Silber als Geldanlage
08.05.2016
Thomas Neumann
Wie wird sich der Silberpreis in den kommenden 12 Monaten entwickeln? Antworten von Thomas Neumann, CFP und Geschäftsführer der bestadvice Private Vermögen GmbH, München.
Thomas Neumann: Fundamental spricht sehr vieles für einen Silberpreisanstieg. Zudem ist der Silberpreis (aktuell 17,37 US-Dollar/Unze) immer noch weit von seinen Höchstkursen entfernt und müsste sich bis zum Allzeithoch aus April 2011 (48,45 US-Dollar) fast verdreifachen. Zum Vergleich beim Goldkurs (aktuell 1.276 US-Dollar/Unze) sind es lediglich noch 33 Prozent bis zum Rekordhoch (1.920 US-Dollar) aus 2011. Aber die letzten Jahre haben leider gezeigt, dass die Edelmetallmärkte dermaßen manipuliert werden, dass keine seriöse Prognose möglich ist, auch wenn fundamental und aufgrund der weltweiten desaströsen Geldpolitik alles für weiter steigende Edelmetallkurse spricht. Es besteht also eine neben einer gerechtfertigten Chance, dass die Silberhausse weitergeht, auch eine genauso große Gefahr, dass der Silberpreis aufgrund von Markteingriffen wieder zurückfällt. Gold und Silber sind die natürlichen Feinde des Papiergeldes und der Nationalbanken! Was sind die Treiber der Entwicklung: Was befördert den Kursanstieg, was kann zu Rückschlägen führen? Thomas Neumann: Edelmetalle sind Krisen-Investments und dienen der Wertebewahrung. Je stärker die Krisen im Bewusstsein der Investoren sind, desto größer die Kurschancen nach oben. Allerdings sind auch viele Großinvestoren mit sehr unterschiedlichen Interessen im Markt, die den Preis bestimmen - nicht nur aus der Finanzbranche, sondern auch Notenbanken und Staaten, die ihre Vorräte ausbauen. Bei Silber als Industriemetall kommt zudem die Nachfrage aus dem industriellen Bereich hinzu. Die ist natürlich auch konjunkturabhängig. Anleger müssen sich im Klaren sein, dass es immer wieder starke Kursschwankungen in beide Richtungen geben kann. Sollte man als Privatanleger lieber Gold statt Silber im Bestand haben - oder vielleicht beides? Wie hoch sollte der Anteil sein? Thomas Neumann: Grundsätzlich sollte man in beides investieren und – wie insgesamt im Depot nach dem Motto „nicht alle Eier in einen Korb“ eine Diversifizierungsstrategie verfolgen. Das mindert die Risiken. Im Umfeld der derzeitigen Krisenszenarien sollte man mindestens 15 bis 20 Prozent und je nach persönlicher Risikoaversion auch bis zu einem Drittel seines Gesamtvermögens in Gold und Silber investieren. Davon empfehlen wir normalerweise drei Viertel in Gold ein Viertel in Silber anzulegen. Das ist wie eine „Versicherung“ gegen alle möglichen Krisen, von denen wir weltweit mehr als genug haben und deren Auswirkungen – insbesondere auch gegen eine weitere Entwertung unseres Papiergeldes und einen möglichen Zusammenbruch des Weltfinanzsystems. Aktuell ist das Aufholpotenzial von Silber auch im Vergleich zum Gold natürlich enorm. Darum spricht aktuell auch einiges für einen etwas höheren Anteil von Silber im Edelmetallportfolio. Wie kann ich als Privatanleger in Silber am besten investieren? Thomas Neumann: Das kommt ganz auf das Investitionsziel an. Die „Wertaufbewahrungsfunktion“ erfüllen nur physische Investments wie Silbermünzen oder –barren, die im Vergleich zu Gold natürlich mit deutlich mehr Platzbedarf und Gewicht verbunden sind. Dabei sollte man darauf achten, dass auf Silberbarren 19 Prozent Mehrwertsteuer zu zahlen ist, deshalb sind differenzbesteuerte Anlagemünzen zu bevorzugen. Zur Spekulation eignen sich beispielsweise auch ETF auf physisches Silber oder aber direkt Minenwerte, die von steigenden Silberpreisen überproportional profitieren. Damit konnte man in den vergangenen Wochen und Monaten sehr gut verdienen. Aber die Risiken sind natürlich ebenso hoch. Es gibt auch interessante ETFs auf Indizes aus Gold– und Silberwerten, die der Direktanlage zu bevorzugen sind. www.bestadvice.eu