Nerven behalten im Kurssturz

24.08.2015

Jan Meister

In normalen Märkten beschränken wir uns gerne auf unseren monatlichen Newsletter, möchten in Anbetracht des Kurssturzes an den Börsen aber erneut Farbe bekennen und über unsere Aktivitäten informieren.

Vor zehn Tagen schrieben wir, dass wir den Kursrückgang für übertrieben hielten, es aber schwer einschätzbar ist, wie lange die Unsicherheit hält. Der heutige erneute brutale Abverkauf an den Aktienmärkten ist aus unserer Sicht weniger auf eine grundlegende Veränderung der Weltwirtschaft zurückzuführen, sondern zu großen Teilen auf Angst und prozyklisches Risikomanagement. Unsere Aktienquote lag seit dem Monatswechsel bei ca. 36 % und heute haben wir angefangen, zuzukaufen mit einer Zielquote zwischen 38 % und 40 %. Erstmals seit Oktober letzten Jahres gehören auch wieder Discoutzertifikate auf die Einkaufsliste, um von der deutlich gestiegenen Volatilität zu profitieren. In diesem Sinne freuen wir uns zumindest über die hohe Liquidität im Fonds.

Dennoch müssen wir dazu stehen, dass der Meritum Capital – Accumulator unter der aktuellen Marktsituation leidet. Dies gilt zum einen an der bestehenden Aktienquote und zum anderem an dem sehr festen Euro, der gegenüber fast allen Währungen deutlich zulegt.

Warum ist der Euro so stark? Hat der US-Dollar als Krisenwährung ausgedient? Kurzfristig steigt der Euro gegenüber dem US-Dollar, wenn Aktien – vor allem europäische Aktien – fallen. Dies hat mehrere kurzfristige Gründe. Zum einen reduziert die Unsicherheit an den Märkten die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank kurzfristig die Zinsen erhöht. Der Zinsvorteil von US-Anleihen gegenüber europäischen Anleihen wird dadurch etwas geringer. Zum anderen sind viele angelsächsische Investoren in europäischen Aktien investiert und haben dabei die Währung (den Euro) abgesichert (analog eines Investments in japanische Aktien unter Absicherung des Yen). Des Weiteren ist das Zinsniveau in der Eurozone so niedrig, dass es für spekulativere Investoren interessant sein kann, sich in Euro zu verschulden, um in höher verzinslichen Anlagen zu investieren (sogenannte Carry-Trades). Wenn der Markt nun fällt und riskante Anlagen verkauft werden, müssen die Euro-Positionen zurückgekauft werden. Dennoch werden unseres Erachtens mittelfristige Wirkungsmechanismen nicht außer Kraft gesetzt. Dazu gehört unter anderem, dass die europäische Wirtschaft stärker unter einem chinesischen Abschwung leidet als die US-Wirtschaft. Ferner sollte auch weiterhin ein erster Zinsschritt in den USA und nicht in der Eurozone erfolgen. Unter Risiko- und Diversifikationsgesichtspunkten macht daher mittelfristig eine Beimischung von bis zu 20 % (mehr ist im Meritum Capital – Accumulator nicht geplant) weiter Sinn.

Wie geht es mit Aktien weiter? Die jüngsten Kursbewegungen haben verdeutlicht wie schwierig ein Markt-Timing ist. Es kann unseres Erachtens aber eindeutig festgestellt werden, dass eine derartige Kursreaktion nicht gerechtfertigt ist, wenn sich die Weltwirtschaft angeführt von China nur etwas abschwächt. Nur die Angst vor einer Rezession kann eine derartige Bewegung rechtfertigen. Hierfür gibt es allerdings wenig Evidenz. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass (1) die chinesische Wirtschaft sich deutlich abkühlt und (2) die US-Wirtschaftsdaten zuletzt unter den Erwartungen blieben. Letztere deuten aber unverändert auf Wachstum hin. Ferner zeigten auch die jüngsten Wirtschaftsdaten in der Eurozone ein moderat freundliches Bild. Wichtig ist auch zu betonen, dass – anders als z.B. 2008 – weder in den USA noch in Europa Unternehmen und Verbraucher übertrieben verschuldet sind. Ferner ist das Bankensystem Gesund. Es gibt somit keine großen systemischen Risiken. Dagegen sind Bewertungen erstmals seit langer Zeit wieder deutlicher zurückgekommen. Immerhin liegen europäische Aktien – gemessen am DAX oder EuroStoxx 50 – 20 % unter ihren Höchstständen dieses Jahres. Dabei haben sich die Unternehmensgewinne ordentlich entwickelt. Viele europäische Unternehmen äußern sich verhalten optimistisch, erwähnen aber die Abkühlung in China. Viele Marktteilnehmer gehen in ihrem Risikomanagement pro-zyklisch vor und begrenzen Verluste, wenn der Markt fällt. Dies halten wir insbesondere bei der aktuellen Marktbewegung für den falschen Ansatz und bleiben unserer eher antizyklischen Politik treu.

Ohne glücklich über die Kursrückgänge zu sein, halten wir es daher für wichtig die Entwicklungen richtig einzuordnen. Somit haben wie heute US-Aktien, europäische Aktien sowie indische und philippinische Aktien leicht zugekauft. Die Aktienquote liegt jetzt über 36 % und soll abhängig vom Marktverlauf auf 38 bis 40 % weiter erhöht werden. Weil die Volatilität an den Märkten deutlich gestiegen ist, sind Optionsprämien wieder höher. Somit ziehen wir – vor allem bei fallenden Kursen – auch Käufe bei Discountzertifikaten in Betracht. Wir können uns – abhängig vom weiteren Marktverlauf – einen Anteil von bis zu 8 % im Portfolio vorstellen, derzeit liegt die Quote bei 3,5 %. Selbstverständlich werden die verschiedenen Maßnahmen risikoverträglich aufeinander abgestimmt.

Autor: Jan Meister, Geschäftsführer Meritum Capital Managers GmbH