Seitwärtsphase beim DAX hält an: So reagieren die Anlageprofis

10.04.2016

Andreas Kern

Die Pattsituation zwischen Bullen und Bären an den Aktienmärkten zehrt an den Nerven der Anleger. Seit Wochen pendelt der DAX in einer relativ engen Range hin und her, ohne sich wirklich nachhaltig in eine Richtung absetzen zu können.

Weil die letzte starke Bewegung zuvor abwärts gerichtet war, betrachten vor allem Charttechniker die momentan fehlende Dynamik mit Skepsis. Steht damit der nächste Crash vor der Tür? Die bei wikifolio.com aktiven Vermögensverwalter bewerten das aktuelle Marktgeschehen unterschiedlich. Die 2008 gegründete MS Finance Support GmbH zählt dabei eher zu den Pessimisten. Die auch als Berater eines mehrfach ausgezeichneten Mischfonds mit vermögensverwaltendem Ansatz tätigen Anlageprofis lagen mit ihrer Einschätzung zuletzt meist richtig. Das vor gut zwei Jahren gestartete wikifolio „Stockpicker und Cash“ (www.wikifolio.com/de/MSF001) kommt seitdem auf eine Performance von 28 Prozent, womit der Gesamtmarkt deutlich geschlagen werden konnte. Die Gründe für diese Outperformance und seine aktuelle Strategie erläutert Manfred Stiegel, Geschäftsführer bei MS Finance Support. Hohe Renditen ohne große Schwankungen „Das Besondere an meinen wikifolios ist, dass die Investitionsquoten sehr breit gefasst sind. Die Aktienquote variiert zwischen Null und 100 Prozent. Anleger wollen einerseits in der aktuellen Nullzinspolitik Renditen erzielen, andererseits aber keine großen Einbrüche der Portfolios durchleben. Dies ist das erklärte Ziel meiner Strategie in meinen wikifolios, aber auch bei meinen Vermögensverwaltungskunden oder in dem von mir gemanagten Fonds (Global Opp HAIG World Select). Ich möchte natürlich Rendite für den Kunden erzielen, bei großen Risiken hat aber nach wie vor Sicherheit die größte Priorität. Das hört sich einfach an, ist aber in der Praxis durchaus nicht immer leicht. Dennoch hat die von mir entwickelte Risikomatrix die Einbrüche im Sommer 2011 und 2015 rechtzeitig angezeigt und wurde von mir auch so umgesetzt. Nachvollziehbar ist dies auch in der Entwicklung meines Fonds in diesen Phasen. Risikomatrix bestimmt die Aktienquote Die Strategie meiner wikifolios ist sehr simpel: Sind die Aktienmärkte laut Risikomatrix im grünen Bereich, sind die wikifolios voll im Aktienmarkt investiert. Gekauft werden dann die nach meiner Vorgehensweise zehn besten Aktien. Augenblicklich steht die Börsenampel aber auf Rot, deshalb wird seit rund sechs Wochen alles in Cash gehalten. Die Aktienmärkte befinden sich, nach meiner technischen Einschätzung, im Bärenmarkt. Die Gefahr ist eine große Topbildungsphase. Inwiefern die Geldschwemme der Notenbanken den erwarteten Rückgang der Aktienkurse abfedern, stützen oder auch beschleunigen wird, ist augenblicklich nicht absehbar. Dennoch ist das Risiko eines stärkeren Einbruches an den Märkten sehr hoch. Japan ist der Markt mit den größten Problemen. Die augenblickliche Yen-Stärke hat die dortige, sowieso schwache, Erholung der Aktienkurse abrupt beendet. Europa hat die Aufwärtsbewegung ebenfalls abgeschlossen, zeigt sich aber noch nicht so schwach wie Japan. Einzig die US-Aktien zeigen sich robust gegenüber Schwächeanfälle. Dennoch ist auch hier eine Topbildungsphase wahrscheinlich. Ich erwarte für die nächsten Wochen deutlich schwächere Aktienkurse, ohne Kursziele zu nennen. Im Jahr 2015 hat die Strategie in den wikifolios hervorragend funktioniert: Zuletzt schaltete die Risikomatrix Ende Juli auf Rot, weshalb alle Aktienbestände verkauft wurden. So konnte der große Einbruch im August vermieden werden.“ Seit Herbst 2013 stellen institutionelle Finanzmarktexperten ihre Handelsstrategien auf wikifolio.com einem breiten Anlegerpublikum zur Verfügung. Bereits knapp zehn Prozent der deutschen Vermögensverwalter nutzen die Transparenz der Plattform, um neue Kundengruppen zu erreichen. Sie haben bislang 86 wikifolios veröffentlicht. 78 Prozent der von Vermögensverwaltern in investierbaren wikifolios geführten Strategien haben 2014 einen höheren Ertrag erzielt als die Benchmark (DAX).

Autor: Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG