Schutz vor Inflation und Währungsschwankungen

16.12.2020

Louise Street - Foto: © World Gold Council

finanzwelt: Weibliche Anleger haben eine geringere Affinität zu Gold als männliche Anleger, woran liegt das? Street: Weibliche Anleger in Deutschland sparen oder investieren einen ähnlichen Anteil ihres Einkommens, haben aber im Vergleich zu Männern weniger diversifizierte Portfolios. Sie sind tendenziell risikoaverser als Männer, die zum Beispiel dreimal häufiger in Kryptowährungen investieren. Im Vergleich zu Männern sind Frauen jedoch etwas eher dazu bereit, in Gold zu investieren: 38 % geben an, dass sie eine Investition zukünftig in Betracht ziehen würden, obwohl sie in der Vergangenheit nicht investiert haben, im Vergleich zu 34 % der Männer. Die Rolle von Gold in den Portfolios von Frauen könnte künftig weiter gestärkt werden, da sie ein größeres Bestreben nach weniger riskanten, langfristigen Investitionen haben.

finanzwelt: Derzeit halten 30 Prozent der deutschen Bevölkerung Gold in ihrem Portfolio, mehr als ein weiteres Drittel ist offen für ein Investment. Was hat die Anleger bisher davon abgehalten, zu investieren? Street: Die Nachfrage nach Gold in Deutschland ist groß – sie macht im Durchschnitt 10 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Goldbarren und -münzen aus. Dennoch gibt es Hürden für Investitionen, hierzu zählt etwa mangelndes Vertrauen in die Authentizität von Gold. Von den Befragten geben 26 % an, dass sie sich Sorgen machen, gefälschtes oder unechtes Gold zu kaufen, während 19 % Bedenken hinsichtlich der Reinheitsgarantie des Goldes äußern. Wir nehmen diese Bedenken ernst und arbeiten daher eng mit Branchenvertretern zusammen, um die Retail Gold Investment Principles zu entwickeln und umzusetzen. Diese Best-Practice-Grundsätze sollen Anbietern aller Arten von Goldanlageprodukten für Privatanleger als Leitfaden dienen, um aktuelle Herausforderungen in Bezug auf Transparenz und Vertrauen zu lösen.

finanzwelt: Anlagetrends für 2021 – mit Blick in die Zukunft: welche Risiken und Chancen können Sie in Bezug auf die Goldnachfrage ausmachen? Street: Auch wenn es schwierig ist, Vorhersagen für 2021 zu treffen, glaube ich, dass Unsicherheit weiterhin eine Rolle bei der Goldnachfrage spielen wird. Die Ungewissheit über die längerfristigen Auswirkungen der Pandemie auf die Volkswirtschaften weltweit und darüber, wie die Erholung aussehen wird, bleibt bestehen. Dies wird die Rolle von Gold als effektive Risikoabsicherung weiter in den Vordergrund rücken. Deshalb glaube ich, dass sich deutsche Investoren weiterhin Gold als sicheren Hafen zuwenden werden.

finanzwelt: Jede Studie offenbart überraschend neue Fakten: Was ist Ihrer Meinung nach eines der Schlüsselergebnisse des Berichts und/oder was hat Sie am meisten überrascht? Street: Eines der für mich interessantesten Ergebnisse der Studie war, dass 64 % der Befragten deutschen Anleger angaben, dass sie im Falle eines unerwarteten Geldeingangs einen Teil davon in Gold investieren würden. Damit ist Gold die bevorzugte Anlageklasse, für die sich die Befragten entscheiden würden, wobei Goldbarren und Goldmünzen die beliebteste Wahl sind. Gold steht also bei den Anlegern ganz oben auf der Prioritätenliste, wenn sie über Anlageoptionen nachdenken. (ah)