Nachhaltiges Investieren wird immer populärer
10.03.2021
Philipp Busler, Senior-Portfoliomanager und ESG-Analyst (CESGA) bei Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung / Foto: © HRK
Nazarè, ein Ort an der portugiesischen Atlantikküste, ist für die gewaltigsten Wellen der Welt bekannt. Ein fast 230 Kilometer langer und bis zu fünf Kilometer tiefer Unterwassergraben vor der Küste kanalisiert nach heftigen Stürmen die Energie des Wassers und lässt wahre Monsterwellen auf die Küste zurollen. Diese Spektakel gibt es zwar schon seit Menschengedenken, doch erst seit etwa zehn Jahren interessiert sich die breite Öffentlichkeit dafür. Seitdem verändert sich der Ort dramatisch.
Ähnlich wie mit den Riesenwellen bei Nazarè verhält es sich mit dem Thema Nachhaltige Geldanlage. Obwohl schon immer vorhanden erfährt es erst jetzt die Aufmerksamkeit der breiten Masse. Hintergrund ist die zunehmende Sorge um den Klimawandel und seine Folgen. Große Teile der Privatwirtschaft, aber auch viele Regierungen versuchen inzwischen dagegen zu steuern. Der von der Europäischen Union ausgearbeitete European Green Deal, der Clean-Energy-Plan in den USA, Chinas Bekenntnis zur CO2-Neutralität bis 2060 und die sich dramatisch verändernde Regulatorik sind nur einige von vielen Beispielen, wie das Thema ESG (Environment, Social, Governance) gepusht und massiv in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt wird.
Längst ist das Thema auch am Kapitalmarkt angekommen, immer mehr Anleger berücksichtigen ESG-Kriterien bei ihren Investmententscheidungen. Laut einer Studie der Global Sustainable Alliance (GSIA) liegen inzwischen fast 31 Billionen Dollar in nachhaltigen Investments – Tendenz stark steigend. Dabei sind es nicht nur institutionelle Geldverwalter, die auf das Thema setzen. Auch Privatanleger zeigen sich offen. So wollen laut einer Studie der Fondsgesellschaft Schroders 77 Prozent der Privatanleger nicht in etwas investieren, was gegen ihre persönlichen Überzeugungen verstößt.
Dieser Trend spiegelt sich in den Kapitalströmen wider. Laut einer Analyse des ETF-Anbieters Lyxor flossen 2020 in Europa 45,5 Milliarden Euro in Indexfonds (ETFs), die auf ESG-Kriterien beruhen. Das ist mehr als doppelt so viel wie 2019 und mit einem Anteil von 51 Prozent der Löwenanteil der ETF-Zuflüsse. Damit haben sich die ESG-Produkte binnen kürzester Zeit raus aus der Nische zu neuen Marktstandards entwickelt. Und ein Ende des grünen Aufschwungs ist nicht absehbar.
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