Investiert bleiben lohnt sich!

09.09.2024

Kolumne von Thomas Gundermann, Berater der Taunus Investments GmbH - Foto: © Taunus Investment GmbH

Gerade in Zeiten, in denen die Aktienmärkte stark schwanken, würde man gerne einen Blick in die Glaskugel werfen, um die weitere Entwicklung vorherzusehen. Dann wüsste man genau, wann man vor Schwächephasen verkaufen müsste und wann es sich lohnen würde wieder einzusteigen. So schön diese Vorstellung auch ist, so wenig erfolgsversprechend kann dies in der Praxis umgesetzt werden. Aber es gibt eine Alternative.

Wir haben es Anfang August 2024 wieder erlebt. Die Aktienmärkte brechen ein und Anleger werden nervös, verkaufen ihre Aktienbestände oder steigen sogar ganz aus. Ein paar Tage später hat sich die Lage wieder beruhigt, die Märkte erholen sich und man selbst bleibt auf einem realisierten Kursverlust sitzen, ohne von der anschließenden Erholung zu profitieren. Der Ärger ist groß und man stellt sich die Frage, warum man schon wieder zum falschen Zeitpunkt ausgestiegen ist.

Schaut man sich die DAX-Entwicklung seit 2005 genauer an, erkennt man in jedem einzelnen Jahr größere Schwankungen von 13 bis zu 49 Prozent, gemessen am Jahrestiefst- zu Jahreshöchststand. Der Durchschnitt der jährlichen Schwankungsbreite liegt bei 24 Prozent, wohingegen die durchschnittliche Jahresentwicklung bei plus neune Prozent liegt. Das bedeutet, dass selbst in guten Jahren größere Schwankungen aufgetreten bzw. diese ein Stück weit als normal anzusehen sind. Man sollte folglich nicht nervös werden, wenn es mal bergab geht. Dennoch stellt sich die Frage, ob man nicht einfach die Verluste beschränken und so ein langfristig besseres Anlageergebnis erzielen kann.

Nehmen wir einen vorsichtigen Anleger V und einen entspannten Anleger E, die beide zu Beginn des Jahres 2005 mit 100.000 Euro im DAX investiert waren. Der vorsichtige Anleger V verkaufte immer dann sein gesamtes Aktieninvestment und parkte das Geld zinslos auf einem Konto, sobald der DAX minus zehn Prozent des Vorjahresendwertes erreichte. Da Anleger V dennoch von den langfristigen Renditechancen eines Aktieninvestments profitieren wollte, investierte er das geparkte Geld zum Jahresende wieder in den DAX, wenn die Zehn-Prozent-Schwelle in einem Jahr erreicht wurde. Falls die Zehn-Prozent-Schwelle in einem Jahr nicht erreicht wurde, blieb Anleger V einfach investiert. Dem gegenüber war der entspannte Anleger E einfach dauerhaft im DAX investiert und machte so jede Bewegung eins-zu-eins mit.

Während der vorsichtige Anleger V zwar in vier von 20 Jahren, die negativen Auswirkungen auf sein Investment beschränken konnte, ist er bei genauso vielen Jahren zu früh ausgestiegen und hat die anschließende Erholung bis Jahresende verpasst. Im Endergebnis konnte er sein Vermögen mit der Verlustbeschränkung bei minus zehn Prozent von 2005 bis Ende August 2024 um das 3,7-fache von 100.000 auf 368.000 Euro steigern und folglich eine jährliche Rendite von 6,7 Prozent erzielen.

Der entspannte Anleger E hingegen musste in der Finanzkrise 2008 zwar einen Jahresverlust von minus 40 Prozent aussitzen, erzielte jedoch im Vergleich zum Anleger V eine um einen Prozentpunkt höhere jährliche Rendite von 7,7 Prozent. Er steigerte sein Vermögen von 2005 bis Ende August 2024 um das 4,4-fache von 100.000 auf 444.000 Euro und blickt mit 76.000 Euro mehr in der Tasche auf ein deutlich besseres Ergebnis als Anleger V mit Verlustbeschränkung.

Zusammenfassend empfehlen wir allen Anlegern mit langfristigem Investitionshorizont in Phasen, in denen die Märkte korrigieren, nicht nervös zu werden und diese auszusitzen oder alternativ sogar die Chance zu nutzen, antizyklisch aufzustocken.

Schwankungen sind am Aktienmarkt normal und sollten deshalb für ein langfristig strukturiertes, breit gestreutes Investment keine kurzfristigen, unüberlegten Entscheidungen nach sich ziehen. Wie man an dem Vergleich des vorsichtigen und entspannten Anlegers im Zeitraum von 2005 bis Ende August 2024 erkennen kann, ist es oftmals besser, einfach investiert zu bleiben, anstatt zu versuchen, Verluste zu beschränken. Der optimale Wiedereinstiegszeitpunkt ist nämlich mindestens genauso schwierig vorherzusagen, wie der optimale Ausstiegszeitpunkt.

Marktkommentar von Thomas Gundermann, Berater der Taunus Investments GmbH in Bad Homburg.