Ready for take-off?

18.10.2016

© alphaspirit fotolia.com was wäre, wenn das Geld im wahrsten Sinne des Wortes "vom Himmel fällt?"

Was würden die Bürger tun, wenn Helikoptergeld tatsächlich kommt?

Warum hält ein großer Teil der Befragten Helikoptergeld für eine gute Idee, wenn doch die Wirksamkeit so stark angezweifelt wird? Aufschluss darauf könnte sicherlich die Frage geben, wie der -im wahrsten Sinne des Wortes - Geldregen aus Frankfurt verwendet würde. Sowohl in der Eurozone (28 Prozent) als auch in Deutschland (26 Prozent) würden die zusätzlichen 200 Euro monatlich verkonsumieren. Diese würden dann auch nur wenig  Wirtschaftswachstum erzeugen, weil sie damit vor allem laufende Kosten wie Miete, Hypothekenraten, Lebensmittel oder Versicherungsbeiträge bezahlen würden. Die meisten würden das Geld auf dem Konto belassen, anlegen oder damit bestehende Schulden reduzieren. Dies hat weniger er mit Sparsamkeit als vielmehr mit der Tatsache zu tun, dass die Angst besteht, das Helikoptergeld würde an anderer Stelle wieder weggenommen werden. In jedem Land war der Anteil der Befragten, die mit dem Zentralbankgeld sparsamer umgehen würden als mit einem Geldgeschenk aus anderer Quelle, nämlich deutlich höher als der Anteil derer, die in diesem Fall mehr ausgeben würden.

Helikoptergeld wäre keine Maßnahme um die Wirtschaft langfristig wieder auf Kurs zu bringen. So würde damit nur ein Einmaleffekt von nicht ganz zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Eurozone erzeugt. Gerade einmal die Hälfte wäre es sogar, wenn diejenigen Befragten, die sich mit dem zusätzlichen Geld ohnehin notwendige Ausgaben bestreiten, die ursprünglich eingeplanten Mittel lieber auf die hohe Kante legen würden. Und das mit einem Aufwand, der sich auf rund 8% des BIP beläuft. Unklar ist außerdem, in welchem Maße Ausgaben, die auf lange Sicht ohnehin getätigt worden wären, lediglich vorgezogen und somit im Konsum der Folgejahre fehlen würden. EZB Präsident Draghi müsste also sehr viele Hubschrauber aufsteigen lassen, wenn er die Wirtschaft nachhaltig stärken will.

Vielleicht wirkt es, vielleicht auch nicht – aber auf dem Kontoauszug sieht es gut aus

Dass die überwiegende Verwendung des zur Verfügung gestellten Geldes zum Sparen, Anlegen oder zur Schuldenreduzierung die erhoffte Auswirkung auf Inflation und Wirtschaftswachstum verringert, ist anscheinend auch den Befragten klar, die ja überwiegend angaben, keine Steigerung bei Wirtschaftswachstum oder Inflation zu erwarten. Doch führt dies nicht dazu, dass die Maßnahme als solche abgelehnt wird – ganz offensichtlich würden die Verbraucher das Geld gerne annehmen, auch wenn sie sich davon lediglich einen persönlichen und keinen gesamtwirtschaftlichen Vorteil versprechen.

So ergibt sich das bemerkenswerte Bild, dass die wohl radikalste Maßnahme, die die EZB ergreifen könnte, in ganz Europa und sogar im Draghi-kritischen Deutschland auf breite Zustimmung stoßen würde – allerdings aus den gleichen Gründen, die die Wirksamkeit dieser Maßnahme zweifelhaft erscheinen lassen. (ah)

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