Immobilienwirtschaft fordert mehr Tempo
24.02.2021
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Auch zweieinhalb Jahre nach dem Wohngipfel gibt es auf dem deutschen Immobilienmarkt noch viele Baustellen – vor allem im übertragenen Sinne. Immobilienexperten sehen die aktuelle Wohnungspolitik in vielen Punkten kritisch und fürchten zudem, dass durch den Lockdown der Gewerbeimmobilienmarkt und damit auch Deutschlands Innenstädte langfristig Schaden nehmen könnten.
Gestern hat die Bundesregierung eine Bilanz ihrer auf dem Wohngipfel 2018 beschlossenen Wohnraumoffensive gezogen. Ebenfalls Bilanz zog die Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) im Rahmen eines Pressegesprächs. Dabei machte Andreas Ibel deutlich, dass zur Behebung der Knappheit beim Immobilienangebot vor allem die Ausweisung von neuen Baugrundstücken nötig sei. Der BID-Vorsitzende und Präsident des BFW Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen betonte zudem, dass die Schaffung von Bauland nicht zwangsläufig mit dem Thema Nachhaltigkeit kollidiert: „Bauland ist die Grundvoraussetzung für bezahlbaren Wohnraum, die nur die Kommunen durch Baulandausweisung schaffen können. Dabei geht es nicht um die Vernichtung ökologisch wertvoller Flächen, sondern überwiegend um die Umnutzung vorhandener Brachflächen. Dort, wo die Nachfrage groß ist, brauchen wir mehr und vor allem effizient genutztes Bauland sowie eine aktuelle Bauplanung der Kommunen, um schnell auf die Nachfrage nach neuem Wohnraum reagieren und Preissteigerungen entgegenwirken zu können. Kommunal geplante Bodenpreise sind dagegen keine Lösung, denn dadurch bleiben Grund und Boden knapp, die Abkehr von marktwirtschaftlichen Prinzipien schafft Folgeprobleme und der bürokratische Aufwand steigt. Die Schaffung von neuem Bauland auf bestehenden Flächen sowie neuen Gebieten ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, in die alle Marktteilnehmer eingebunden werden müssen.“ Ibel kritisierte auch das Baulandmobilisierungsgesetz, denn dieses verteile Bauland nur um und schaffe kein neues.
Anstrengungen reichen noch nicht aus
Axel Gedaschko würdigte zwar, dass in den vergangenen beiden Jahren bei den Themen Bauen und Wohnen einige Hebel in Bewegung gesetzt wurden, jedoch sei noch mehr davon nötig. „Das Wohngeld wurde erhöht und steigt nun regelmäßig, das serielle Bauen und Sanieren hält Einzug in die Bauordnungen und dank einer Verfassungsänderung kann der Bund den sozialen Wohnungsbau auch künftig mitfinanzieren. Aber insgesamt ist zu wenig passiert und alles läuft viel zu analog. Die Wohngeldvergabe, aber auch alle Planungsprozesse müssen digitalisiert werden, wir brauchen ein elektronisches Kataster über alle bebaubaren Grundstücke – und ein wichtiges Versprechen der Regierung muss noch umgesetzt werden: eine verpflichtende Folgeabschätzung für die Kosten, die durch jede neue Bauvorgabe entstehen. Damit all das koordiniert umgesetzt werden kann, brauchen wir in der kommenden Legislaturperiode dringend ein eigenständiges Bundesministerium für Wohnen und Bauen“, forderte der Präsident des GdW Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.
Welchen nachhaltigen Schaden die Innenstädte aufgrund des Lockdowns erleiden könnten, lesen Sie auf Seite 2