Hungrige Wirtschaft braucht digitale Nahrung
08.02.2022
Claus Walter, Gründer und geschäftsführender Mehrheitsgesellschafter der Freiburger Vermögensmanagement GmbH / Foto: © Wilhelm Media
Was haben Essen und Computerchips gemeinsam? Gerade sicherheitsbewusste Investoren sollten sich diese Frage stellen. Denn die Antwort ist entscheidend zur Entwicklung eines zukunftsfähigen strategischen Anlagerezepts.
Eine alte Börsenweisheit lautet „Gegessen und getrunken wird immer“. Deswegen finden sich in vielen konservativ gestalteten Aktiendepots Nahrungsmittelproduzenten und Getränkehersteller. Sie boten gerade in unsicheren Zeiten einen guten Kapitalschutz. Natürlich gilt diese Börsenweisheit auch in Zukunft. Aber wenn es eine in der Finanzwelt quasi unumstrittene Regel gibt, dann die, Vermögen möglichst breit zu streuen. Die Idee dahinter: Selbst wenn es bei einzelnen Unternehmen, Branchen, Regionen oder Währungsräumen zu Problemen kommt, können andere Bereiche diese Phasen unbeschadet überstehen und im besten Fall sogar Verluste ausgleichen. Das Risiko, dass Vermögen von Kursverlusten, Insolvenzen oder Inflation komplett aufgefressen wird, sinkt dadurch erheblich. Bestens geeignet sind dafür Bereiche, die alltägliche Bedürfnisse stillen. Doch nicht nur Menschen haben Hunger – sondern auch die Wirtschaft.
Nachschub für die digitale Revolution
Kaum jemand wird bezweifeln, dass Technik und Internet immer stärker unseren Alltag bestimmen. Statistiken wiesen Anfang des Jahres aus, dass zwei von drei Menschen auf diesem Globus ein Handy nutzen und der Anteil weiter steigt. Anders gesagt, 5,2 Milliarden Erdenbürger telefonieren mobil und die allermeisten davon nutzen auch das Internet. 4,7 Milliarden, um genau zu sein, und damit rund 60 % der Weltbevölkerung vom Neugeborenen bis zum Greis sind heute online. Auch unser Anspruch an alltägliche Geräte hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm gewandelt. Kaum eine Maschine kommt mehr ohne Chiptechnik aus – vom intelligenten selbstkochenden Mixer mit Online-Rezeptbibliothek über Armbanduhren mit Puls- und Blutdrucküberwachung bis zum Auto mit elektronischen Sicherheitsassistenzsystemen.
Und genau in der Fahrzeugindustrie wird gerade auch ein Problem deutlich: Der Hunger auf Technik ist riesig. Kommt es hier zu Nachschubproblemen, sind die Folgen schwerwiegend. Ein modernes Mittelklasseauto beinhaltet rund 1.000 Halbleiterschaltstellen, ein Elektroauto zwischen 1.200 bis 1.400. Aufgrund der Produktionsausfälle durch die Coronapandemie und der jetzt sprunghaft angezogenen Nachfrage sind die meist in Fernost produzierten Chips heiß begehrte Mangelware. Schätzungen gehen inzwischen davon aus, dass weltweit 12 Millionen Fahrzeuge nicht gebaut werden können, da die dazu nötige Technik einfach nicht lieferbar ist. Bis dieses Problem gelöst ist, wird die Automobilwirtschaft noch die eine oder andere Feder lassen. Letztlich wird sie darauf reagieren wie ein guter Koch. Ist eine Zutat nicht lieferbar, muss er die Rezeptur kreativ verändern, einen neuen Lieferanten suchen oder notfalls eben selbst das Benötigte anbauen.
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Quelle: WSTS[/caption]
Neue Produktionsrezepte
Dieses Phänomen ist nicht auf die Fahrzeugbranche beschränkt. Es braucht keinen Nostradamus, um vorherzusagen, dass es in den nächsten Monaten in vielen Bereichen zur Verknappung des Angebots kommen wird. Nicht jeder Smart-TV, jede intelligente Waschmaschine oder jedes eBike wird kurzfristig verfügbar sein. Lieferkettenprobleme sind nicht unlösbar. Letztlich wird sich das Gleichgewicht aus Angebot und Nachfrage wieder herstellen, auch wenn beim Preisniveau noch das eine oder andere Fragezeichen steht.
Gerade deswegen macht es Sinn, Vermögen zu investieren, statt als kaum verzinste Bankeinlage von der Geldentwertung Bissen für Bissen auffressen zu lassen. In ein modern aufgestelltes, sicherheitsbewusstes Depot gehören dafür nicht mehr nur Nahrungsmittelwerte sondern auch Investments, die vom stabilen Heißhunger auf Technik profitieren. Wir mischen in das Anlagerezept für unsere Kunden deswegen auch Chiphersteller oder Softwarekonzerne bei, um ihre Vermögenswerte langfristig zu erhalten.
Gastbeitrag von Claus Walter, Gründer und geschäftsführender Mehrheitsgesellschafter der Freiburger Vermögensmanagement GmbH.
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