Immobilienwirtschaft fordert mehr Tempo
24.02.2021
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Auch Jürgen Michael Schick erkennt an, dass Politik und Immobilienwirtschaft mit dem Wohngipfel 2018 wichtige Weichen für mehr Wohnungsneubau gestellt haben. Dennoch seien noch weitere Anstrengungen nötig. „Die starken Mietanstiege sind durch den massiven Neubau mittlerweile Geschichte. Die künftige Wohnungsbaustrategie sollte deshalb nun nachjustiert werden. Nach ‚Bauen, bauen, bauen‘ kann jetzt der Fokus auf die noch angespannten Märkte und Wachstumsregionen gerichtet werden. Wir wünschen uns von der Politik, dass es keine neuen Regulierungen für die Immobilienwirtschaft gibt, dafür aber mehr Anstrengungen bei der Förderung von Wohneigentum. Die Politik sollte der steigenden Nachfrage nach den eigenen vier Wänden – auch durch die Corona-Pandemie bedingt – nachkommen und das Baukindergeld entfristen und erweitern. Zudem ist eine Reform der Grunderwerbsteuer überfällig“, so der Präsident des Immobilienverbandes Deutschland (IVD), der die aktuelle Diskussion um Eigenheim-Verbote gelassen sieht. So befürchtet er auch unter einem möglichen grünen Bauminister kein solches. Jedoch hofft er, dass künftig das Ausspielen der Sozialmillieus durchbrochen wird und nicht mehr gilt „Mieter vs. Vermieter“. „Wir bräuchten jemanden, der Brücken baut, keine Mauern“, so Schicks Wunsch.
Kritik an Umwandlungsverbot
Ein heiß diskutiertes Thema in der Immobilienbranche ist derzeit das Umwandlungsverbot von Miet- in Eigentumswohnungen. Diese Pläne führten laut Wolfgang D. Heckeler genau in die falsche Richtung: „Die Bildung von Wohnungseigentum ist elementarer Bestandteil privater Altersvorsorge und wird daher von der Bundesregierung zu Recht intensiv gefördert. Für viele Bürgerinnen und Bürger ist dabei die gemietete Wohnung die einzige Möglichkeit, in ihrem angestammten Wohnviertel Eigentum zu erwerben. Vielfach können sie sich nämlich anderweitig kein Wohnungseigentum leisten, da der Erwerb eines Neubaus oft deutlich teurer ist. Die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen noch weiter einzuschränken, konterkariert das Ziel der Bundesregierung selbstgenutztes Wohnungseigentum zu ermöglichen und der Gentrifizierung entgegenzutreten“, kritisierte der Präsident des Verbandes der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV).
Wird die Innenstadt zum Lockdown-Opfer?
Beim Pressegespräch ging es nicht nur um Wohn-, sondern auch um Gewerbeimmobilien, die sich aufgrund des Lockdowns derzeit massiven Herausforderungen gegenübersehen. Laut Dr. Andreas Mattner könnten dadurch Deutschlands Innenstädte nachhaltig verändert werden – zum Negativen: „Gemessen an den Problemen der Wohnraumversorgung hat der Lockdown eine deutlich größere Welle von Problemen für Handels- und Hotelimmobilien ins Rollen gebracht. Es entstehen Zahnlücken in unseren Städten, deren Schließung auf bisherige Weise nicht mehr funktionieren wird. Dazu sind Anstrengungen von Staat und Privaten in ganz neuen Dimensionen erforderlich. Kurzfristig geht es dabei allerdings darum, weitere nicht angezeigte und undifferenzierte Lockdowns zu vermeiden“, erläuterte der Präsident des Zentralen Immobilen Ausschusses ZIA. (ahu)