Investitionsplanung im Mittelstand auf Rekordhoch

26.05.2016

Investitionsbereitschaft auf Allzeithoch

Angesichts der merklich verbesserten Geschäftserwartungen sind die mittelständischen Unternehmen zudem bereit, so viel zu investieren wie nie zuvor. Über 81 Prozent der Unternehmen wollen in den nächsten sechs Monaten in ihr Unternehmen investieren. Das ist der höchste Wert seit dem Start der Mittelstandsumfrage im Jahr 1995 und das erste Mal, dass die 80-Prozentmarke überschritten wurde. Zum Vergleich: Die langjährige durchschnittliche Investitionsplanung liegt bei rund 71 Prozent. "Angesichts der bisher relativ schwachen Investitionstätigkeit in Deutschland ist die hohe Investitionsbereitschaft der mittelständischen Unternehmen ein überaus erfreuliches Signal. Damit stärkt der Mittelstand seine Bedeutung als wichtiger Motor für eine positive Wirtschaftsentwicklung in Deutschland im Jahr 2016", so Stefan Zeidler, Firmenkundenvorstand der DZ BANK. Von den mittelständischen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro wollen sogar fast 90 Prozent investieren. Die umfangreichsten Investitionen planen neben dem Ernährungsgewerbe die Chemie- und Kunststoffindustrie und insbesondere das Baugewerbe. Deutlich zugenommen haben die Investitionsplanungen zudem im Handel, dessen Investitionsbereitschaft wie auch im Bau und im Ernährungsgewerbe auf ein neues Allzeithoch gestiegen ist. Trotz steigender Investitionsbereitschaft ist der Finanzierungsbedarf im Mittelstand wieder leicht zurückgegangen. Weniger als 20 Prozent der mittelständischen Unternehmen haben in diesem Frühjahr Finanzierungsbedarf, im Herbst waren es noch 23 Prozent. Der geringe Bedarf an Finanzierung ist Folge der steigenden Eigenkapitalquoten im Mittelstand und des zunehmenden Bestrebens der Unternehmen, ihr Wachstum aus eigenem Cash-Flow heraus zu realisieren.

Mittelstand baut Personalbestand weiter aus

Ein Drittel der kleinen und mittleren Unternehmen hat im vergangenen halben Jahr seinen Personalbestand ausgebaut. In den nächsten sechs Monaten will jedes vierte Unternehmen weiter Personal aufbauen. Am höchsten fallen die Beschäftigungserwartungen im Dienstleistungsgewerbe aus, wo 30,6 Prozent (Herbst: 25 Prozent) der Unternehmen im nächsten halben Jahr Mitarbeiter einstellen möchten. "Erfreulich ist, dass der Personalaufbau in Ost- und in Westdeutschland gleichermaßen erfolgen soll. Damit hält die Personaloffensive im Mittelstand an. Sie bleibt Treiber des Arbeitsmarktes und wirkt zudem stabilisierend auf die Inlandskonjunktur. Um diese Rolle auch in Zukunft erfüllen zu können, ist allerdings eine Behebung des anhaltenden Fachkräftemangels dringend geboten", so Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der WGZ BANK. Eine Lösung auf diesem Problemfeld hat für die mittelständischen Unternehmen - gleich nach der Bürokratie - weiterhin höchste Priorität.

Auslandsaktivität sinkt erneut

Nach dem kontinuierlichen Ausbau in den vergangenen Jahren ist das Auslandsengagement der mittelständischen Unternehmen seit vergangenem Herbst erneut leicht zurückgegangen. Mit 53,7 Prozent (Herbst 56,2 Prozent) ist aber nach wie vor ein großer Teil der Mittelständler außerhalb des Heimatmarktes aktiv. Verantwortlich für den Rückgang dürfte die Schwäche der Schwellenländer sein. Vielen Mittelständlern bereitet die anhaltende Rezession in Brasilien und Russland sowie die weniger dynamisch wachsende Wirtschaft in China Sorgen. Zumal diese Schwäche bereits 2015 merkliche Auswirkungen auf die deutschen Exporte zeigte: So sind etwa die Ausfuhren deutscher Güter nach China im vergangenen Jahr um rund 4 Prozent zurückgegangen. Zudem verleiden die anhaltenden Sanktionen Russlands gegen die Einfuhr europäischer Lebensmittel und der dadurch entstandene Preisdruck den Landwirten das Exportgeschäft.

Großteil der Mittelständler erwartet negative Konsequenzen von einem "Brexit"

Lediglich 28 Prozent der Mittelständler fühlen sich von einem "Brexit" nicht betroffen. Die Mehrheit der mittelständischen Unternehmen hingegen erwartet negative Auswirkungen, wenn die Wähler in Großbritannien am 23. Juni entscheiden, aus der Europäischen Union auszuscheiden. Vor allem die eher exportorientierten Mittelständler im verarbeitenden Gewerbe dürften die Folgen eines etwaigen Austritts direkt zu spüren bekommen. So erwartet etwa jedes dritte Unternehmen, dass bürokratische Hemmnisse im Auslandsgeschäft mit Großbritannien zunehmen. Zudem würde für jedes fünfte Unternehmen das Vereinigte Königreich aufgrund der Zölle als Absatzmarkt uninteressant.

Kräftige und kontinuierlich höhere Eigenkapitalquoten

Die kräftige und kontinuierliche Erhöhung der Eigenkapitalausstattung der Unternehmen in Deutschland ist der auffälligste Trend, insbesondere bei den kleinen und mittleren Unternehmen. In den vergangenen 15 Jahren konnten die in Deutschland ansässigen Unternehmen ihr Eigenkapital um rund 130 Prozent erhöhen. Damit stieg das Eigenkapital mehr als dreimal so stark wie das Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik Deutschland. Bei den kleinen und mittleren Unternehmen war die Erhöhung noch ausgeprägter als bei den Großunternehmen: 1999 betrug die Eigenkapitalausstattung der KMU lediglich 17,2 Prozent; im Jahr 2013 lag der Anteil bereits bei 27,8 Prozent. "Dass sich der deutsche Mittelstand inzwischen so robust zeigt, liegt auch an seiner kontinuierlich steigende Eigenkapitalausstattung und seiner unverändert hohen Bilanzqualität. Der Mittelstand in Deutschland präsentiert sich damit gut gerüstet für die nächsten Jahre", erläutert BVR-Vorstandsmitglied Dr. Andreas Martin. Die Daten für die VR Mittelstandsumfrage wurden in der Zeit vom 29. Februar bis 13. April 2016 im Rahmen einer telefonischen Umfrage von der nhi2 AG, Bonn, erhoben. Die Stichprobe von 1.500 Unternehmen ist repräsentativ; befragt wurden Inhaber und Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen in Deutschland www.dzbank.de