Fahrzeugschäden schneller und unbürokratischer reguliert werden sollen. Dazu schickt der Kunde eine 360 Grad-Aufnahme seines Fahrzeuges an einen speziellen Dienstleister, der anhand der Bilder und Daten aus dem Fahrzeugschein den Schaden optimal beurteilen und kalkulieren kann. Innerhalb von maximal zwei Stunden geht dann auf dem Smartphone der Reparaturbetrag nebst Kalkulation ein. Der Kunde kann sich nun entscheiden, ob er sich den Betrag auszahlen lassen oder eine Reparatur beauftragen möchte.
Vorsorge-Aktie eine Alternative zur VW-Aktie?
Die W&W intensiviert derzeit ihre Investor-Relations- und Kapitalmarktaktivitäten. So hat die W&W AG den Prime Standard der Deutschen Börse im Blick, der eine wesentliche Voraussetzung für die Aufnahme in einen Auswahlindex, zum Beispiel den S-Dax, ist.
Die W&W AG verstärkt ihre Präsenz bei Kapitalmarktkonferenzen und Roadshows. Durch diese Maßnahmen soll das Interesse an der W&W-Aktie deutlich belebt werden. Ziel ist die Erhöhung des Streubesitzes der Aktie, der heute bereits bei rund 20 Prozent liegt.
finanzwelt-Fazit: Die Wüstenrot-Aktie als neue Volks-Aktie? Dies ist für einen Versicherer eine etwas ungewöhnliche Strategie, aber seit dem Verlust der Attraktivität der Volkswagen-Aktie eine Chance.
Dietmar Braun