Munich Re in gewohnter Stärke - drei Milliarden Euro
03.02.2016
Die Munich Re hat als 2015-Ergebnis 3.100 Millionen Euro verbucht. Da können 200 Millionen Euro Verlust bei der ERGO locker verbucht werden, zumal ein neues Team den Erstversicherer leitet.
2016-02-04 (fw/db) Der Welt größte Rückversicherer Munich Re hat 2015 mit einem Ergebnis von 3,1 Milliarden Euro das sehr gute Vorjahresniveau von 3,2 Milliarden fast wieder erreicht. Im 4. Quartal betrug der Gewinn nach vorläufigen Berechnungen 700 Millionen Euro. Am Erfolg des vergangenen Geschäftsjahres sollen die Aktionäre über eine deutlich höhere Dividende teilhaben: Vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrats und der Hauptversammlung soll die Dividende auf von 7,75 auf 8,25 Euro pro Aktie steigen.
„Das Ergebnis 2015 ist angesichts des sehr anspruchsvollen Umfelds erfreulich. Auch wenn wir zufallsbedingt weniger Belastungen aus Großschäden zu verzeichnen hatten, so verdanken wir das gute Resultat vor allem unserer operativen Ertragsstärke und stocksoliden Bilanz“, so Finanzvorstand Jörg Schneider.
Schneider verwies darauf, dass sich das Kapitalanlageergebnis trotz niedriger Zinsen und einer zunehmenden Volatilität an den Finanzmärkten erneut robust zeigte. Das Niedrigzinsumfeld drückt die laufenden Erträge aus Kapitalanlagen und sorgt für unverändert starken Wettbewerb auf dem Rückversicherungsmarkt.
„Immerhin deutet sich durch die Leitzinserhöhung der US-Notenbank zum Jahresende eine allmähliche Zinswende an. Es wird aber – auch abhängig von geopolitischen Entwicklungen – noch lange dauern, bis sich das Zinsumfeld nur annähernd normalisieren wird. Die nochmals kräftig erhöhte Dividende ist Ergebnis unseres Vertrauens in die nachhaltige Ertragskraft von Munich Re“, sagte Schneider.
Zudem setzte Munich Re den geplanten Aktienrückkauf fort. Im Rahmen des seit der Hauptversammlung im April 2015 laufenden Aktienrückkaufprogramms wurden bisher Aktien im Wert von rund 800 Millionen Euro erworben, bis zur nächsten Hauptversammlung am 27. April 2016 sollen es insgesamt Aktien im Wert von einer Milliarde Euro werden.
Die Zahlen des Geschäftsjahres 2015
Die Gruppe erzielte 2015 im operativen Ergebnis eine Steigerung um 800 Millionen Euro auf 4,8 Milliarden Euro, davon allein 1,4 Milliarden Euro im 4. Quartal 2016.
Währungseinflüsse wirkten sich 2015 erneut auf das sonstige nicht operative Ergebnis mit -0,2 (-0,1) Milliarden Euro negativ aus; im 4. Quartal positiv mit 0,1 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis der Gruppe war wie in den Vorjahren durch gegenläufig wirkende Effekte geprägt: In Summe belastend wirkten die Wertentwicklung der derivativen Finanzinstrumente und negative Währungseinflüsse sowie Goodwill-Abschreibungen im Geschäftsfeld ERGO. Dem stand insbesondere das sehr gute Ergebnis in der Schaden- und Unfallrückversicherung gegenüber. Auch eine vergleichsweise niedrige Steuerbelastung aufgrund von Anpassungen für frühere Jahre wirkte sich positiv aus.
Das Eigenkapital stieg 2015 um 700 Millionen Euro von 30,3 auf 31,0 Milliarden Euro. Davon allein im 4. Quartal 2016 um mehr als 900 Millionen Euro. Erfreulich war erneut die risikoadjustierte Eigenkapitalrendite (Return on Risk adjusted Capital, RoRaC), die zentrale Erfolgsgröße für die Ertragskraft gemessen am Risikokapitalbedarf: Sie lag bei 11,5 (13,2) Prozent, die Rendite auf das gesamte Eigenkapital (RoE) bei 10,0 (11,3) Prozent. Im 4. Quartal wurde ein annualisierter RoRaC von 10,8 (12,2) % und ein RoE von 9,6 (9,8) % erzielt. Die gebuchten Bruttobeiträge der Gruppe stiegen aufgrund von Währungseinflüssen im Geschäftsjahr 2015 auf 50,4 (48,8) Milliarden Euro.
Der Bestand an Kapitalanlagen (ohne Kapitalanlagen mit Versicherungsbezug) fiel zum 31.12.2015 im Vergleich zum Jahresende 2014 zu Buchwerten auf 215,1 (218,9) Milliarden Euro (zu Marktwerten: 230,5 Milliarden Euro; Vorjahreswert: 235,8 Milliarden Euro).
Das Kapitalanlageergebnis der Gruppe (ohne Kapitalanlagen mit Versicherungsbezug) fiel auf 7,5 (8,0) Milliarden Euro. Wertveränderungen von Derivaten wirkten sich im Gesamtjahr als Verlust in Höhe von 1,2 Milliarden Euro negativ aus, im 4. Quartal ebenfalls negativ mit -0,2 Mrd. €. Bei den Zu-/Abschreibungen auf nichtderivative Kapitalanlagen verzeichnete Munich Re im Gesamtjahr per saldo Abschreibungen von -0,8 (-0,2) Milliarden Euro, (4. Quartal: -0,1 Milliarden Euro). Der Saldo von Veräußerungsgewinnen und -verlusten ohne Derivate war hingegen mit 2,7 Milliarden Euro positiv (4. Quartal: +0,4 Milliarden Euro). Das Kapitalanlageergebnis entspricht insgesamt einer – angesichts des Kapitalmarktumfelds – eher hohen Rendite von 3,2 Prozent, bezogen auf den durchschnittlichen Marktwert des Portfolios.
Rückversicherung: Ergebnis von 3,3 Milliarden Euro
Das Geschäftsfeld Rückversicherung steuerte zum Konzernergebnis beachtliche 3,3 (2,9) Milliarden Euro bei. Das operative Ergebnis stieg um 900 Millionen auf 4,1 Milliarden Euro. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen von 26,8 auf 28,2 Milliarden Euro. Die Wechselkursentwicklung des Euro gegenüber anderen Währungen beeinflusste die Beitragsentwicklung (+5,4 Prozent) deutlich.
Das Lebens-Rückversicherungsgeschäft trug zum Konzernergebnis 0,3 (0,4) Milliarden Euro bei. Das versicherungstechnische Ergebnis lag mit 0,34 (0,28) Milliarden Euro etwas unter den angestrebten 0,4 Mrd. €; im 4. Quartal waren es 0,09 (0,01) Milliarden Euro. Negativ wirkten sich zwei Todesfälle aus, bei denen Munich Re jeweils einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag auszahlte. In den USA und Australien entwickelte sich das Geschäft nach der Ergebnisbelastung im Vorjahr in 2015 weitgehend wie erwartet.
Die Schaden- und Unfallrückversicherung erzielte im Gesamtjahr einen erneut herausragenden Ergebnisbeitrag von 2,9 (2,5) Milliarden Euro. Die Schaden-Kosten-Quote lag über das gesamte Jahr bei exzellenten 89,7 (92,7) Prozent der verdienten Nettobeiträge, im 4. Quartal betrug sie nur 78,6 (91,2) Prozent. Die Schadenmeldungen für die sogenannten Basisschäden lagen insgesamt weiterhin spürbar unter dem erwarteten Niveau. Für das Gesamtjahr konnte Munich Re Schadenrückstellungen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro auflösen; dies entspricht 8,2 Prozentpunkten der Schaden-Kosten-Quote. Im 4. Quartal waren es 0,9 Milliarden Euro, das sind 20,9 Prozentpunkte der Schaden-Kosten-Quote. Munich Re strebt auch weiterhin an, Rückstellungen für neu auftretende Schäden insgesamt am oberen Rand angemessener Einschätzungsspielräume festzusetzen, so dass spätere Gewinne aus der Auflösung eines Teils dieser Rückstellungen möglich sind.
Die Gesamtbelastung aus Großschäden betrug 2015 -1,0 (-1,2) Milliarden Euro, davon fielen -0,2 (-0,2) Milliarden Euro im 4. Quartal an. Dabei waren die Nachreservierungen etwas geringer als die Abwicklungsgewinne für Großschäden aus vergangenen Jahren. Bezogen auf die verdienten Nettobeiträge lagen die Großschäden mit 6,2 (7,2) Prozent unter der durchschnittlich erwarteten Quote von 12 Prozent, für das 4. Quartal waren es 4,7 (6,1) Prozent. Die Schäden aus Naturkatastrophen belasteten das Gesamtjahr mit -149 (-538) Millionen Euro; davon entfielen 0 (-111) Millionen Euro auf das 4. Quartal. Starke Regenfälle im Norden Chiles, die erhebliche Überschwemmungen verursachten, waren mit -47 Millionen Euro das größte Naturkatastrophen-Schadenereignis des Jahres. Ein schweres Erdbeben vor der Küste von Chile belastete mit -45 Millionen Euro. Die von Menschen verursachten Großschäden lagen mit -897 (-625) Millionen Euro über dem Vorjahreswert. Sie machten bezogen auf die verdienten Nettobeiträge 5,3 (3,9) Prozent aus. Die Explosionskatastrophe im Hafen von Tianjin in China (-175 Millionen Euro) und ein Dammbruch in Brasilien (-156 Millionen Euro) sind die mit Abstand größten Einzelschäden des Jahres.
ERGO: 200 Millionen Euro Verlust
Das Geschäftsfeld ERGO verzeichnete 2015 einen Verlust von 200 Millionen Euro nach einem Gewinn im Vorjahr in Höhe von 200 Millionen Euro. Dies läge unter anderem an Zusatzaufwendungen in Höhe von insgesamt -452 Millionen Euro aus der Neubewertung von Goodwills. Der im November vereinbarte Verkauf des italienischen Tochterunternehmens ERGO Italia belastete das Ergebnis zusätzlich mit 100 Millionen Euro Verlust. Das operative Ergebnis blieb mit 0,6 (0,6) Milliarden Euro stabil. Die gebuchten Bruttobeiträge fielen auf von 16,7 auf 16,5 Milliarden Euro.
Die Schaden-Kosten-Quote in der Schaden- und Unfallerstversicherung Deutschland lag im Gesamtjahr bei 97,9 (95,3) Prozent, im 4. Quartal betrug sie 103,9 (97,1) Prozent. Das größte Schadensereignis im deutschen Geschäft waren Überschwemmungen durch die Tiefdruckgebiete Eva und Frank im 4. Quartal. Die Schaden-Kosten-Quote in der Schaden- und Unfallerstversicherung International betrug im Gesamtjahr 104,7 (97,3) Prozent, im 4. Quartal 115,3 (96,8) Prozent.
Munich Health: Ergebnis von 90 Millionen Euro
Das Geschäftsfeld Munich Health steuerte zum Konzernergebnis einen Gewinn von 0,09 (0,11) Milliarden Euro bei. Das operative Ergebnis lag mit 0,08 (0,12) Milliarden Euro unter dem Vorjahresniveau. Das gegenüber dem Vorjahr etwas schwächere Ergebnis ist insbesondere auf eine höhere Schadenbelastung in Teilsegmenten des Krankenrückversicherungsgeschäfts in den USA zurückzuführen. Die Beitragseinnahmen von Munich Health stiegen aufgrund positiver Wechselkurseffekte um fünf Prozent auf 5,6 (5,3) Milliarden Euro. Die Schaden-Kosten-Quote lag 2015 bei 99,9 (98,8) Prozent.
Erneuerung der Rückversicherungsverträge im Schaden- und Unfallgeschäft zum 1. Januar 2016
Bei der Erneuerung der Rückversicherungsverträge zum 1. Januar 2016 hat sich das Marktumfeld gegenüber dem Vorjahr nur wenig verändert. Rückversicherungskapazität stand in allen Sparten ausreichend zur Verfügung. Die Preise blieben dadurch weiterhin unter Druck, allerdings etwas schwächer als in den Vorjahren. Die Vertragsbedingungen zeigten sich weitgehend unverändert, ebenso die Nachfrage nach Rückversicherungsschutz.
„Wir können mit der Januar-Erneuerung zufrieden sein. Trotz des nach wie vor schwierigen Umfelds konnten wir attraktive Geschäftsmöglichkeiten nutzen. Für Kunden, die auf anspruchsvolle Rückversicherungslösungen Wert legen, sind wir eine der bevorzugten Adressen. Unsere Kunden wissen den Mehrwert zu schätzen, den wir ihnen bieten. Insbesondere in Europa und Südamerika konnten wir einzelne Verträge individuell verhandeln. Dieses Geschäft war damit dem scharfen Wettbewerb des Standardgeschäfts nur bedingt ausgesetzt. So haben wir für einige Kunden maßgeschneiderte kapitalentlastende Rückversicherungslösungen entwickelt, etwa bei kurzfristigem Kapitalbedarf nach einer Akquisition“, so Torsten Jeworrek, Mitglied des Vorstands von Munich Re.
Zum 1. Januar 2016 stand bei Munich Re etwas mehr als die Hälfte des Nicht-Leben-Rückversicherungsgeschäfts zur Erneuerung an. Das entspricht einem Prämienvolumen von rund 9,1 Milliarden Euro. Davon wurden 11 Prozent (eine Milliarde Euro) nicht erneuert. Demgegenüber wurde Neugeschäft mit einem Volumen von rund 1,2 Milliarden Euro gezeichnet. Das Geschäftsvolumen, das zum 1. Januar gezeichnet wurde, stieg damit leicht um 0,7 Prozent auf rund 9,2 Milliarden Euro. Das Preisniveau sank um einen Prozentpunkt.
Munich Re erwartet, dass sich das Marktumfeld in den weiteren Erneuerungsrunden 2016 nicht wesentlich verändert, vorausgesetzt, es treten keine außerordentlichen Schäden ein. Zum 1. April werden Rückversicherungsverträge vor allem in Japan erneuert, zum 1. Juli in den USA sowie in Australien und Lateinamerika.
Dietmar Braun