Kann es 2018 an der Börse überhaupt noch besser werden?

30.01.2018

Wolfgang Juds, Geschäftsführer CREDO Vermögensmanagement GmbH / Foto: © CREDO Vermögensmanagement GmbH

Die Weltwirtschaft brummt – daran gibt es keinen Zweifel. Das globale Wirtschaftswachstum ist so hoch wie schon lange nicht mehr und die Stimmung beim Weltwirtschaftsforum in Davos ist so gut wie seit Ausbruch der Finanzkrise vor 10 Jahren nicht mehr. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet jetzt mit einem Zuwachs von 3,9 Prozent in diesem und im nächsten Jahr. Einen wichtigsten Grund für das Wachstum sieht der IWF in der US-Steuerreform. Auch der unerwartet starke Aufschwung in Europa und Asien hat die Wirtschaft beflügelt.

Dies spiegelt sich auch an den internationalen Börsen wider: Die Aktienkurse steigen! Insbesondere die Technologietitel dominieren die Märkte. Die Giganten Apple, Google, Facebook und Microsoft konnten 2017 um mehr als 20 Prozent zulegen, Amazon lag sogar um 40 Prozent im Plus. Allen Titeln gemeinsam sind die enorm hohe Bewertung und die starke Zukunftsfantasie im Hinblick auf die Digitalisierung. Dies gilt in ganz besonderem Maße für Amazon, denen besonders viel zugetraut wird und die ein exorbitantes Kurs-Gewinn-Verhältnis von 175 aufweisen. Bei einem aktuellen Kurs von 1.402 US-Dollar müssen Anleger den erwarteten Gewinn für 2018 von 8 US-Dollar pro Aktie 175 Mal bezahlen. Zum Vergleich: Eine deutsche Metro-Aktie hat eine Dividendenrendite von knapp 4% (Amazon zahlt keine Dividende) und wird lediglich mit dem 13-fachen seines Gewinnes bezahlt. Allerdings weist Metro auch nicht so ein dynamisches Wachstum auf wie Amazon. Der Aktienkurs des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé ist im vergangenen Jahr lediglich um etwa 2 Prozent gestiegen und der Kurs des ehemals größten Unternehmens der Welt General Electric ist sogar um 45 Prozent eingebrochen.  Dies zeigt vor allem eines: „Die Flut hebt nicht alle Boote gleichermaßen!“ Es kommt auf die Gewinndynamik bei den Unternehmensgewinnen an – und die wird auch weiterhin sehr unterschiedlich ausfallen.

Das dynamische Wachstum dürfte die Inflation weltweit anheizen, da in den USA die Arbeitslosigkeit niedrig ist und die Kapazitäten ausgelastet sind. Die Rohstoffpreise steigen auch wieder, was ebenfalls für ein steigendes Preisniveau spricht. Die entscheidende Frage ist, ob und wie stark die Zinsen vor diesem Hintergrund anziehen werden. In früheren Konjunkturzyklen war klar, dass die Zinsen angehoben werden müssen, um die Inflation wirksam zu bekämpfen. Das dürfte in diesem Ausmaß aktuell kaum der Fall sein. Da Anleger nicht mit einen angemessenen Inflationsausgleich rechnen dürfen, sind Anleihen als Anlageklasse extrem uninteressant. Sie tragen vor allem zur Stabilisierung des Depots bei. An Aktien führt in diesem Umfeld kein Weg vorbei. Allerdings ist Vorsicht geboten: Gemessen an den klassischen Volatilitätskennzahlen befindet sich der Aktienmarkt geradezu in einem Modus der Sorglosigkeit. Derzeit rechnet kaum jemand mit einem Crash, da die Wirtschaft geradezu boomt.  Doch die Luft wird dünner: Eine Korrektur nach dem steilen Anstieg ist sehr wohl jederzeit möglich, denn der Konjunkturzyklus ist bereits weit fortgeschritten. Nutzen Sie Rückschläge dazu, um günstige Gelegenheiten wahrzunehmen. Die Investmentlegende Warren Buffett hat sehr treffend formuliert: „Ob wir über Socken oder Aktien reden; ich mag es, Ware mit hoher Qualität zu kaufen, wenn sie im Angebot ist.”

Kommentar von Wolfgang Juds, Geschäftsführer CREDO Vermögensmanagement GmbH