Pflegeversicherung: Das sind die Trends 2024

19.02.2024

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Welche Entwicklungen und Trends werden die Pflegeversicherung in diesem Jahr vor allem beeinflussen? Und welche Themen und Neuigkeiten stehen bei den Versicherern auf der Agenda? Zu ihrem Ausblick für 2024 hat finanzwelt-Ressortleiter Versicherungen Markus Hofelich drei Anbieter von Pflegeversicherungen befragt.

Was sind die zentralen Trends im Bereich der Pflegeversicherung 2024?

Wiltrud Pekarek, Vorständin der Hallesche Krankenversicherung

In der Pflegeversicherung erkennen wir eine herausfordernde Entwicklung des Marktumfeldes. Das zeigt sich beispielweise in der Pflege-Pflichtversicherung. Hier weitet der Gesetzgeber seit Jahren die Leistungen aus. Das wiegt viele Versicherte im Glauben, dass sie ausreichend abgesichert seien. Parallel beobachten wir drastisch steigende Kosten und Eigenanteile (z.B. in der vollstationären Pflege), welche viele Menschen in der Regel mit ihren Einkünften selbst nicht tragen können. Dieses Missverhältnis wird den meisten erst mit Eintritt des Pflegefalls bewusst. So muss zunehmend die finanzielle und körperliche Belastung von Angehörigen getragen werden.

Als Teil einer Lösung dieser Herausforderung kristallisiert sich für uns zunehmend die arbeitgeberfinanzierte betriebliche Pflegezusatzversicherung heraus. Hier geht es zum einen darum Mitarbeitende, die selbst pflegebedürftig werden, finanziell zu unterstützen. Zum anderen geht es aber für Arbeitgeber vor allem um die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Immer mehr Menschen müssen diesen Spagat leisten. Der Erhalt der Arbeitskraft steht für viele Arbeitgeber somit im Mittelpunkt und wird durch den Fachkräftemangel verstärkt. Unsere betriebliche Pflegeergänzungsversicherung „FEELcare“ ist eine unmittelbare Unterstützung für Arbeitgeber und deren Belegschaften. Die betroffenen Mitarbeitenden werden zeitlich, finanziell, körperlich und emotional entlastet. Auf diese Weise sind wir stolz auch in 2024 einen wichtigen gesellschaftspolitischen Beitrag leisten zu können.

Unabhängig davon bzw. ergänzend sollte sich jeder und jede in geeigneter Form gegen die finanziellen Folgen einer Pflegebedürftigkeit absichern. Es gibt genügend sehr gute Pflegezusatzprodukte am Markt. Die Diskussion um die Finanzierbarkeit der sozialen Pflegeversicherung müsste für alle ein Alarmsignal sein und zusätzliche Absicherung des Pflegefallrisikos auf freiwilliger Basis zum Trend werden. 

Marvin Blazek, Produktmarketingmanager KV, HanseMerkur Krankenversicherung AG

Begleitet von einer öffentlichen Diskussion stehen wir vor der gesellschaftlichen Herausforderung, dass die Zahl der Pflegebedürftigen kontinuierlich wächst und die gesetzliche Pflegeversicherung an ihre Grenzen gelangt ist. Angesichts der Tatsache, dass die jüngsten Entlastungen des Gesetzgebers die gesetzlich versicherten Pflegebedürftigen nur begrenzt erreichen und dadurch die Unzufriedenheit wächst, gewinnt die private Pflegezusatzversicherung erneut an Bedeutung.

Stefan Huhn, Vorstand der R+V Krankenversicherung

Die Pflege in einer alternden Gesellschaft ist eine große Herausforderung für uns alle: Die Zahl der Pflegebedürftigen liegt aktuell schon bei über 5 Millionen und wird weiter stark zunehmen. Die Eigenbeteiligungen im Pflegefall führen zu hohen finanziellen Belastungen. Daran hat sich auch mit der letzten Pflegereform nichts geändert. Wir als Versicherer sind gefordert, nicht aufzuhören, die Menschen von den Vorteilen einer privaten Vorsorge zu überzeugen und das häufig bei vielen Menschen beinahe schon tabuisierte Thema Pflege immer wieder in den Fokus der Beratung zu rücken. Viele unterschätzen die Pflegelücke und überschätzen gleichzeitig die Kosten für eine ordentliche private Absicherung.

Die bKV boomt regelrecht. Dieses Erfolgsmodell der betrieblichen Vorsorge kann sich auch zur besseren Absicherung des Pflegerisikos anbieten. Damit es aber von möglichst vielen Arbeitgebern genutzt wird, sind von der Politik jedoch entsprechende Förderinstrumente bereitzustellen, etwa Steuer- und Sozialabgabenfreiheit. Damit kann dazu beigetragen werden, die Pflegevorsorge unserer Gesellschaft nachhaltig abzusichern. So können deutlich mehr Menschen erreicht werden als über individuelle Pflegezusatzversicherungen.

Mit CareFlex Chemie haben wir als R+V gemeinsam mit der Barmenia bereits gezeigt, dass dies möglich ist – sogar als arbeitgeberfinanzierte tarifliche Lösung für eine gesamte Branche. Das kann ein Vorbild für Tarifparteien anderer Branchen sein. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass sich viele Beschäftigte eine zusätzliche Pflegeabsicherung von ihrem Unternehmen wünschen. Drei von vier der Befragten empfänden dies als eine wertvolle Zuwendung ihres Arbeitgebers. Meines Erachtens dürfte das für die Politik doch Anreiz genug sein, die betriebliche Pflegeversicherung voranzutreiben, wobei aber auch die Förderung der individuellen Pflegeabsicherung ausreichend Berücksichtigung finden muss.