Sarasin: Umfassende Lösung zur Rezessionsvermeidung von Nöten

07.02.2013

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Jan Amrit Poser, Chefökonom bei der Bank Sarasin & Cie AG, drängt auf eine umfangreiche Lösung, um dem Abschwung Einhalt zu gebieten. Dies geht aus einer aktuellen Marktstudie hervor.

(fw/ah) "Das Zögern der Politik hat das europäische Bankensystem an den Rand einer Krise geführt. Die Liquiditätszufuhr auf dem Interbankenmarkt ist erheblich eingeschränkt und an den Märkten für langfristiges Kapital zahlen die Banken erhebliche Risikoaufschläge. Die Banken haben die Wahl, die hohen Finanzierungskosten auf die Unternehmen umzulegen oder die Kreditvergabe einzuschränken. Beides droht die europäische Wirtschaft abzuwürgen, wenn nichts dagegen unternommen wird. In der Diskussion ist erstens, dass der inzwischen durch alle 17 Euro-Staaten genehmigte Rettungsschirm effizienter genutzt werden soll. Indem er als Anleihenversicherung fungiert, könnte er ein Vielfaches an Feuerkraft erhalten, das ausreichen würde, um im Bedarfsfall auch Italien und Spanien abzuschirmen. Zweitens könnte nach der Verschärfung der Regeln des Euro-Stabilitätspaktes eine Ankündigung folgen, in Zukunft mittels eines neuen EU-Finanzministers mit erheblichen Sanktionierungskompetenzen über deren Einhaltung zu wachen. Drittens zeichnet sich ab, dass die Banken dazu verpflichtet werden, ihre Bilanzen zu stärken, um das Vertrauen der Banken untereinander zu stärken. Noch ist der Durchbruch nicht geschafft, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine umfassende Lösung kommt. Die zweite Bedingung ist ein forsches Einschreiten der Wirtschaftspolitiker. Tatsächlich sind schon einige wichtige Maßnahmen unternommen worden. Weil die Geldmarktfonds in den USA immer mehr Liquidität aus Europa abgezogen haben, hat die Europäische Zentralbank (EZB) Dollar-Swap-Linien eingerichtet sowie 12- und 13-Monats-Tender eingeführt, so dass sich die Banken bis ins Jahr 2013 finanzieren können. Bleibt die dritte Bedingung einer Stabilisierung der Wirtschaftsstimmung. Die Sorge besteht, dass insbesondere in Europa die Schuldenkrise schon so viel Schaden angerichtet hat, dass eine Rezession unaufhaltbar sein könnte. Hoffnungsvoll stimmt, dass die realen Daten noch keine Anzeichen einer Abschwächung gegeben haben. Falls die Stimmungsindikatoren im Oktober eher den realen Daten folgen und das Momentum einen Boden findet, werden die Rezessionssorgen in den USA nicht bestätigt werden. Angesichts der zunehmenden Anzeichen weitreichender Politikmaßnahmen steigt die Hoffnung, dass die Wirtschaftsstimmung in Kürze eine Wende einleiten könnte.

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