Völlig neu gedacht
11.12.2020
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Produkte von der Stange gibt es in der Versicherungswirtschaft heute kaum noch. Dies gilt ganz besonders auch für die Unfallversicherung. Früher eine Absicherung eher für Kinder, ist daraus mittlerweile ein Angebot für die unterschiedlichsten Zielgruppen geworden, in dem das Wort Assistance großgeschrieben wird.
Früher waren die Leitplanken klar eingezogen: Eine Unfallversicherung galt als unerlässlich für Kinder. Und eine ausführliche Beratung brauchte man für den Abschluss einer Police auch nicht. Es zählte der Preis – allenfalls die Progressionsstufen waren noch zu klären. Das hat sich gründlich geändert. Längst hat das Produkt sogar in das Thema Absicherung der Arbeitskraft Einzug gehalten. Und die Leistungen der einzelnen Angebote und viele Nebenaspekte sind so unterschiedlich geworden, dass die potenziellen Kunden ohne eine ausführliche Aufklärung gar nicht mehr zurechtfinden.
Kurzum: Die Unfallversicherung von heute ist nicht mehr diejenige von gestern. So sagt auch Arne Bröker, Vertriebsdirektor SHU der HanseMerkur: „Die Unfallversicherung hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Zum einen sehen wir einen immer weiter gefassten Unfallbegriff, aber auch Hilfe- und Pflegeleistungen rücken verstärkt in den Fokus.“ Sie ließen dem Versicherten unkomplizierte Hilfe nach einem Unfall zuteilwerden, wenn Aufgaben des täglichen Lebens nicht mehr alleine bewältigt werden könnten. Als Versicherer unterstütze man die Kunden auch mit Hilfe- und Pflegeleistungen, ohne dass eine Invalidität eingetreten sein müsse. Marcus Stephan, Vorstand bei InterRisk, macht auf die Bandbreite der Zielgruppen aufmerksam: „Die Unfallversicherung hat in den letzten 20 Jahren immer mehr Leistungserweiterungen erfahren und macht sie daher unverzichtbar für die Absicherung von Kindern, Erwerbstätige und Senioren.“ Unfall-Tarife der Vergangenheit sähen Leistungseinschränkungen oder Leistungsverweigerungen bei Bewusstseinsstörungen wie z. B. Herzinfarkt vor, welche im heutigen Zeitalter als ein völlig normaler Unfall ohne jegliche Leistungseinschränkungen reguliert würden. Andererseits orientierten sich Top-Tarife heutzutage an den konkreten Bedürfnissen und damit an den Sorgen der verunfallten Personen in vielerlei Hinsicht, wenn der Fall der Fälle eintrete. Beispielsweise würden behindertengerechte Umbauten der Wohnung oder des Pkw zusätzlich und in unbegrenzter Höhe zur eigentlichen Invaliditätsleistung erbracht. Somit stehe die eigentliche Invaliditätsleistung weiterhin vollständig zur Einkommensabsicherung zur Verfügung. Gleiches gelte für viele integrierte Services, die den Alltag von Verunfallten erheblich erleichterten, insbesondere wenn weder Partner noch Angehörige oder Freunde die tägliche Unterstützung leisten könnten. Dann würden Assistance- und Hilfeleistungen der Versicherer einspringen und unterstützen. Jeder, der nur mal eine Zeit lang an zwei Krücken habe gehen müssen, könne nachvollziehen, welche Auswirkungen die eingeschränkte Mobilität haben könne.
Für jede Zielgruppe etwas Spezielles
Auch könne man, so Stephan, den Wert einer Police nicht immer an einzelnen und separaten Kriterien festmachen: „Es kommt mehr auf das Zusammenspiel von Summe, Progression, Gliedertaxe und Bedingungswerk an. Unterschiedliche Berufe und Bedürfnisse erfordern spezielle auf den Kunden maßgeschneiderte Lösungen.“ InterRisk könne dies mit ihrer sehr flexiblen Vertragsgestaltung anbieten. Es könne zusätzlich oder als Stand-Alone-Produkt eine Unfallrente abgeschlossen werden – hier gebe es seit dem Frühjahr 2020 gleich drei verschiedene zur Auswahl.
Auch Bröker stellt auf Individualisierung ab: „Die Leistungen sollten sich immer nach dem Bedarf der zu versichernden Person richten. Für Kinder sei beispielsweise der Abschluss einer Unfall-Rente im Invaliditätsfall sinnvoll. Diese werde lebenslang gezahlt. Bei Erwachsenen empfehle sich eine ausreichende Absicherung im Invaliditätsfall. Hierbei sei die Einkommenssituation des Kunden entscheidend. Man empfehle nicht nur als Richtwert das Fünffache des Bruttojahreseinkommens für den Vollinvaliditätsfall. Sondern auch eine Unfall-Rente, damit die Kunden eine dauerhafte Leistung erhielten. Senioren hingegen benötigten nach schweren Unfällen eher die Unterstützung bei der Verrichtung von Aufgaben des täglichen Lebens. Daher seien in dieser Altersgruppe Hilfe- und Pflegeleistungen nach einem Unfall wichtiger als eine einmalige Kapitalzahlung im Invaliditätsfall. (hdm)