Herabstufung durch Fitch: Unwillkommene Botschaft an die Geldpolitik
02.08.2023
Chefvolkswirt Nicolaj Schmidt. Foto: T. Rowe Price
Nachdem die Ratingagentur Fitch die USA im Mai auf "negative credit watch" gesetzt hatte, stufte sie die Kreditwürdigkeit der USA von AAA auf AA+ herab. Dies folgt auf eine Herabstufung durch S&P im Jahr 2011. Auslöser für die Herabstufung war vor allem der ungeordnete Prozess rund um die jüngste Anhebung der Schuldenobergrenze, aber die Ratingagentur verweist auch darauf, dass die Kombination aus hoher Verschuldung und straffer Geldpolitik die Schuldendienstkosten in den kommenden Jahren auf 10 % der Staatseinnahmen treiben wird.
Meiner
Ansicht nach sind die Auswirkungen der Herabstufung der Ratings auf den Markt
und die Wirtschaft höchstwahrscheinlich vernachlässigbar. Nach der Herabstufung
der Kreditwürdigkeit durch S&P im Jahr 2011 wurden viele
Vermögensverwaltungsmandate angepasst, um sicherzustellen, dass Rating-Trigger
und die Herabstufung eines AAA-Emittenten nicht zu umfangreichen
Portfolioanpassungen führen. Darüber hinaus hat Fitch die Länderratinggrenze
unverändert gelassen, so dass die Herabstufung nicht automatisch auf andere in
den USA ansässige Emittenten durchschlägt.
Während die Auswirkungen der Rating-Herabstufung auf den Markt höchstwahrscheinlich begrenzt sind, fällt die Änderung in die illiquide Sommerzeit - eine Zeit, die in der Regel durch erhöhte Volatilität gekennzeichnet ist. Außerdem hat die geldpolitische Wende der Bank of Japan in der vergangenen Woche nach einer beeindruckenden Reihe von Kursgewinnen den Markt verunsichert. Für sich genommen ist die Anpassung der Ratings wahrscheinlich nicht von Bedeutung, aber sie ist ein Teil des Puzzles, das zu einem gewissen Anstieg der Marktvolatilität führen könnte.
Meiner Meinung nach besteht der interessanteste Aspekt der Herabstufung der Ratings darin, dass sie die Herausforderungen zwischen der fiskalischen Großzügigkeit der Vergangenheit und einem geldpolitischen Kurs aufzeigt, der zur Eindämmung des Inflationsdrucks zu straff eingestellt wurde. Fitch geht davon aus, dass der Zinsaufwand für die US-Schulden in den kommenden Jahren auf 10 % der Staatseinnahmen ansteigen wird. Die Botschaft an die Regierungen in aller Welt ist klar: Angesichts des Anstiegs der Zinssätze bedeutet die Bedienung der ausstehenden Schulden, dass die fiskalischen Expansionen der Vergangenheit die fiskalischen Defizite der Zukunft stark belasten werden. Um die Tragfähigkeit der Schulden aufrechtzuerhalten, muss die Geldpolitik zu einem vorsichtigen Kurs zurückkehren. Zweifellos ist dies eine unwillkommene Botschaft, insbesondere in einer Zeit, in der der globale Wachstumsmotor stottert.
Kommentar von Nicolaj Schmidt, internationaler Chefvolkswirt bei T. Rowe Price