Regulierung im Mittelpunkt bei AfW Hauptstadtgipfel

11.11.2016

Frank Rottenbacher, Vorstand AfW / Foto: © AfW

„Wir können so viel regulieren, wie wir wollen, das alles wird nicht helfen, wenn nicht ein gewisser Grundethos in der Branche da ist“, resümierte Brinkhaus. Er unterstrich die Bedeutung von Vertrauen und Moral in der Finanzdienstleistungsbranche und regte an, dass man in der Branche die schwarzen Schafe in den eigenen Reihen klar benennen sollte.

Beide Politiker forderten die freien Vermittler und Berater zum Dialog mit der Politik auf: „Bitte bringen Sie sich in diesen Prozess mit ein“, appellierte Brinkhaus an die AfW-Mitglieder. Zum Beispiel beim Thema Telefonaufzeichnung von Beratungsgesprächen, wo noch viele Details unklar sind. „Fordern Sie verlässliche digitale Handlungsanweisungen“, so Brinkhaus. Ohne Rechtssicherheit könne ansonsten ein Gericht in zehn Jahren entscheiden, die Dokumentation sei nicht ausreichend gewesen.

“Wir brauchen bei beiden Regulierungsvorhaben praxistaugliche Umsetzungen in nationales Recht, die eine qualitativ hochwerte Arbeit der Vermittler weiterhin ermöglichen. Wir bleiben daher in engem Kontakt mit der Politik und werden unsere Anforderungen und Praxiserfahrungen der Vermittlerbranche weiter einbringen. Das ist die klassische Aufgabe eines Berufsverbands“ betont der für Politik zuständige AfW Vorstand Frank Rottenbacher.

Anja Karliczek, Mitglied im Finanzausschuss für die CDU und Expertin für Regulierungsfragen, musste ihren geplanten Vortrag zur IDD-Umsetzung kurzfristig aufgrund einer namentlichen Abstimmung im Bundestag absagen, die ihre Anwesenheit verlangte. Für sie sprang Christian Nuschele ein. Der Head of Sales Germany der Standard Life informierte über die Konsequenzen der strikten Regulierung in Großbritannien. Dort herrscht nach der „Retail Distribution Review“ (RDR) seit 2013 ein Provisionsverbot in der Geldanlage und in der Altersvorsorge.

„Die Anzahl der Berater hat sich nicht nennenswert verringert und die Einkommen sind seitdem gestiegen“, sagte Nuschele. Britische Berater verdienen derzeit im Schnitt mehr als 100.000 Pfund und sind sehr zufrieden. Ungefähr 32.000 unabhängige Vermittler gebe es in Großbritannien, die einen Marktanteil von 85 Prozent hätten. Allerdings haben weite Teile der Bevölkerung – mehr als 90 Prozent – keinen Zugang mehr zu Finanzberatung, weil diese Dienstleistung gegen Honorar nur mehr vermögenden Kunden angeboten wird. „Die Kundenzielgruppe muss mindestens über 50.000 Pfund freies liquides Vermögen verfügen mit steigender Tendenz. Manche Berater starten auch erst ab 250.000 Pfund“, berichtete Nuschele aus Großbritannien. Vor der RDR wären es aber bereits auch schon ca. 80% gewesen, die von der Beratung ausgeschlossen waren.

Der Hauptstadtgipfel des AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen findet jährlich in Berlin statt. Zum 13. Mal hatte der Verband seine Fördermitglieder eingeladen, sich über aktuell laufende Regulierungsvorhaben direkt an der Quelle zu informieren. Der nächste AfW-Hauptstadtgipfel findet nach der Bundestagswahl im November 2017 statt. (ah)

www.afw-verband.de