Regulatorische Entwicklungen treten in Vordergrund

07.02.2013

Die Finanzkrise und ihre Auswirkungen. Letztlich sollen verstärkte regulatorische Vorgaben dafür sorgen, dass Schieflagen wie zuletzt 2008 nicht mehr entstehen können. Mark Coronna, Chief Marketing & Product Officer bei Wolters Kluwer Financial Services, steht hierzu Rede und Antwort.

Herr Coronna - vorab - können Sie uns sagen, was die wichtigsten Herausforderungen für die Banken in den nächsten zehn Jahren sind?

Mark Coronna: Seit der Finanzkrise rücken neue regulatorische Entwicklungen immer mehr in den Vordergrund. Einige sind völlig neu, andere hingegen sind nur Änderungen bereits bestehender Richtlinien. Insofern werden Unternehmen weiterhin viel Zeit und Ressourcen benötigen, um gesetzliche Vorschriften einhalten zu können.

Aus Ihrer Sicht, wie steht die Finanzdienstleistungsbranche zu den regulatorischen Rahmenbedingungen infolge der Finanzkrise?

Mark Coronna: Nun, ich würde sagen, die Verlagerung von einem grundsatzorientierten zu einem weitaus regelbasierteren Ansatz ist noch sehr gewöhnungsbedürftig. Außerdem wird es für bestimmte Branchen eine Herausforderung sein, sich auf die Zeitrahmen der neuen Richtlinien einzustellen - insbesondere für die Versicherungsbranche. Während Banken mehr als zehn Jahre hatten, um sich beispielsweise auf das Basel-Abkommen einzustellen, blieb Versicherungen ein viel kürzerer Zeitraum von nur drei Jahren, um sich auf Solvency II vorzubereiten.

Und wie würden Sie die allgemeine Einstellung der Regulierungsbehörden zusammenfassen?

Mark Coronna: Die Finanzkrise hat ohne Zweifel alle Branchen wachgerüttelt. Sie führte dazu, dass die Regulierungsbehörden nach dem Motto "Wir müssen das Problem jetzt beheben, um es künftig zu verhindern" handelten. Es gibt aber eine Vielzahl von Themen - wie systemisches Risiko, Vergütungssysteme im Bankenbereich, mehr Transparenz und Offenlegung, ausreichend Kapital und Liquidität, usw. - die noch geprüft werden müssen. Sicherlich wird es noch eine Weile dauern, diese Richtlinien zu analysieren, zu priorisieren, zu planen und schlussendlich umzusetzen. Doch nur so können wir verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt. Erschwert wird dieser Prozess dadurch, dass neben den etablierten Aufsichtsorganen jetzt eine neue EU Regulierungsbehörde existiert. Diese legt ihre eigenen Regeln und die dazu gehörigen Anwendungsbereiche jetzt erst fest. Andererseits agieren die nationalen Aufsichtsbehörden autark in ihrem lokalpolitischen und wirtschaftlichen Umfeld und führen Richtlinien ein, die am besten für ihre Märkte geeignet sind. Wie diese zwei Regulierungsebenen letztendlich zusammen passen, ist zurzeit noch sehr unklar.

Was ist aus Ihrer Sicht die Best Practice für Finanzinstitute bei der Bewältigung von neuen und veränderten Vorschriften?

Mark Coronna: Es gibt bereits jetzt schon eine solche Fülle an globalen aufsichtsrechtlichen und lokal eingegrenzten Regularien - und es kommen weitere hinzu - so dass einige Unternehmen verständlicherweise erst einmal abwarten. Allerdings ist eine solche Strategie nicht unproblematisch. Unternehmen müssen wachsam bleiben, um schnell und umfassend auf diese Änderungen reagieren zu können. Risiken zu erkennen, richtig zu verstehen und zu reduzieren ist hierbei unerlässlich.

Um alle Facetten der veröffentlichten Compliance-Richtlinien zu erfassen und zu bewerten, können Unternehmen natürlich mehr Personal einstellen. Oder sie können an ihre Mitarbeiter appellieren, diese umfangreiche Aufgabe zusätzlich zu ihren bestehenden Pflichten zu übernehmen. Alternativ wäre es möglich, die Veränderungen der Regularien von Dritten überwachen zu lassen.

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