Nicht nur Lückenbüßer
28.07.2014
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Vermittler suchen händeringend nach Sachwerten, die die Lücke füllen, die die geschlossenen Fonds aus unterschiedlichen Gründen hinterlassen mussten.
Das Image der geschlossenen Fonds ist auch aufgrund der Skandale in der Vergangenheit schlecht und die Vermittler müssen sich nach anderen Produkten umsehen, wenn sie Anleger für Sachwerte gewinnen wollen. Zumal auch so wenige geschlossene Fonds, egal ob alten oder neuen Rechts, auf dem Markt sind. An dieser Situation wird sich kurzfristig wahrscheinlich kaum etwas ändern. Dabei haben Sachwerte mehr denn je aufgrund der Magerzinsen ihre Existenzberechtigung.
Genussrechte und Namensschuldverschreibungen. Aus Sicht eines Vermittlers, der händeringend nach Produkten sucht, die er seinen Anlegern anbieten kann, bieten Genussrechte und Namensschuldverschreibungen den Vorteil, dass sie in großer Zahl verfügbar sind, vor allem weil sie keiner Regulierung unterliegen. „Die Frage, ob das angebotene Produkt reguliert ist oder nicht, interessiert den Anleger meist wenig", bedauert Oliver Porr, Vorstandsvorsitzender des bsi Bundesverbandes Sachwerte und Investmentvermögen. Allerdings kamen die ersten Nachrangdarlehen und Genussscheine bereits auf den Markt, als die Verlustzuweisungen 2005 ausliefen. „Damals starteten wir mit den ersten Anleihen", erklärt Cerstin Kratzsch, Vertriebsleiterin bei der Energiekontor AG, einem Pionier bei den Anbietern von geschlossenen Windparkfonds. Nachrangdarlehen und Genussrechte wurden also nicht entwickelt, um den strengeren Zulassungsbedingungen zu entgehen. Sie werden als Instrument genutzt, um den durch die Regulierung verursachten Angebotsengpass zu überwinden. Aber Tatsache ist, dass diese Alternativen jetzt sehr oft von unseriösen Anbietern genutzt werden, um von dem Trend zu Sachwerten und dem Fehlen von geschlossenen Fonds zu profitieren. Bereits mit der dritten Tranche von Genussrechten ist die IMMOVATION AG auf dem Markt, die auch erfolgreich geschlossene Fonds aufgelegt hat. Vorgesehen ist ein Volumen von 50 Mio. Euro. Die Mindestbeteiligung liegt bei 10.000 Euro, ein Agio ist nicht zu zahlen und prognostiziert wird eine Ausschüttung von jährlich 6 %. Der Erlös aus der Platzierung der Genussrechte fließt in Immobilien, bei der Anlage hat die IMMOVATION freie Hand. Es handelt sich also um einen Blind Pool. Auch darf die Gesellschaft das Genussrechtskapital für die Geschäftstätigkeit der gesamten Unternehmensgruppe (12 Firmen) verwenden. 2003 hat IMMOVATION das erste Genussrecht aufgelegt, 2008 folgte die zweite Tranche. „Auf die beiden ersten Tranchen wurden alle prognostizierten Zahlungen plangemäß geleistet", erklärt Vorstand Lars Bergmann.
Direktinvestments. Eine andere Möglichkeit, in Sachwerte zu investieren, bieten Direktinvestments. Sie haben gegenüber Nachrangdarlehen und Genussrechten den Vorteil, dass der Anleger in einer ähnlichen Eigentümersituation ist wie bei den geschlossenen Fonds. Vor allem sind durch das neue Recht die Stimm- und Mitspracherechte sowie Informations- und Kontrollrechte gestärkt worden. Auch bei Direktinvestments erwirbt der Anleger unmittelbares Eigentum an den Investitionsgütern.
Möglichkeiten für Direktinvestments bieten die Neuen Energien. Natürlich kann sich ein Eigenheimbesitzer als Investition eine Solaranlage aufs eigene Dach setzen. Wer aber den damit verbundenen Aufwand vermeiden will und lieber „investieren lässt", bedient sich eben einem Anbieter von solchen Direktinvestments. Das Karlsruher Unternehmen BadenInvest bietet bspw. die Möglichkeit, eine einzelne Solaranlage innerhalb einer 4 Megawatt großen Freiland-Anlage im „Solarpark Zorbau" in Sachsen-Anhalt zu erwerben. Der Anleger kann grundsätzlich zwischen 135 Photovoltaikanlagen verschiedenster Größen wählen. „Kleinere Anlagen sind schon ab etwa 20.000 Euro zu haben", meint Geschäftsführer Stefan Falk. Nur schade, dass die Anlagen für 20.000 Euro vergriffen sind. Die Preise für Einzelanlagen reichen bis 80.000 Euro. Wie beim Hausbau werden die Anlagen schlüsselfertig erworben. Die Laufzeiten reichen gewöhnlich von 19 bis 20 Jahren mit Verlängerungsoptionen. Der Anleger erwirbt das Eigentum an der Solaranlage, d. h. an den Modulen, dem Wechselrichter und der Aufständerung. Die Anlage ist versichert, es besteht eine zehnjährige Herstellergarantie und eine 25 Jahre dauernde Leistungsgarantie. Durch die Abschreibungsmöglichkeit winken zudem einige Steuervorteile, die eine solche Anlageklasse als geschlossener Fonds nicht bieten kann.
Unter dem Gesichtspunkt der erschwinglichen Mindestanlagesummen eignen sich Container in besonderem Maße als Direktinvestments. Schon mit Anlagebeträgen ab 2.300 Dollar kann eine Box erworben werden. Die längste Tradition auf diesem Gebiet hat P & R Container Investments, die keine geschlossenen Containerfonds auflegt, sondern schon immer auf Direktinvestments gesetzt hat. Diese Direkt-Containerinvestments fallen nicht unter das neue Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB), der Markt ist also – anders wie bei Containerfonds – nicht reguliert. Viele Vermittler und Anbieter wittern hier ein gutes Geschäft. Exakte Zahlen über das Volumen der Container-Direktinvestments liegen nicht vor, aber es hat den Anschein, dass der Trend deutlich nach oben geht – auch weil die Konkurrenz durch die geschlossenen Fonds fehlt. In der Branche wird von Milliardenbeträgen gemunkelt, die jedes Jahr in Container fließen, doch belegen lässt sich das nicht. P&R ist seit 1975 auf dem Markt und sieht sich als Marktführer. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen 62.000 zufriedene Kunden. Doch in der Vergangenheit wurden oftmals Zweifel am Geschäftsmodell geäußert. Auf solche Zweifel reagierte das Unternehmen mit dem Hinweis, dass alle Zahlungen wie vereinbart geleistet wurden. Schon immer war P&R sehr zugeknöpft gegenüber Journalistenanfragen. Das erlebte der Verfasser selbst bei einem persönlichen Besuch in der Firmenzentrale. Auf Ungereimtheiten hat unlängst das Manager Magazin aufgrund einer Studie des Analyseunternehmens Fondsmedia hingewiesen. P&R hat im Gegenzug die „Kompaktanalyse" von Fondsmedia als „unseriöses Papier" bezeichnet. Tatsache ist aber, dass das gesamte Geschäft mit Containern bei weitem nicht so transparent ist wie das der geschlossenen Fonds der neuen Generation. Denn sehr unterschiedlich sind die Preise, die die verschiedenen Anbieter ihren Kunden für den Erwerb einer Box berechnen. Erhebliche Unterschiede weisen auch die kalkulierten Mieten sowie die Rücknahmepreise des Anbieters, also die Preise, die dem Anleger am Ende der Laufzeit vergütet werden, auf. Angeboten werden neue, gebrauchte Container und Spezialcontainer, das erschwert den Vergleich. Gewiss, jeder Anbieter hat unterschiedliche Netzwerke und daher wohl auch unterschiedliche Kalkulationsgrundlagen. Der Anleger wird zwar Eigentümer der Boxen, gleichwohl spielt das Vertrauen in den Anbieter eine große Rolle. Auf eigene Faust zu verkaufen, wenn der Anbieter vom Markt verschwindet – wie vor einigen Jahren DTF –Der Transport Fonds GmbH & Co. KG – wird ohne Verlust nur gelingen, wenn die Rückgabepreise realistisch angesetzt waren. Bei DTF war das offensichtlich nicht der Fall.
Unbestritten bilden die Container einen Wachstumsmarkt. Von 2014 bis 2020 wächst der Containerverkehr nach Expertenschätzungen jährlich um 6,5 %. Davon profitieren aber die Containerschiffe nicht, weil es Überkapazitäten gibt und die Frachtraten für Schiffe im Keller sind. „Container sind Sachwerte mit einem hohen Restwert und bilden einen Wachstumsmarkt, der bei weitem nicht die Volatilität aufweist wie die Schiffe", meint Dr. Dirk Baldeweg, Geschäftsführer Buss Capital. Wegen der kurzen Produktionsdauer sind Marktungleichgewichte anders als bei Schiffen schnell auszugleichen. Buss Capital ist zwar Marktführer bei Containerfonds, bietet aber derzeit nur Direktinvestitionsprogramme an. Voraussichtlich Anfang des 4. Quartals 2014 wird das Unternehmen wieder ein Fondsprodukt auf den Markt bringen, den Global-Containerfonds, der natürlich nach KAGB konzipiert sein muss.
Einen neuen, schnell wachsenden Markt bilden Wechselkoffer. Hier handelt es sich um Transportbehälter mit ausklappbaren Stützbeinen, ohne die der Transport von Gütern auf Straße und Schiene nicht denkbar ist. Die Kaufpreise liegen zwar deutlich über denen von Containern, dafür fallen die Mieteinnahmen für die Anleger aber auch entsprechend höher aus. Erschlossen hat diesen Markt die CH2 AG. Andere wie Solvium Capital sind jetzt auch auf dem Markt. Das Geschäft läuft blendend. Nicht zuletzt dank ausverkaufter Wechselkofferangebote konnte CH2 in den ersten sechs Monaten 30 Mio. Euro Eigenkapital akquirieren. „2014 ist das bislang erfolgreichste Jahr der CH2 AG", meint Vorstand Antje Montag, die im Vertrieb der CH2-Produkte auf exklusive Vertriebspartnerschaften setzt.
Wegen der hohen Anlagesummen scheiden einige Assetklassen bei Direktinvestments allerdings aus. Beispielsweise bei Flugzeugen: Selbst für kleine Regionalflugzeuge sind 27 bis 28 Mio. Dollar für ein Direktinvestment erforderlich. Das übersteigt die finanziellen Möglichkeiten des typischen Anlegers eines geschlossenen Fonds mit Mindestanlagebeträgen von 5.000, 10.000 und 20.000 Euro gewaltig. Bei den Immobilien kommen für Direktengagements nur Eigentumswohnungen in Frage, aber auch da sind Kaufpreise von 100.000 Euro und mehr zu entrichten. Bei den Containerflachwagen, die Salamon Railway anbietet, beträgt die Mindestanlagesumme 93.000 Euro.
Fazit
Gefragt sind derzeit alle Alternativen zu den geschlossenen Fonds wie Genussrechte, Nachrangdarlehen oder Direktinvestments. Aber die unregulierten Produkte haben auch ihre Tücken. Sie können mit den geschlossenen Fonds der neuen Generation, was Rechtssicherheit und Transparenz anbelangt, nicht konkurrieren. Aber sie sind anders als geschlossene Fonds verfügbar.
(lf)