Immer auf die Kleinen
01.07.2021
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Es ist ein Trugschluss zu glauben, die Versicherung von KMU sei ein Spezialthema. Denn immerhin geht es hier um das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, also mehr oder weniger ums Große und Ganze. Über dem Umfang der Vorsorge entscheidet allein das jeweilige Risiko. Und das war in der Corona-Pandemie gerade bei den Kleinen besonders groß.
Im Jahr 2018, dem zuletzt statistisch erfassten Zeitpunkt, gab es in Deutschland rund 3,47 Millionen kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Der Mittelstand ist und bleibt damit auch in Zukunft der Beschäftigungsmotor schlechthin. Kein Wunder, dass viele Versicherer sich die KMU auf den Vertriebsbanner geschrieben haben. Obwohl es sich eigentlich um eine Nicht-Aussage handelt. Denn die Bandbreite reicht vom kleinen Handwerksbetrieb bis hin zum international agierenden Konzern. Es stellt sich also unweigerlich die Frage, ob es eine Korrelation zwischen der Größe eines KMU und der Bereitschaft zum Versicherungsabschluss gibt. Lars Meißner, Leiter Servicecenter Gewerbe bei den Continentale Versicherungen, gibt eine klare Antwort: „Ja, das können wir erkennen. Ein Grund dafür ist, dass mit wachsender Größe eines Unternehmens die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten klarer geregelt sind. Dies führt dazu, dass Versicherungsbedarf, zum Beispiel für eine Ertragsausfall- oder Cyber-Versicherung, eher erkannt und nachgefragt wird.“ In größeren, mittelständischen Unternehmen mit angestellter Geschäftsführung steige zudem die Bereitschaft zum Abschluss einer D&O-Versicherung.
Wenig finanzieller Spielraum
Dr. Matthias Uebing, Gründer und Vorstand der mailo Versicherung, sagt hingegen: „Ja und nein.“ Für einige Berufsgruppen, wie Rechtsanwälte oder Immobilienverwalter, stelle sich unabhängig von der Betriebsgröße die Frage nicht, da eine Versicherungspflicht besteht. Bei anderen Berufsgruppen entschieden einerseits die individuelle Risikobereitschaft und andererseits, leider noch viel zu oft, das verfügbare Budget. Dr. Uebing: „Kleines Business, kleinere Umsätze und wenig finanzieller Spielraum für die Versicherungsprämie – leider oftmals ein Trugschluss, wenn es zum Schaden kommt und keine oder nur wenige Reserven vorhanden sind. Unser Ansatz: Jeder sollte sich zumindest soliden Versicherungsschutz leisten und, wenn der Bedarf wächst, flexibel anpassen, aufstocken und erweitern können.“ Kunden und Maklerpartner profitierten hier vom modularen Produktangebot des Unternehmens und auch vom Vorteil eines agilen Versicherers, sofort auf veränderte Marktgegebenheiten reagieren und den Versicherungsschutz entsprechend anpassen zu können. Auch Jawed Barna, Vorstand Vertrieb und Strategische Partnerschaften der Zurich Gruppe Deutschland, will da zunächst einmal keinen Unterschied machen: „Eine gute Absicherung ist wichtig – unabhängig von der Unternehmensgröße. Aber das Bewusstsein ist noch unterschiedlich ausgeprägt.“ Das sei nachvollziehbar, da Solo-Selbstständige oder Kleinstunternehmen im täglichen Geschäft anderen Herausforderungen ausgesetzt seien als etablierte Mittelständler. Barna: „Wir glauben, dass es einen Zusammenhang zwischen der Größe der Unternehmung und der Abschlussbereitschaft für Versicherungslösungen gibt.“ Ab zehn bis 250 Mitarbeitenden erwäge rund ein Drittel der Unternehmen, die Absicherung zu intensivieren. Unter zehn Mitarbeitende seien es 23 %.
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