Kapitalmärkte unterschätzen Kohleausstieg
26.01.2017
Die Dekarbonisierung ist für das Klima gut - auf den Finanzmärkten könnte sie hingegen für Chaos sorgen © bluedesign - fotolia.com
Laut einr Studie des FERI Cognitive Finance Insitutes und dem WWF Deutschland unterschätzen deutsche Investoren der Risiko einer möglichen Carbon-Blase („Carbo Bubble) für die Kapitalmärkte noch immer deutlich In der Studie wurden mögliche Auswirkungen der Dekarbonisierung auf die Kapitalmärkte sowie die daraus folgenden Risiken für Investoren analysiert.
Massive Überbewertung von Öl- und Gasreserven
„Industrien und Geschäftsmodelle, die auf fossilen Brennstoffen beruhen, sehen sich derzeit gravierenden Einschränkungen und schärferen Regulierungen durch die Politik ausgesetzt“, sagt Dr. Heinz-Werner Rapp, Gründer des FERI Cognitive Finance Institute und Initiator der Studie. Aufgrund der UN-Klimaziele würden sich die Erfolgsaussichten und Risikoprofile zahlreicher Branchen grundlegend ändern. Besonders die Bewertungen von Öl- und Gasreserven, die sich auch in den Börsenkurse der Unternehmen widerspiegeln, seien deshalb massiv überhöht. „Dieses Risiko einer Carbon Bubble wird vor allem von Investoren in Deutschland noch stark unterschätzt“, erläutert Rapp. So seien in einzelnen Sektoren der Aktienmärkte Abwertungen von 50 Prozent und mehr denkbar, wie dies bereits bei US-Kohleunternehmen geschehen ist. Die Bedeutung dieses Problems reiche aber weit über den Energiesektor hinaus, denn durch Zweitrundeneffekte seien auch andere Industrie wie etwa Automobilhersteller davon betroffen. „Das Platzen der Carbon Bubble ist für uns keine theoretisch denkbare Möglichkeit mehr, sondern Gewissheit“, fügt Rapp hinzu. Besonders in Deutschland habe das Thema zeitliche Brisanz, da hier in nächster Zeit der regulatorische Rahmen in Sachen Klimaschutz deutlich enger gezogen werde.
Klimapolitik wirkt unmittelbar auf Finanzmärkte
„Die Aufgabe emissionsintensiver Geschäftsmodelle werden wir in vielen Bereichen auch jenseits von Öl und Kohle sehen“, sagt Matthias Kopp, Leiter des Bereichs Sustainable Finance des WWF Deutschland. Damit Deutschland die UN-Klimaziele einhalten könne, muss es laut WWF bis zum Jahr 2035 Braun- und Steinkohle komplett durch klimafreundliche Energien ersetzen. Knapp die Hälfte der heutigen Anlagen müssten bereits in den kommenden Jahren anders bewertet werden. Die damit einhergehende Transformation der Realwirtschaft sowie die Regulierung des Emissionsbudgets hätten unmittelbare Folgen für die Finanzmärkte. Durch eine gezielte Politik der Dekarbonisierung würden weltweit Vermögenswerte im deutlich zweistelligen Billionenbereich betroffen seien. Das Platzen der eigentlichen „Carbon Bubble könnte, so schätzen externe Experten, an den weltweiten Börsen Vermögensverluste von bis zu 1,5 Billionen Dollar auslösen.
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