Investieren mit gutem Gewissen

16.10.2023

Dominik Noizet, Regionaldirektionsleiter für Global Finanz Finanz- und Versicherungsmakler - © Dominik Noizet Finanzberatung

In der aktuellen Zeit ist es gar nicht so leicht sich vor negativen Schlagzeilen in Sicherheit zu bringen, meint Dominik Noizet, Finanz- und Versicherungsmakler und Regionaldirektionsleiter für Global Finanz in Frickenhausen.

Schlagworte wie Krieg, Energiekrise oder Inflation sind überall zu finden und führen zu  einer großen Verunsicherung und die Verbraucherpreise steigen unaufhaltsam an. Wer  trotzdem noch die Möglichkeit hat einen gewissen Betrag zur Seite zu legen, überlegt  sich daher gut welche Kapitalanlage denn die richtige ist. Immerhin kann momentan für  kurzfristige Geldanlagen ein Tagesgeldkonto mit starken Zinsen genutzt werden, allerdings in der Regel nur für eine begrenzte Zeit. Langfristig stehen dann wieder  andere Anlageprodukte im Fokus, auch das Thema Aktien. Doch auf welches Unternehmen soll ich setzen, in der Baubranche hagelt es regelrecht Insolvenzen, die in  Deutschland so verwurzelte Automobilbranche steht vor tiefgreifenden Veränderungen,  Waffenproduzenten fühlen sich auch nicht richtig an, selbst wenn aktuell Profite zu  erwarten sind.

Es bietet sich also auch hier die Anlage über Investmentfonds an. Die Fondsgesellschaften haben eine größere Nähe zum Markt, können schneller agieren und auch in Frage kommende Unternehmen wesentlich gründlicher unter die Lupe nehmen, als dies für die meisten Privatanleger fachlich und zeitlich möglich ist. Aber auch hier soll das Geld doch bitte unter gewissen Grundvoraussetzungen arbeiten dürfen, der Waffenproduzent soll auch in meinem Fonds nicht auftauchen, denn mein Geld soll in Unternehmen investieren die gutes Tun, heutzutage nennt sich das dann nachhaltiges Investieren.

Diese Anlagen gibt es natürlich und sie werden täglich mehr. Sie arbeiten nach den sogenannten ESG Kriterien – Environmental, Social und Governance oder auf Deutsch Umwelt, soziales und Unternehmensführung. Über diese Kriterien kann ein Anleger bestimmen, worin ein Fonds investieren darf und welche Werte außen vor bleiben müssen. Doch die Abgrenzung ist gar nicht so einfach. Wie ist ein Unternehmen zu bewerten das in verschiedenen Geschäftszweigen tätig ist die in ganz unterschiedliche Richtungen gehen, beispielsweise ein Lebensmittelkonzern der für Bioprodukte bekannt ist, aber extrem viel Verpackungsmüll produziert.

Darf in ein Maschinenbauunternehmen investiert werden, dass vorwiegend E-Bikes herstellt aber aus der gleichen Forschung auch Mikrochips für Militärfährzeuge produziert. Noch interessanter wird es bei einem Energieversorger der neben Wind- und Wasserkraftanlagen auch aus der Historie heraus noch Kohle- oder Atomkraftwerke betreibt. Übrigens die letztgenannten Kraftwerke zählen nach EU-Taxonomie als nachhaltig, zumindest noch aktuell.

Diese Kontroverse führt zum nächsten Thema. Wie soll sich ein Fondsmanager verhalten, wenn sich Definitionen ändern, müssen dann Investitionen auch zu einem ungünstigen Zeitpunkt beendet werden? Das Thema funktioniert auch in die andere Richtung. Viele Gesellschaften wollen sich am Geschäft mit der Nachhaltigkeit beteiligen und verpacken Ihre Investitionen im Deckmantel des guten Gewissens obwohl ganz andere Bausteine enthalten sind, hierfür ist der Begriff des Greenwashings entstanden. Etliche Fachworte und Einstufungen für den Vergleich entsprechender Anlagen sind mittlerweile entstanden, und dies führt nun in die gleiche Zwickmühle wie oben bereits für die grundsätzliche Auswahl angesprochen.

Der Anleger der eigentlich nur möchte, dass er sein Geld mit gutem Gewissen arbeiten lassen kann, müsste eigentlich schon Experte sein um die verschiedenen Produkte, Zertifizierungen und Verordnungen zu verstehen. In der Regel ist aber genau das nicht der Wunsch. Als kleiner Anhaltspunkt kann zumindest die SFDR also die Offenlegungsverordnung die von der EU seit 2022 umfassend in Kraft gesetzt wurde dienen. Fonds die sich hier als Produkte nach Artikel 8 bezeichnen dürfen, haben bereits fest definierte Nachhaltigkeitskriterien die sie offenlegen müssen, Artikel 9 Fonds dürfen sogar nur in nachhaltige Anlagen investieren. Bei beiden Möglichkeiten ist damit aber noch nicht gesagt, in welche Detailvarianten investiert werden kann und was aussen vor bleiben muss. Ebenso gibt es Fonds die definitiv sehr nachhaltig investieren aber bewusst auf eine entsprechende Eingruppierung verzichten.

Um für sich selbst die passenden Anlagen zu finden, die dann auch noch eine gute Performance bieten können, lohnt es sich definitiv hinter die Kulissen zu schauen. Beispielsweise zertifizierte Nachhaltigkeitsanlageberater können die Fonds nacheiner Vielzahl von Vorgaben sortieren und die passenden Produkte herausfiltern. Denn am Ende soll es ja heißen – gewinnen mit gutem Gewissen, dann macht Investieren doppelt Sinn.

Marktkommentar von Dominik Noizet, Global Finance.