Vermittler in der Pflicht
12.10.2015
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Die anhaltende Niedrigzinsphase lässt die Private Krankenversicherung (PKV) nicht zur Ruhe kommen. Über kurz oder lang werden Beitragserhöhungen nicht zu vermeiden sein. Der Vermittler muss hier entsprechend aufklären, denn nur mit einer allumfassenden Beratung kann das Vertrauen der Kunden aufrechterhalten werden.
Die PKV ist nach wie vor die richtige und attraktive Alternative zur gesetzlichen Krankenversicherung. Da aber auch Ende September die Kündigungsfrist in der PKV endet, beschäftigen sich momentan etliche Kunden mit ihrer privaten Krankenversicherung. Doch vielen von ihnen ist die aktuelle Lage nicht bewusst. Um entsprechende Altersrückstellungen für die Kunden zu bilden, muss die PKV hinreichende Renditen erzielen können. Die Krise auf den Kapitalmärkten ist jedoch noch nicht überwunden, und so wird die Niedrigzinsphase auch in Zukunft Einfluss auf die Entwicklung der PKV haben. Beitragserhöhungen werden folglich thematisiert werden müssen.
Bewertungssystem unterstützt die Vermittler.
Ein PKV-Vermittler muss seine Kunden über alle Risiken aufklären und auch eben komplexe Themen verständlich darlegen. Als Informationsbasis dient hier zum einen das MORGEN & MORGEN (M&M) Vergleichsprogramm M&M Office. Im Rahmen des Vergleichsprogramms KV-WIN.WIN bekommt der Nutzer umfassende Auskunft zu Leistungsbeschreibungen, Tarifanalysen und Beitragshistorien. Doch diese Informationen erhalten keine Aussagen über das jeweilige Versicherungsunternehmen selbst. Gerade im Hinblick auf die Niedrigzinsphase ist es nicht von geringer Relevanz, wie das Unternehmen im Kapitalmarkt agiert. Die Geschäftsberichte der Versicherungsunternehmen helfen hier nur bedingt weiter. Erst durch Bildung von geeigneten Kennzahlen ist es möglich, analysefähige Aussagen zu treffen. Letztlich aussagekräftig sind Kennzahlen aber nur dann, wenn man sie sowohl im Zeitablauf als auch im Vergleich zu anderen Gesellschaften betrachtet. M&M setzt hier mit der Entwicklung eines Bewertungssystems an. Die Geschäftsberichte der vergangenen 5 Jahre praktisch aller deutscher Krankenversicherungsunternehmen werden für diesen Zweck ausgewertet. Die Unternehmen müssen zu diesem Zeitpunkt seit mindestens 6 Jahren bestehen. Für jedes Bilanzjahr werden die letzten 5 Jahre durchleuchtet und in die Bewertung einbezogen. Die Daten der Geschäftsberichte fließen in insgesamt 10 Kennzahlen ein. Jeder dieser 10 Kennzahlen beleuchtet einen spezifischen Aspekt des Unternehmenserfolgs und der Unternehmensführung. Die einzelnen Ergebnisse der jeweiligen Kennzahlen werden zu einem Gesamtergebnis für jede Gesellschaft zusammengeführt. Eine isolierte Betrachtung einzelner Kennzahlen ist oftmals wenig aussagekräftig, da manche Kennzahlen in Korrelation zueinander stehen. Doch erst der Vergleich zu allen anderen Unternehmen legt dar, ob der von einem Unternehmen erreichte Wert eher durchschnittlich ist oder in der einen oder anderen Richtung vom Durchschnitt abweicht. Aus diesem Grund vergleichen die Analysten von M&M die Kennzahlen mithilfe eines statistisch mathematischen Verfahrens. Mit diesem Schema kann für jede Kennzahl gemessen werden, ob und wie weit sie vom Durchschnitt aller untersuchten Unternehmen abweicht. Die jeweiligen Gesamtergebnisse der Gesellschaften werden in einem Fünf-Sterne-Schema zusammengefasst und bilden das M&M Rating KV-Unternehmen.
Rating der KV-Unternehmen.
Im August hat M&M das aktuelle Rating KV-Unternehmen veröffentlicht. Im Vergleich zum sehr stabilen Ergebnis im Vorjahr zeigt das diesjährige Rating deutlich mehr Bewegung und auch die Herausforderungen, mit denen sich die Versicherer auseinandersetzen müssen. Eine der 10 Kennzahlen ist die Nettoverzinsung. Die Quote berücksichtigt sämtliche Erträge und Aufwendungen aus bzw. für Kapitalanlagen. Einbezogen sind damit auch die Gewinne und Verluste aus dem Abgang von Kapitalanlagen sowie die Abschreibungen auf Wertpapiere, Investmentanteile sowie Grundbesitz. 2014 lag die Nettoverzinsung im Schnitt bei unter 4 %. Einige Versicherer müssen den Rechnungszins in Bestandsverträgen senken und somit die Beiträge erhöhen, da ihr aktuarieller Unternehmenszins unter 3,5 % liegt. Als Folge der Niedrigzinsphase ist auch der Rechnungszins im Neugeschäft von in der Regel 2,75 % zu betrachten. Dies führt zu einem langsamen Sinken des durchschnittlichen Rechnungszinses im Bestand. Als erfreuliches Zeichen ist der Verlauf der Sicherheitsmittel zu bewerten. Die Quote der Rückstellung für Beitragsrückerstattungen (RfB-Quote) bringt zum Ausdruck, in welchem Umfang bezogen auf die Beitragseinnahmen in einem Unternehmen zusätzliche Mittel für Beitragsentlastungen – über die Alterungsrückstellungen und § 12a VAG hinaus – oder Barausschüttungen in der Zukunft zur Verfügung stehen. Hier haben die Analysten von M&M einen wachsenden Trend konstatiert. Auch die Eigenkapitalquote setzt die positive Entwicklung fort. Die Quote setzt das Eigenkapital des Versicherers ins Verhältnis zu den verdienten Bruttobeiträgen. Maßgeblich für die erfreuliche Dynamik dürften Solvency II und die damit inkludierten erhöhten Eigenkapitalanforderungen sein. Das M&M Rating KV-Unternehmen verdeutlicht, wer in dieser schwierigen Situation einen Weg gefunden hat, die bestmöglichen Lösungen für das eigene Unternehmen zu identifizieren und zu adaptieren. Im diesjährigen Rating haben sich im Vergleich zum Vorjahr sechs Versicherer verbessert und fünf Versicherer verschlechtert. Das Ratingergebnis gibt dem Vermittler einen Hinweis darauf, wie die bewertete Gesellschaft insgesamt zu beurteilen ist. Die aktuellen Ergebnisse zeigen aber, dass Beitragserhöhungen auf lange Sicht nicht zu vermeiden sind. Dieses Thema muss der Vermittler initiativ bei seinen Kunden ansprechen. Der Hauptvorteil der privaten Krankenversicherung ist der Umfang der Leistungen. Die PKV sollte nicht lediglich über den Preis verkauft werden. Denn auch in der gesetzlichen Krankenversicherung wird es zukünftig zu Beitragserhöhungen kommen. Letztlich muss der Vermittler sich aller Risiken bewusst sein und diese auf verständliche Art und Weise seinen Kunden übermitteln. Denn gerade in schwierigen und sich verändernden Zeiten ist Vertrauen in den Vermittler und seine Kompetenz eine der wichtigsten Säulen in der Beratung.
Peter Schneider Geschäftsführer MORGAN & MORGAN Group GmbH