Heta-Schuldenschnitt sorgt für Diskussionen

24.05.2016

Guido Versondert

Das inakzeptable Schachern Kärntens und der Republik Österreich mit den Gläubigern der früheren Hypo Alpe Adria-Gruppe ist voraussichtlich seinem Ende nahe. Der angestrebte Kompromiss bedeutet für Anleihegläubiger nominal und barwertig materielle Verluste. Investoren begegnen österreichischen Banken daher zurecht mit Misstrauen.

Im Rückblick war ihr Vertrauen auf die Ausfallbürgschaft eines Bundeslandes durchaus vertretbar. Aber die Fiktion einer ‚risikolosen‘ und mündelsicheren Kapitalanlage erwies sich als gehaltlos. Die negativen Erfahrungen mit Griechenland und Österreich legen daher nahe, als Gläubiger ähnlichen Versprechungen mit Vorsicht zu begegnen. So vertrauen deutsche Anleger vielfach noch blindlings darauf, dass der freiwillige Einlagensicherungsfonds der privaten Banken schon die Rückzahlung ihrer Forderung sicherstellen werde. Dabei wird häufig missachtet, dass - aus gutem Grund - weder die Banken noch ihre Gläubiger einen rechtlichen Anspruch auf Unterstützung haben. Schlimmer noch: trotz bereits deutlich reduzierter Deckungsgrenzen besteht ein krasses Missverhältnis zwischen dem in Europa einmalig optimistischen Leistungsversprechen des Einlagensicherungsfonds und seinen überschaubaren finanziellen Mitteln. Schon bei kleinen Banken wie Lehman Brothers Bankhaus oder der Maple Bank erreichen die Auszahlungsverpflichtungen bis zu 50 % der Bilanzsumme. Dem stehen deutlich geringere Mittel gegenüber, ergänzt allenfalls um gewisse Nachschusspflichten. Mangels Transparenz lässt sich schätzen, dass schon bei einer Bank mittlerer Größe die verfügbaren finanziellen Mittel bei einer Insolvenz oder Restrukturierung nicht ausreichen werden. Im Vergleich dazu sind die Gläubiger der Hypo Alpe Adria-Gruppe schon fast für ihren bescheidenen Realismus zu loben. Anleiheinvestoren sollten sich daher nicht vom Zweckoptimismus der Schuldner verführen lassen. Wie gut ist es wohl um die Kreditwürdigkeit einer Bank bestellt, die damit um Kundengelder wirbt, dass bei Problemen der Einlagensicherungsfonds schon einspringen werde? Ist es sicher, dass der deutsche Staat dem Einlagensicherungsfonds wie schon 2008 mit Garantien und Krediten helfen würde, seine eigenen Probleme zu lösen? Der Wandel im politischen Willen ist klar: die Gesellschafter einer Bank sollen hauptsächlich für deren Probleme geradestehen. Aber auch Gläubiger von Anleihen und Schuldscheinen wurden jüngst rechtlich und wirtschaftlich spürbar schlechter gestellt und müssen künftig verstärkt mit Verlusten rechnen. Verantwortungsvolle Käufer von Schuldtiteln werden daher angesichts der Erfahrungen mit der Hypo Alpe Adria-Gruppe schauen müssen, ob sie Substanz oder Hoffnungswerte in ihren Portefeuilles wiederfinden möchten.“

Autor: Guido Versondert Independent Credit View AG