Nebenwerte: Jetzt antizyklisch investieren

04.06.2014

Stephen Derkash

**Dynamisches Wachstum, Rohstoffreichtum und eine zunehmende Mittelschicht, die den Konsum antreibt – dies sind nur einige Merkmale, die den *Schwellenländern* zugeschrieben werden.**

Trotz dieser positiven Signale werden die aufstrebenden Länder von einigen Investoren derzeit jedoch gemieden. Zu Unrecht, da sie derzeit durchaus attraktiv sein können, wenn Anleger Chancen und Risiken gegeneinander abwägen. Und dennoch: Die Aktienmärkte der Schwellenländer sind zuletzt hinter den Industrienationen zurückgeblieben. Ein möglicher Grund besteht in der Ankündigung der US-Notenbank, ihr Anleiheaufkaufprogramm zurückzufahren und damit die Geldpolitik zu straffen. Die Sorge vor höheren Zinsen ließ viele Investoren ihr Kapital aus den Emerging Markets abziehen. Hinzu kam die nachlassende Wachstumsdynamik in den Schwellenländern. Doch dabei hat sich an dem Potenzial nichts geändert. Die Fundamentaldaten sind weiter positiv.

Die Flucht der Anleger aus den Emerging Markets schickte deren Kapitalmärkte und Währungen in den Sinkflug. Ein antizyklisches Investment könnte daher im Moment genau das Richtige sein. Dafür sprechen auch die Bewertungskennzahlen. Während die MSCI Emerging Market Indizes auf Standardwerte und Small Caps mit dem 10,9fachen und dem 12,8fachen der Gewinne bewertet werden, müssen Anleger beim MSCI EAFE das 14,4fache zahlen (Quelle: Bloomberg). Auch die Konjunktur gibt Anlass zu Optimismus. Laut dem Internationalen Währungsfonds ist die globale Wachstumsdynamik seit 2010 um 2,2 % zurückgegangen. Im Jahre 2014 soll sie mit 3,6 % erstmals wieder höher liegen als im Vorjahr. Die Umorientierung vieler Emerging Markets – weg von Export, hin zu einer gesteigerten Binnennachfrage – ist ein weiterer Grund für das Wachstum hierzulande. Der oben bereits angemerkte steigende Konsum wird durch wachsende Einkommen, sinkende Arbeitslosenraten und eine zunehmende Urbanisierung gefördert.

Interessant sind auch Titel von kleineren Firmen mit geringem Kapital, sogenannte Small Caps, die einen genaueren Blick lohnen. Small Caps nutzen die gesteigerte Binnennachfrage und generieren den größten Umsatzanteil am Heimatmarkt. Dadurch profitieren sie direkt von der Konsumstory. Wichtig ist hierbei jedoch auch wieder das Thema Diversifikation. Nur wer ein breit gestreutes Portfolio hat, ist bei Small Caps gut aufgestellt. Zudem erfordert die Auswahl der Unternehmen und Länder ein breites, fundamentales Wissen und eine intensive Analyse. Doch wer sich eingehend damit befasst, wird in den Schwellenländern eine große Zahl an Firmen finden, die ein sehr viel attraktiveres Ertrags-Risiko-Profil aufweisen als Standardwerte und die oftmals von anderen Marktteilnehmern übersehen werden. So finden sich beispielsweise interessante Titel bei den zyklischen Konsumgütern, Versicherungen oder bei IT-Unternehmen. Auf Länderebene ist Brasilien spannend. Viele gute Unternehmen wurden dort panisch verkauft, deren Bewertungen jetzt attraktiv sind.

(Autor: Stephen Derkash, Portfoliomanager des UBS (Lux) Equity SICAV - Emerging Markets Small Caps)