Höhenflug
22.12.2020
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Mitten in der Corona-Krise hat der Goldpreis einen Meilenstein erreicht, der aber möglicherweise nur eine Zwischenstation darstellt. Auch der „kleine Bruder“ befindet sich deutlich auf Kurs nach oben.
Am 4. August 2020 geschah Historisches: An diesem Tag überschritt der Goldpreis zum ersten Mal die Marke von 2.000 US-Dollar je Feinunze und lag damit knapp 500 US-Dollar über dem Wert zu Jahresbeginn. Herbert Behr glaubt aber, dass der neue Höchststand mittelfristig nur eine Zwischenstation ist. So geht der Vorstand der Golden Gates AG davon aus, dass der Preis für das gelbe Edelmetall bald die Marke von 2.500 US-Dollar erreichen wird, wobei er vor allem die aktuelle Geldpolitik als wesentlichen Preistreiber ausmacht. „Die Notenbanken haben in der Vergangenheit und jetzt auch in der Coronakrise viel Geld gedruckt und damit Banken und Staaten versorgt. Dadurch sind die Schulden der einzelnen Staaten weltweit extrem gewachsen. Ein Ende ist nicht in Sicht“, erläutert der Goldexperte. Wie sehr die Corona-Krise für ein Anwachsen der staatlichen Schuldenberge führt, machen Zahlen des Statistischen Bundesamtes deutlich. Demnach ist im ersten Halbjahr die Staatsverschuldung in Deutschland um 11,1 % gegenüber dem Jahresende auf den neuen Rekordwert von 2,1 Bio. Euro gestiegen. Damit liegt die Bundesrepublik europaweit an vierter Stelle hinter Frankreich (2,43 Bio. Euro) und Italien (2,4, Bio. Euro) und Großbritannien (2,18 Bio. Euro). Deutlich in den Schatten gestellt werden diese vier Staaten jedoch durch die USA, auf denen eine Schuldenlast von umgerechnet mehr als 22 Bio. Euro lastet. Herbert Behr glaubt nicht daran, dass diese Summen jemals zurückgezahlt werden. „Man muss davon ausgehen, dass man versuchen wird, die enormen Schulden durch Anheizen der Inflation zu verringern“, so der Goldexperte für den die wachsenden Schulden somit langfristig der beste Nährboden für Inflation sind. “Dies gepaart mit der Nullzinspolitik der EZB ergibt einen enormen Kaufkraftverlust in der Zukunft, da auf unbestimmte Zeit das Realzinsniveau negativ bleiben wird“, so Behr weiter, demzufolge nun „handfeste“ Geldanlagen immer mehr an Bedeutung gewinnen: „Jetzt heißt es vermehrt raus aus den Geldvermögen, hinein in die Sachvermögen. Dazu eignet sich am besten eine Investition in Gold.“ Entsprechend dürfte bald viel Bewegung in den Goldmarkt kommen. „Die Nachfrage wird steigen, die Währungen werden weiter an Wert gegenüber Gold verlieren. Das wird die Preise nach oben treiben“, prognostiziert Herbert Behr. Für den Edelmetallexperten ist gerade die aktuelle Lage ein wesentlicher Faktor: „Die Coronakrise wird diese Tendenz auch weiter beschleunigen.“ Möglicherweise könnte es damit immer häufiger Tage geben, an denen ein neuer Goldpreisrekord vermeldet wird.
„Kleiner Bruder“ auf der Überholspur
Noch stärker als Gold konnte in den vergangenen Monaten Silber zulegen: Während Mitte November Gold knapp 30 % mehr kostete als ein Jahr zuvor, betrug der Anstieg bei Silber ca. 45 %. Die Entwicklung verlief aber alles andere als linear: Im März, als die Corona-Pandemie von einem gesundheitlichen Problem, das vermeintlich weit weg passiert, zu einer massiven Krise für die Weltwirtschaft wurde, verlor Silber deutlich an Wert. So sackte der Preis für das Edelmetall Mitte März um 15 % ab und lag nur knapp über der Marke von 12 US-Dollar je Feinunze. Mitte April begann dann allerdings ein Preisanstieg, der im Sommer zunehmend an Fahrt aufnahm, sodass am 21. Juli zum ersten Mal seit knapp vier Jahren die Marke von 20 US-Dollar überschritten wurde. Am 18. September wurde mit 27,29 US-Dollar sogar der höchste Wert seit April 2013 erreicht. Auch wenn der Kurs seitdem wie der etwas nachgeben hat, lag er Mitte November mit knapp 25 US-Dollar 9 US-Dollar über dem Wert zu Jahresbeginn. Ein wesentlicher Grund, warum der Silberpreis in diesem Jahr eine solche Achterbahnfahrt erlebt hat, liegt in der Eigenschaft des Edelmetalls begründet, dass dieses viel stärker in der Industrie gebraucht wird als Gold. Bis zu einem historischen Höchststand ist es für Silber aber noch ein weiter Weg: Dieser wurde am 25. April 2011 mit 49,83 US-Dollar erreicht. (ahu)