Jetzt beginnt die Zeit der aktiven Anleger

13.02.2018

Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG / Foto: © Bayerische Vermögen AG

So steil wie in den vergangenen Wochen ging es selten bergab an den Börsen. Die Geschwindigkeit hat überrascht, mit der die Kurse diesmal rutschten. Doch eine Korrektur um zehn bis 15 Prozent vom Hoch in einem Kalenderjahr ist Börsennormalität. Die Hausse ist nicht zu Ende, aber erfolgreiches Investieren wird anspruchsvoller.

Wenn die Kursschwankungen an der Börse zurückgehen, geben automatisierte Handelssysteme immer mehr Geld in die Risikoanlagen. Genau das ist in den vergangenen zwölf Monaten passiert. Der US-Markt ist ohne Verschnaufpause auf immer neue Hochs gestiegen. Und so haben immer mehr Profianleger diese computergesteuerten Investmentstrategien gebucht.

Damit lassen sich nämlich auch risikoscheue Renteninvestoren leichter für Aktienanlagen begeistern, weil diese Handelssysteme bei stärkeren Schwankungen sofort unlimitiert verkaufen. Hier liegt das eigentliche Risiko. Wenn immer mehr Anleger die gleichen Modelle anwenden, kommt es zu Kettenreaktionen am Markt.

Könnte es möglicherweise fundamentale Gründe für einen Wendepunkt an den Börsen geben, die man übersehen hat? Stärker steigende Zinsen oder Unternehmensgewinne, die die Erwartungen nicht erfüllen? Aus meiner Sicht ist es für eine generelle Trendwende noch zu früh. Die Kurse werden sich erholen.

Abkühlung in den USA tut gut

Dem stark überzogenen Optimismus der Marktteilnehmer in den USA tut eine Abkühlung gut. Dass nun nachhaltig und strategisch Gelder aus Aktien in Renten umgeschichtet werden, bezweifle ich, denn die weltweite Konjunktur wird in diesem Jahr gut laufen und der Zins wird gerade in Europa niedrig bleiben. Bliebt die Volatilität hoch, sollte auch ein beruhigendes Statement des neuen Notenbankchefs Powell nicht lange auf sich warten lassen.

Und in der Eurozone wird die politische Wende Deutschlands hin zu wieder mehr Schuldentoleranz für die Südländer den europäischen Unternehmen auch nicht schaden und die negativen Effekte des schwachen US-Dollar in den Ergebnissen vielleicht ausgleichen.

Es ist die Zeit der aktiven Geldverwalter, die ihr Geschäft als Handwerk verstehen und nun selektiv im Markt Investments einsammeln können.

Kolumne von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, München