Meilensteine in der Forschung
16.06.2016
Dr. Matthias Kromayer
So reich die Welt sich fühlt und der globale Wohlstand zunimmt, so bleibt die medizinische Weiterentwicklung im Kampf um die wirksame Bekämpfung von (lebensbedrohlichen) Krankheiten doch ein Dauerthema. Bis die Zulassung eines Medikaments auf dem Tisch liegt, vergeht eben Zeit.
(fw) Unterschiedliche Rechtsräume, beispielsweise USA und Europa, bedingen differenzierende Zulassungstermine. Die beiden Mainzer Portfolionunternehmen der MIG Fonds, die BioNTech AG und die Ganymed Pharmaceuticals AG, haben unlängst auf dem Onkologen-Kongress ASCO 2016 sehr positive Daten vorgestellt. Dr. Matthias Kromayer, General Partner, MIG Verwaltungs AG, ordnet diese Neuigkeiten in den Gesamtkontext ein und erklärt, was das für die investierten MIG Fonds bedeutet. finanzwelt: In die Zukunft geschaut: Welche Auswirkungen hätte ein zur wirksamen Krebstherapie zugelassenes Präparat in 5 Jahren für die Anleger der investierten MIG Fonds? Dr. Kromayer: Auch wenn die vorgestellten Ergebnisse zu Recht Grund zur Freude geben, so sehr dürfen wir einige wesentliche, spielentscheidende Faktoren nicht aus dem Blick verlieren. Denn der Weg zu einer wünschenswerten Zulassung ist an verschiedene Meilensteine (beispielsweise Begutachtung durch die Zulassungsbehörde) geknüpft. So gilt es zunächst zu beantworten, welche weitere Studie(n) vor einer finalen Zulassung durchzu-führen oder zumindest zu beginnen sind. Insofern ist es nötig, den Zeitplan abzustecken. Das hat ganz zentral etwas mit den Rechtssystemen und –hürden in Kontinentaleuropa und den USA zu tun. Trotz Harmonisierung sind die beiden Systeme letztlich nicht deckungsgleich und divergieren mitunter. Das führt in der Praxis zwangsläufig dazu, dass eine gleichzeitige Zulassung in der EU und in den USA nicht stattfindet. Darüber hinaus sollte eine Antwort auf die Frage gefunden werden, wer die Zulassung letztlich vornimmt. Unsere Hausmeinung ist, dass dies nicht zwangsläufig die Ganymed AG sozusagen im Alleingang tun sollte. Wir halten es vielmehr für zielführender, wenn das Präparat von einem multinationalen Pharmaunter-nehmen zugelassen wird. Das impliziert die Frage, wer dies sein könnte. Insofern begeben wir uns auf die Suche nach einem strategisch sinnvollen Partner. Dies vorweggenommen und zur Zufriedenheit aller Beteiligten beantwortet, interessiert die Anleger der entsprechenden MIG-Fonds zuvorderst, wie eine solche Partnerschaft strukturiert wäre. Üblich sind in solchen Phasen Upfront- und meilensteinabhängige Erfolgszahlungen, häufig sogar noch Umsatz-provisionen, und zwar sowohl bei Lizenzvereinbarungen als auch bei Unternehmensver-käufen. Die Aussicht auf oder die bereits erfolgte Zulassung hat dann auch erheblichen Einfluss auf den Preis, den ein Partner bereit ist, für die kommerziellen Rechte auf das Arzneimittel zu zahlen. finanzwelt: Eine erste universelle Krebsimpfung in wenigen Jahren wäre bahnbrechend. Ugur Sahin, Chef des Biotechnik-Unternehmens BioNTech, das ebenfalls eines Ihrer Portfoliounternehmen ist, spricht in einem Beitrag von einem Marktvolumen bis zu 100 Mrd. US-Dollar. Wie ordnen Sie diese Zahl ein? Dr. Kromayer: Herr Sahin spricht mit 100 Mrd. US-Dollar das aktuelle Gesamtvolumen des Krebstherapiemarkts an. Das darin erfolgreichste Medikament, Avastin (Roche), machte im vergangenen Jahr einen globalen Umsatz von 7,4 Mrd. US-Dollar. Höhere Jahresumsätze für ein einzelnes Krebsmittel hat es bis dato nicht gegeben. Auch das Umsatzpotenzial eines individualisierten Krebsimpfstoffes von Biontech wird diese Summe nicht übersteigen. Bitte beachten Sie, dass solche Medikamente in der Regel 4-6 Jahre benötigen, um ihre Peak Sales zu erreichen. finanzwelt: Berater und Investoren interessiert natürlich, zu wieviel % die MIG Fonds 3, 5, 6, 12 und 13 an diesen beiden Portfoliounternehmen beteiligt sind. Wie ist hier der Stand der Dinge? Dr. Kromayer: Die genannten MIG Fonds halten zusammen derzeit knapp 8 % (im Einzelnen: 3,0/2,8/0,33/0,33/1,33 %) des Eigenkapitals der Ganymed AG. An der BioNTech AG sind die MIG Fonds 7, 8 und 9 zusammen derzeit ebenfalls mit gut 8 % (im Einzelnen: 3,3/1,1/3,8 %) beteiligt. Ganymed Pharmaceuticals AG: Das 2001 gegründete Biotechnologieunternehmen ist eine Ausgründung der Abteilung für Experimentelle Onkologie der Universität Mainz sowie der ETH Zürich. Ganymed entwickelt monoklonale Antikörper, die tumorspezifische Strukturen auf der Oberfläche von Krebszellen erkennen. Damit können sie Tumorzellen angreifen, ohne zugleich gesunde Körperzellen zu schädigen. BioNTech AG: BioNTech ist ebenfalls eine Ausgründung der Universität Mainz. Das biopharmazeutische Unternehmen verfügt über eine Vielzahl proprietärer Technologie-Plattformen sowie krebsspezifischer Zielstrukturen. Daraus entwickelt es gut verträgliche und hochwirksame Krebsimmuntherapien und Krebsdiagnostika der nächsten Generation. www.mig.ag